Angeblicher Professor der Endo-Klinik muss „leider“ sein Türschild ändern
Er trägt einen Professoren-Titel, obwohl er gar nicht habilitiert ist: Der MOPO-Artikel über den Ärztlichen Direktor der Endo-Klinik, Dr. Thorsten Gehrke, hat in Hamburg für Wirbel gesorgt. So erklärt die Klinik, was passiert ist – und wie es nun weitergeht.
Er trägt einen Professoren-Titel, obwohl er gar nicht habilitiert ist: Der MOPO-Artikel über den Ärztlichen Direktor der Endo-Klinik, Dr. Thorsten Gehrke, hat in Hamburg für Wirbel gesorgt. So erklärt die Klinik, was passiert ist – und wie es nun weitergeht.
In einer Mail an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt der Geschäftsführer der Spezialklinik für Knochen-, Gelenk- und Wirbelsäulenchirurgie an der Holstenstraße, Philip Wettengel, am Montag den falschen Umgang mit dem Professorentitel des obersten Arztes zu.
Mail an Belegschaft: Ärztlicher Direktor muss Schild an Bürotür ändern
„Leider war bisher die Bezeichnung an der Bürotür von Profesor Visitante (Buenos Aires/ Santiago de Chile) Dr. med. Thorsten Gehrke und auf der Internetseite von Helios-international (die aber nicht von uns gepflegt wird) fehlerhaft“, heißt es in dem Schreiben an die Belegschaft.
Nicht nur auf dem Türschild, sondern auch auf der Internetseite der zum Helios-Konzern gehörenden Klinik sei Gehrke also fälschlicherweise und – so wird es suggeriert – ohne etwas dafür zu können, mit dem höchsten akademischen Titel ausgewiesen worden. „Dies wurde schlicht übersehen und wird heute abgeändert“, verspricht Wettengel in der Mail weiter.
Irreführend: Aus „Prof. Dr. med.“ wird „Profesor Visitante (Buenos Aires/Santiago de Chile)“
Allerdings: Entfernt wird der Professorentitel dabei nicht – sondern umformuliert. Das heißt: Aus dem „Prof. Dr. med. Thorsten Gehrke“, wie er bisher weitläufig in der Klinik genannt wurde, wird ab sofort ein „Profesor Visitante (Buenos Aires/ Santiago de Chile) Dr. med. Thorsten Gehrke“. Zur Begründung erklärt das Unternehmen, dass dem Chirurgen vor zehn bzw. elf Jahren bei Besuchen in Südamerika von Universitäten der Hauptstädte Argentiniens und Chiles im Zusammenhang mit einer Lehrtätigkeit zwei Gastprofessuren verliehen worden sind.
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Im Spanischen wird der Professoren-Titel etwas anders verwendet als im Deutschen. Ein „profesor“ ist schlicht ein Lehrer oder auch – wie in diesem Fall – ein Dozent. Die Universitäten selbst haben auf mehrere Anfragen der MOPO zu der Sache nicht reagiert.
Fakt ist: Ohne die Zusätze „visitante“ (Besucher) und „Buenos Aires/Santiago“ darf Gehrke den Titel nicht verwenden. Das hat die zuständige Wissenschaftsbehörde der MOPO bestätigt. Allerdings hat Gehrke den Professorentitel auch schon vor den Besuchen 2012 in Buenos Aires und 2013 in Santiago de Chile geführt.

In der Ausgabe vom August 2010 der Zeitschrift „Management & Krankenhaus“ wird „Prof. Dr. Thorsten Gehrke“ zum Thema Lärmpegel im OP zitiert. Die Ärztezeitung vom 28. Februar 2011 verzichtet sogar auf die Abkürzung des Titels und zitiert „Professor Thorsten Gehrke“ zum Komplikationsraten bei bestimmten Eingriffen. Auch im NDR oder in den Publikationen der „Deutschen Gesellschaft für Endoprothetik“ und des „Bundesverbands Medizintechnologie“ taucht der Professorentitel bereits 2011 auf.
Hintergrund: Von 2009 bis 2012 war Dr. Gehrke als Professor an der Hamburg Medical School beschäftigt und durfte den Titel laut Auskunft der Schule in dieser Zeit tragen. Mit Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses erlosch laut Schule die Professur und damit die Berechtigung zum Führen des Titels, worüber die Schule die Hamburger Wissenschaftsbehörde umgehend informiert habe.
Darüber hinaus gibt es auf YouTube zahlreiche Interviews verschiedener Anbieter, die Gehrke auch nach 2012/2013 als „Prof. Dr. med.“ ausweisen – ohne die Zusätze der südamerikanischen Hauptstädte.