Apérol statt Auspuff: Parkplätze sollen jeden Sommer zu Terrassen werden!
„Es war ein Segen, dass wir die zwei Parkplätze als Terrasse nutzen konnten“, sagt Olivier Krummel vom Bistro Tati in der Bellealliancestraße. 16 zusätzliche Tische, das kann für einen kleinen Laden in Pandemienöten die Rettung sein. Im notorisch vollgeparkten Bezirk Eimsbüttel soll das Corona-Konzept „Parkplätze zu Außenterrassen“ nun Dauereinrichtung werden.
Und die Nachbarn? Schimpfen die nicht, dass auf dem begehrten Parkraum im Sommer Käseplatte und Wein serviert wurden? Und dass Menschen mehr Lärm machen als parkende Autos? Die MOPO sprach mit Politikern und Gastronomen über die Pläne für den Sommer.
Der Apérol Spritz unterm Sonnenschirm, das Feierabendbierchen auf der Terrasse – in Eimsbüttel sind Plätze unter freiem Himmel bei Gastronomen und Gästen heißgeliebt und ziemlich knapp. Während der Pandemie durften Wirte ihre Tische und Stühle auf Gehwege und Parkplätze stellen. Diese „Rettungsmaßnahme“ soll nun im Bezirk dauerhaft möglich werden, fordern Grüne und CDU Eimsbüttel in einem Antrag.
„Es war ein Segen, dass wir die zwei Parkplätze als Terrasse nutzen konnten“, sagt Olivier Krummel vom „Bistro Tati“ in der Bellealliancestraße. „Gerade während Corona wollten viele Gäste nicht in den Innenraum, die Tische draußen wurden super angenommen.“ 16 zusätzliche Plätze, das kann für einen kleinen Laden die Rettung sein.
Eimsbüttel: Parkplätze werden zu Terrassen
Und die Nachbarn? Schimpfen die nicht, dass auf dem begehrten Parkraum im Sommer Käseplatte und Wein serviert wurden? Und dass Menschen mehr Lärm machen als parkende Autos? Nein, sagt Krummel: „Ich wohne selbst hier und weiß, dass der Lärmpegel hoch ist. Wir versuchen, abends ruhiger zu sein und ab 23 Uhr ist draußen ohnehin Schluss.“ Und was die weggefallenen Parkplätze angeht: „Ich habe auch ein Auto und ich weiß: Es wird in Eimsbüttel niemals genug Parkplätze geben, und durch Baustellen fallen mehr weg, als durch unsere Terrasse.“

Aaron Hasenpusch von der „Klinkerbar“ am Eppendorfer Weg konnte durch die Parkplatznutzung bis zu 30 Gäste mehr gleichzeitig bewirten. Zwei Parkplätze wurden der Weinbar von April bis Oktober zur Verfügung gestellt, mit Glück fand vor der Absperrung noch ein Auto Platz. „Unser Kerngeschäft hat sich auf den Sommer verlagert“, so Hasenpusch zur MOPO. „Und gerade für kleine Läden wie uns ist das Terrassengeschäft unheimlich wichtig.“
Nach zwei Jahren Pandemie stehen viele Gastronomen mit dem Rücken zur Wand. „Während des ersten Lockdowns wurde die Gastronomie gut unterstützt“, sagt Hasenpusch. „Aber dann gerieten wir aus dem Blick.“ Hohe Auflagen und Sperrstunden sorgen für akute Umsatzeinbrüche an den Tresen.

251 Sondergenehmigungen für Außengastronomie erteilte der Bezirk Eimsbüttel im vergangenen Jahr, gut 200 davon auf Gehwegen, 40 auf Parkflächen, wobei eine Fläche mehrere Parkplätze umfassen kann. Geschätzt mindestens 80 Parkplätze sind im ohnehin notorisch zugeparkten Eimsbüttel in den Sommermonaten also weggefallen.
Im Oktober 2021 liefen die Genehmigungen aus. Grüne und CDU im Bezirk fordern nun die Verwaltung auf, eine dauerhafte Lösung für die bisher noch provisorischen Terrassen zu finden. „Es geht um die Abwägung zwischen Existenzen, Lebenswerken, kulinarischer Vielfalt und Arbeitsplätzen auf der einen und öffentlichen Stellplätzen auf der anderen Seite“, so Nico Thies, Sprecher der Grünen im Wirtschaftsausschuss.
Ziel des gemeinsamen Antrags: Die Flächen aus dem vergangenen Jahr sollen den Wirten unbürokratisch im Frühjahr 2022 wieder zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig solle die Verwaltung sich ein Konzept für eine Dauerlösung überlegen, damit die Gastronomen planen können. Nico Thies zur MOPO: „Das könnte etwa so aussehen, dass es saisonale Nutzungen gibt.“ Sprich: Terrasse von April bis Oktober, Parkplatz im Winter.

Anna Jerosch von der Bar „Sonnenseite“ an der Weidenallee setzt große Hoffnungen in den Politik: „Für uns war die Terrasse auf den beiden Parkplätzen existenziell.“ Gelegentlich habe sich ein Autofahrer über die weggefallen Parkplätze beklagt, aber meistens gab es Zuspruch. „Wir sind eine Nachbarschaftskneipe, die Leute haben es geliebt, draußen zu sitzen und verstehen, wie wichtig diese Einnahmemöglichkeit für uns ist.“

Ganz reibungslos lief das Projekt „Außengastronomie auf öffentlichen Flächen“ allerdings nicht ab: 10 bis 15 Verstöße gegen das Wegegesetz registrierten die Kontrolleure des Bezirks. Einige Wirte mussten ihre Konstruktionen nach Beschwerden auch zurückbauen. Und während viele Wirte ihre Parkplatz-Terrassen liebevoll möblierten, gab es auch gelegentlich Klagen über unansehnliche Provisorien.
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Aus der Sicht der Gastronomen und ihrer Gäste ist das Konzept trotz kleiner Macken ein voller Erfolg: „Selbst, als es kälter wurde saßen die Gäste noch eingemummelt draußen“, sagt Anna Jerosch.