Am Ende jubelte Hamburgs AfD: Darum lagen die Prognosen von ARD und ZDF so daneben
Und plötzlich brach Jubel aus: Als am Sonntagabend um 18 Uhr die ersten Wahl-Prognosen in ARD und ZDF veröffentlich wurden, war die AfD mit 4,7 Prozent raus aus der Bürgerschaft. Doch die Freude währte bei vielen Hamburgern nur kurz, am Ende zogen die Rechtspopulisten mit 5,3 Prozent doch noch ins Landesparlament ein. Wie konnten die Prognosen nur so daneben liegen?
Um die AfD-„Enttäuschung“ zu verstehen, muss man den Unterschied zwischen Prognosen und Hochrechnungen verstehen. Wahlforschungsinstitute wie „Infratest Dimap“ oder die „Forschungsgruppe Wahlen“ erheben ihre Daten für die erste Prognose um 18 Uhr direkt vor ausgewählten Wahllokalen, die möglichst einen Durchschnitt abbilden sollen.
Hamburg: Was sind Prognosen, was Hochrechnungen?
Die Befragung findet statt, nachdem die Wähler ihre Stimmen an der Urne abgegeben haben. Vor den Wahllokalen warten Mitarbeiter der Institute und führen die sogenannten „Exit Polls“ durch. Hierbei erhalten die Bürger erneut Stimmzettel, die sie ausfüllen und anonym in eine spezielle Box werfen. Die gesammelten Ergebnisse werden vor Ort ausgewertet und anschließend einer Plausibilitätsprüfung unterzogen. Briefwähler werden in der Wahltagsbefragung nicht erfasst, sondern durch ein Schätzverfahren in der Prognose berücksichtigt.
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Hochrechnungen basieren hingegen auf einer anderen Datengrundlage: den ersten amtlichen Auszählungsergebnissen, die im Laufe des Wahlabends nach und nach veröffentlicht werden. Je mehr Teilergebnisse zur Verfügung stehen, desto exakter können die Experten das Wahlergebnis hochrechnen.
ARD & ZDF: Darum lagen die AfD-Prognosen so daneben?
Und wie ist nun die Abweichung von Prognose und Ergebnis der AfD zu erklären? In der ersten Prognose sah „Infratest Dimap“ – das Institut beliefert die ARD mit seinen Daten – die AfD am Sonntag um 18 Uhr bei 4,7 Prozent. Verglichen mit dem vorläufigen Auszählungsergebnis ergibt sich eine Abweichung von 0,6 Prozentpunkten.
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Eine solche Differenz könne „aus methodischen Gründen leider nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einem Schreiben von „Infratest Dimap“, das die Geschäftsführer Nico Siegel und Michael Kunert unterzeichnet haben. Die Mitteilung liegt dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vor. „Dass wir mit unserer 18-Uhr-Prognose zur Hamburger Bürgerschaftswahl die AfD unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde sahen, bedauern wir.“
Hamburgs Wahlrecht sorgt für Prozent-Abweichungen
Als Erklärung fügten die Geschäftsführer hinzu: „Insbesondere das Hamburger Wahlrecht mit fünf Landesstimmen und der hohe Briefwähleranteil sind zwei wichtige Aspekte, die entscheidend dazu beitragen können, dass die Abweichungen zwischen Prognose und Ergebnis in Hamburg über denjenigen in anderen Bundesländern liegen.“
Die größte Differenz zwischen erster Prognose und vorläufigem Auszählungsergebnis bestand am Sonntag allerdings nicht bei der AfD, sondern bei der SPD. Das Wahlforschungsinstitut sah die Partei des Ersten Bürgermeisters Peter Tschentscher zunächst bei 37,5 Prozent, am Ende entfielen jedoch 39,2 Prozent der Stimmen auf die Sozialdemokraten. (dpa/mp)