Notstand: „Alle 27 Stunden stirbt eine Apotheke“
Eine Branche schlägt Alarm: Die Zahl der Apotheken im Land geht immer weiter zurück. „Alle 27 Stunden stirbt eine Apotheke in Deutschland“, sagt eine Pharmazeutin. Auch in Hamburg sieht es düster aus. Der Grund: Viele können nicht mehr kostendeckend arbeiten.
Eine Branche schlägt Alarm: Die Zahl der Apotheken im Land geht immer weiter zurück. „Alle 27 Stunden stirbt eine Apotheke in Deutschland“, sagt eine Pharmazeutin. Auch in Hamburg sieht es düster aus. Der Grund: Viele können nicht mehr kostendeckend arbeiten.
21.602 Apotheken gab es im Jahr 2008 in Deutschland. Von diesem bisherigen Höchststand sind wir heute ein gutes Stück entfernt. Nachdem 2022 ganze 391 von ihnen dichtgemacht haben, gab es zum Jahresende nur noch 18.070. „Die 18.000 hat gehalten – mit großer Wahrscheinlichkeit zum allerletzten Mal“, heißt es vonseiten des Branchenverbandes „Adhoc“, der diese Zahlen kürzlich veröffentlicht hat.
„Alle 27 Stunden stirbt in Deutschland eine Apotheke“, sagt die Hamburger Apothekerin Anette Kaiser-Villnow. Dieser Trend macht sich auch in Großstädten wie Hamburg bemerkbar. Hier haben in den vergangenen zehn Jahren 15 Prozent der Apotheken dichtgemacht, wie die Apothekerkammer Hamburg auf MOPO-Anfrage mitteilt, 2022 waren es laut „Adhoc“ sechs Stück. Übrig geblieben sind noch 375. Der Grund dafür: „Die schlechte Bezahlung der Apotheker für ihre Leistung“, sagt die Apothekerkammer.
Apotheken: „Manche können nicht mehr kostendeckend arbeiten“
Zum einen sei das Honorar seit 2004 nur einmal um 20 Cent angehoben worden, während die Preise stetig stiegen. Das andere Problem erklärt Anette Kaiser-Villnow so: „Der Abschlag an die Krankenkassen wurde in diesem Jahr trotz Inflation nochmal erhöht. Die Apotheke verdient pro Medikamentenpackung 8,35 Euro. Davon musste sie 2022 noch 1,77 Euro an die Krankenkassen abführen, jetzt sind es zwei Euro.“ Statt Inflationsausgleich gab es also zusätzliche Belastungen. Gleichzeitig leiden auch die Apotheker unter den gestiegenen Stromkosten und dem Fachkräftemangel. „Manche können einfach nicht mehr kostendeckend arbeiten“, sagt Anette Kaiser-Villnow.
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Laut der Apothekerkammer ist der Rückgang insbesondere in den Randbezirken Hamburgs zu spüren. Noch schlimmer ist es übrigens in Bayern: Dort wurde 2022 mit 84 Schließungen der bundesweite Allzeitrekord gebrochen. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern war der Wert erstmals zweistellig.