Apfelernte im Alten Land: „Wenn das so weitergeht, dann haben wir hier Wacken“
Rasant steigende Kosten für Arbeitskräfte und Energie und gleichzeitig eine gewaltige Ernte, die die Preise drückte. Für die Apfelbauern im Alten Land war die letzte Saison „desaströs“, wie Experten sagen. Nun steht die aktuelle Ernte der Frühsorten in Neuenfelde, Jork und Co. an. Wie die Äpfel den Dauerregen überstanden haben, warum Sturm den Hamburger Obstbäumen nix anhaben kann und wieso ein Bauer „Verhältnisse wie in Wacken“ fürchtet.
Rasant steigende Kosten für Arbeitskräfte und Energie und gleichzeitig eine gewaltige Ernte, die die Preise drückte. Für die Apfelbauern im Alten Land war die letzte Saison „desaströs“, wie Experten sagen. Nun steht die aktuelle Ernte der Frühsorten in Neuenfelde, Jork und Co. an. Wie die Äpfel den Dauerregen überstanden haben, warum Sturm den Hamburger Obstbäumen nix anhaben kann und wieso ein Bauer „Verhältnisse wie in Wacken“ fürchtet.
„Die Wetterprognose lässt mich auf ein gutes Ernteergebnis hoffen“, sagt Hein Lühs. Der Obstbauer vom Herzapfelhof in Jork beginnt demnächst mit der Ernte der Frühsorten wie Gravensteiner und Delbar Estivale und ist erfreut, dass es in den nächsten Wochen sonnig und warm werden soll. Denn das brauchen seine Lageräpfel (etwa Cox und Elstar) noch, die erst ab Mitte September von den Bäumen geholt werden. Dann bekommen sie richtig viel Geschmack.
Die nassen Wochen mit täglichen Regenschauern haben die Äpfel im Alten Land ganz ordentlich überstanden, obwohl bei viel Feuchtigkeit immer die Gefahr von Obstschorf besteht, einem Pilz, der die Bäume befällt. „Weiter regnen sollte es jetzt aber bitte nicht mehr“, so Lühs. „Sonst ist das Mist. Dann bekommen wir bei der Ernte in den Plantagen Zustände wie in Wacken.“ Nämlich richtig matschig.
Apfelernte im Alten Land: zu trocken, zu heiß, dann zu nass
Überhaupt war das Wetter wieder „herausfordernd“, wie es bei der Obstbauversuchsanstalt in Jork heißt. Erst zu trocken, dann zu heiß. Da bekamen Äpfel Sonnenbrand und wurden vorsorglich beregnet, wie es auch im Winter und Frühjahr mit den Knospen und Blüten gegen den Frost gemacht wird. Und nun ist es sehr nass und zuletzt auch kühler, als Äpfel es mögen, um viel Zucker einzulagern. Die häufigen Stürme hingegen machen den Apfelplantagen nicht so viel aus. Lühs: „Die heutigen Apfelbäume sind ja viel kleiner, da fegt der Wind drüber weg.“

Obstbauer Lühs geht auf seinem Biohof von einer „schwachen Normalmenge“ bei den Erträgen aus. Was für die Obstbauern okay ist. Im Jahr 2022 gab es eine sensationell große Ernte in Deutschland und anderswo, was die Preise massiv unter Druck brachte. Daher sind sehr große Ernten gar nicht unbedingt erstrebenswert.
Ernte in Hamburg und Niedersachsen: weniger Äpfel als im Jahr zuvor
Laut Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) liegt die zu erwartende Apfelernte im Alten Land in diesem Jahr bei 299.000 Tonnen. Im Vorjahr waren es 333.000 Tonnen, damals haben viele Apfelbauern einen Teil der Früchte an den Bäumen vergammeln lassen, weil eine Ernte sich nicht gelohnt hätte – es gab nicht genug Abnehmer. „In diesem Jahr bekommen wir eine marktgerechte Ernte“, erklärt Obstbau-Experte Helwig Schwartau von der AMI.
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Auch deutschlandweit wird weniger Ertrag erwartet, mit 952.000 Tonnen sind es 170.000 Tonnen weniger als im Jahr davor. Da auch europaweit das Angebot nicht so groß sein wird, und etwa aus Neuseeland wegen heftiger Unwetter weniger Äpfel auf den Markt kommen, hoffen die Apfelbauern aus dem Alten Land in diesem Jahr auf bessere Preise. Die haben tatsächlich auch in den vergangenen Monaten schon angezogen. Schwartau: „Aber das letzte Jahr war desaströs, wir haben eine extreme Saison hinter uns.“