Taxi-Alternativen wie Moia: Warum das Konzept überall scheitert – außer in Hamburg
Mehrere Personen teilen sich ein Fahrzeug, das sie auf Abruf („On Demand“) in die Nähe ihres Zielortes bringt: Ridepooling vereint in der Theorie gleich zwei Vorteile: Die Fahrgäste kommen günstig ans Ziel und schonen gleichzeitig die Umwelt. Trotzdem sind viele solcher Shuttledienste nicht erfolgreich: Erst vor Kurzem musste „Clevershuttle“ Insolvenz anmelden, davor hatte auch der Berliner „Berlkönig“ den Betrieb wieder eingestellt. Währenddessen haben die beiden Hamburger Anbieter entgegen diesem Trend große Pläne, wollen ihr Angebot sogar ausbauen. Dabei steht ihnen der entscheidende Meilenstein aber noch bevor.
Mehrere Personen teilen sich ein Fahrzeug, das sie auf Abruf („On Demand“) in die Nähe ihres Zielortes bringt: Ridepooling vereint in der Theorie gleich zwei Vorteile; die Fahrgäste kommen günstig ans Ziel und schonen gleichzeitig die Umwelt. Trotzdem sind viele solcher Shuttledienste nicht erfolgreich: Erst vor Kurzem musste „Clevershuttle“ Insolvenz anmelden, davor hatte auch der Berliner „Berlkönig“ den Betrieb wieder eingestellt. Währenddessen haben die beiden Hamburger Anbieter entgegen diesem Trend große Pläne, wollen ihr Angebot sogar ausbauen. Dabei steht ihnen der entscheidende Meilenstein aber noch bevor.
Während die Hamburger „Moia“-Flotte im Frühjahr 2020 den zweimillionsten Fahrgast bejubelte, hatte sich der Konkurrent „Clevershuttle“ da schon längst aus Hamburg verabschiedet. Drei Jahre später ist dieser Fahrdienstleister endgültig insolvent. Die Deutsche Bahn stieg vor kurzem als mehrheitlicher Investor aus dem Unternehmen aus, das Sammeltaxis in diversen deutschen Städten angeboten hatte.
„Moia“ hat in Hamburg große Pläne für den On-Demand-Verkehr
Auch der „Berlkönig“ fuhr im Juni 2022 „in den Sonnenuntergang“, wie der Ridepooling-Anbieter in seiner Abschieds-E-Mail schrieb. Ein Grund für das Aus: Der Betrieb der Fahrzeuge und die Personalkosten lagen weit über den Einnahmen.
Ganz andere Pläne bei „Moia“: Inzwischen fahren um die 450 der goldenen Wagen durch die Hansestadt – seit Jahresbeginn auch südlich der Elbe –, die seit dem Start 2019 insgesamt sieben Millionen Fahrgäste aufgesammelt haben.
Künftig sollen sogar 700 Fahrzeuge über das gesamte Stadtgebiet rund um die Uhr unterwegs sein. „Das liegt unter anderem daran, dass der Konzern Volkswagen derzeit sehr viel Geld in ‚Moia‘ reinsteckt“, sagt der Verkehrsforscher Carsten Gertz von der TU Hamburg. „Denn für ‚Moia‘ ist das, was hier in Hamburg stattfindet, eine große Wette auf die Zukunft.“
Die Zukunft bei „Moia“ und Co. soll autonom werden
Und die soll vor allem eines werden: autonom. Ab 2025 sollen die ersten „Moias“ ohne Fahrer durch Hamburg fahren. Denn allein mit menschlichen Fahrern seien die genannten Ziele nicht zu bewerkstelligen, sagte „Moia“-Chef Sascha Meyer kürzlich. „Dazu bräuchte es bis zu 20.000 Personen.“

Das bedeute auch für die Kosten einen „Gamechanger“, wie Sprecherin Jennifer Langfeldt auf MOPO-Nachfrage mitteilt. Trotzdem, betont sie, sei der Shuttleservice auch heute schon wirtschaftlich erfolgreich – zu bestimmten Zeiten, in denen sich Angebot und Nachfrage ausbalancierten. Auf häufigsten sind das Freizeitwege am Freitag- oder Samstagabend.
„hvv hop“ setzt auch auf eine halb-autonome Flotte
Auch der zweite Hamburger On-Demand-Anbieter „hvv hop“, früher „ioki“, setzt angesichts des Fachrkäftemangels und der Kosten künftig auf eine gemischte Flotte aus menschlich- und computergesteuerten Fahrzeugen. Derzeit ist die Mitfahrt mit allen HVV-Fahrkarten plus einem Aufpreis von zwei Euro pro Person und Fahrt möglich. „Das ist bei Weitem nicht kostendeckend“, sagt TU-Professor Gertz. „Die Stadt will das Angebot auch hier einfach erstmal ausprobieren.“ Derzeit würden die meisten Fahrten von „hvv hop“ gebucht, um zur nächsten S-Bahnstation oder zum Einkaufen zu kommen.

Betreiber sind die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH). Sprecher Lennart Meyer betont, dass im Öffentlichen Nahverkehr – zu dem der Shuttleservice gehört – generell die Kosten höher als die Einnahmen durch Fahrgelderlöse seien. Das Defizit werde durch die Auftraggebenden, also die Stadt Hamburg, ausgeglichen.
„Moia“ und „hvv hop“ gehören zum Hamburger Nahverkehr
Aber die Kosten waren in den anderen Städten nur ein Teil des Problems. Berlin zum Beispiel sah im Ridepooling vor allem eine Konkurrenz zum ÖPNV und der Taxi-Branche. Ganz anders in Hamburg: Sowohl „Moia“ als auch „hvv hop“ sind inzwischen ganz selbstverständlich Teil des Öffentlichen Nahverkehrs. Das Konzept scheint aufzugehen. „Moia“ hat nach eigenen Angaben mehr als eine Million registrierte Nutzer in der App. Das ist mehr als jeder zweite Hamburger. „hvv hop“ nutzten seit Januar 22.236 Fahrgäste.
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Fazit: Beide Hamburger On-Demand-Anbieter sind laut eigenen Angaben gekommen um zu bleiben und haben große Zukunftspläne. Verkehrsforscher Gertz sieht darin eine Chance für die Mobilitätswende: „Die Anzahl der privaten Pkw kann nicht immer weiter ansteigen, wie es in den vergangenen Jahrzehnten der Fall war“, sagt er. „Dafür ist schlicht kein Platz in der Stadt. An diesem Punkt kommen ‚Moia‘, ‚hvv hop‘ und Carsharing ins Spiel.“
Ein wichtiger Wendepunkt wird allerdings erst das autonome Fahren und die damit verbundene Kostensenkung sein. Bleibt die Frage: Werden die Fahrgäste das dann auch akzeptieren? „Das ist noch ein Blick in die Glaskugel“, sagt Gertz. „Bislang gibt es aber keine Anzeichen dafür, dass das autonome Fahren bei vielen auf Ablehnung stößt.“