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  • Viel Natur mitten in der Stadt: So soll „Superbüttel“ einmal aussehen.
  • Foto: Cities for Future; Kurs Fahrradstadt, 2021

Anti-Auto-Plan: Wie ein ganzer Stadtteil zum „Kinderzimmer auf der Straße“ werden soll

Eimsbüttel –

Tempo 10 für Autos, Spielstraßen, Vorrechte für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen – so stellt sich eine Initiative die Mobilität der Zukunft in Eimsbüttel vor. Kurzum: Der Stadtteil soll zu „Superbüttel“ werden. Vorbildfunktion für die ganze Stadt inklusive.

Der ADFC-Fahrradklimatest hat zuletzt bewiesen, dass Hamburg noch reichlich Nachholbedarf hat. Zu schmale Radwege, zu schnell fahrende Autofahrer*innen, falsch geparkte Fahrzeuge und nicht optimale Ampelschaltungen gehören demnach zu den größten Sorgen der Hamburger Radelnden. Das kann so nicht bleiben, findet die Initiative „Kurs Fahrradstadt“, und will Eimsbüttel zum Vorbild für ganz Hamburg machen.

Initiative „Kurs Fahrradstadt“: Eimsbüttel wird zu „Superbüttel“

Rund um die Rellinger Straße hat Initiator Kai Ammer einen Plan erarbeitet. Es sollen Spielstraßen entstehen, neue Grün- und Erholungsflächen angelegt und der private PKW-Verkehr weitgehend durch alternative Angebote ersetzt werden. Für jedes Vorhaben gelte: Die Menschen stehen im Vordergrund.

Kai Ammer ist Initiatior von „Kurs Fahrradstadt“.

Kai Ammer ist Initiator von „Kurs Fahrradstadt“.

Foto:

hfr

„Jeder Parkplatz, der umgewandelt wird, ist wie ein neues Kinderzimmer auf der Straße“, sagten Ammer und weitere Initiatoren im Gespräch mit der „Zeit“. Auf ein eigenes Auto müsse zwar niemand verzichten – zugleich aber eine Diskussion darüber, wie der öffentliche Raum genutzt werde, möglich sein.

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Eimsbüttel sei dank seiner Einwohner*innendichte gut für ein solches Modellprojekt geeignet. Knapp 18.000 Menschen leben dort auf einem Quadratkilometer. Nur Hoheluft-West ist mit über 19.000 Bewohner*innen je Quadratkilometer noch dichter besiedelt. Die Initiative rechnet vor, dass es im geplanten „Superbüttel“ insgesamt nur 5,8 Quadratkilometer Grünflächen gibt – ganze 3,19 Prozent der Fläche. Hier sieht „Kurs Fahrradstadt“ den dringendsten Handlungsbedarf und will die Grünflächen schon zu Projektstart um knapp 5,5 Quadratkilometer erweitern.

„Superbüttel“ setzt sich unter anderem für mehr Spielplätze und Grünflächen im öffentlichen Raum ein.

„Superbüttel“ setzt sich unter anderem für mehr Spielplätze und Grünflächen im öffentlichen Raum ein.

Foto:

Cities for Future; Kurs Fahrradstadt

Mobilitätswende in Hamburg: Paris und Barcelona als Vorbilder

Orientiert hat sich die Initiative dabei an Vorbildern aus dem europäischen Ausland. So gibt es in Barcelona autofreie, grüne „Superblocks“. Über 500 solcher Wohnquartiere sind dort geplant, seit 2017 wird das Projekt bereits umgesetzt. Mit Erfolg: Das Institut „BCN ecologia“ hat vorgerechnet, dass die Lebenserwartung bereits um knapp 200 Tage gewachsen ist. In Paris gibt es seit 2016 das Projekt „Paris respire“ (zu deutsch: Paris atmet auf). Teile der Stadt werden jeden Sonntag für den Autoverkehr gesperrt und stehen dann den Bürger*innen zur Verfügung.

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Vieles, was Hamburg im Bereich der Mobilitätswende anstoße, geht aus Sicht der Initiative in die richtige Richtung. Denn dass der Verkehr der Zukunft in Hamburg auf zwei Rädern fließt, ist auch für den Senat ein wichtiges Thema. „Lärm-, Luft- und Stau-Probleme“ gilt es laut Koalitionsvertrag zu verringern. Damit das klappt, hat Rot-Grün den Radverkehr zu einem Investitionsschwerpunkt der Legislaturperiode ausgerufen. Allerdings fehle eine Vision, was die Stadt genau erreichen will, kritisiert „Kurs Fahrradstadt“.

Hamburg muss Fahrradstadt werden: Das fordert die Initiative vom rot-grünen Senat.

Hamburg muss Fahrradstadt werden: Das fordert die Initiative vom rot-grünen Senat.

Foto:

Kurs Fahrradstadt

„Kurs Fahrradstadt“: Grünen-Politiker befürwortet Projekt

Immerhin: Till Steffen (Grüne) hat dem Vorhaben bereits seine Unterstützung zugesichert. „Sehr spannendes Projekt für mehr Lebensqualität rund um die Rellinger Straße“, twitterte der frühere Justizsenator. Unterstützung sucht die Initiative auch in der Bevölkerung: Eine Petition an Peter Tschentscher (SPD) kommt schon auf 6.700 Unterschriften.

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