Alltagsheldinnen: Frauen halten die Gesellschaft am Laufen
Ein großer Teil des öffentlichen Lebens fällt derzeit flach. Und wer hält den Rest am Laufen? Die Antwort: Vor allem Frauen! Sie sind es, die in den Berufen arbeiten, die jetzt für uns so wichtig sind – und die vor der Corona-Krise nicht immer die Anerkennung bekamen, die sie verdienen.
Das Online-Portal „Statista“ hat Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet (Stand Juni 2019). Sie zeigen, dass Frauen in Berufsgruppen überwiegen, die wichtige Lebensbereiche umfassen. Ein Beispiel: Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Lebensmittel-Einzelhandel beträgt der Frauen-Anteil mehr als 70 Prozent! In Krankenhäusern liegt der Anteil an weiblichen Beschäftigten sogar bei 76 Prozent, im nichtärztlichen Bereich sind es sogar noch mehr. Der Frauenanteil liegt bei den Medizinisch-Technischen-Assistenten, wie Arzthelferinnen heute heißen, sogar bei mehr als 90 Prozent.
Heldinnen des Alltags
Ihr Job ist jetzt wichtig, damit wir die Krise überstehen. Sie sorgen für volle Regale in Supermärkten und Drogerien, sitzen stundenlang an den Kassen, kümmern sich um Patienten. Und obwohl sich alle nun von Großveranstaltungen fern halten sollten, haben sie aufgrund ihres Jobs durch die Vielzahl an jobbedingten Kunden jeden Tag eine vor der Nase. Eine dieser Heldinnen ist Budni-Mitarbeiterin Gesine Schikorra-Junge. Seit zwei Jahren arbeitet die 43-Jährige für den Drogeriemarkt in der Filiale in Winsen. Sie ist Teamleiterin von elf Mitarbeitern und Mutter von zwei Kindern.
Die Lage im Handel ist angespannt
„Momentan geht’s mir gut, aber das war zwischendurch schon sehr anstrengend. Wir wussten ja alle nicht wie sich die Situation entwickelt“, berichtet Gesine Schikorra-Junge. Aufgrund der angespannten Lage im Handel, ist ihr Tagesablauf schon lange nicht mehr der alte. Das Einräumen der täglich neu eintreffenden Ware und die Arbeit an der Kasse nehmen so viel Zeit in Anspruch, dass sie kaum noch Luft für ihre Aufgaben als Teamleiterin hat. Vor allem beschäftigt sie eine Frage: „Wie kann ich die Ängste von meinem Team auffangen?“
„Das ist schon fordernd“
Viele der Mitarbeiterinnen sind Mütter und auch die 43-Jährige kann ihre Sorgen nachempfinden. „Ich stelle selber sogar meine Familie momentan hinten an. Das ist schon fordernd“, erzählt sie. Ihr Sohn Ferenc (18) arbeitet selber nebenbei im Handel, während ihr Sohn Louis (14) allein zuhause ist. Für ihren Mann kommt Home-Office ebenfalls nicht in Frage, weshalb die 83-jährige Oma sich sonst um den Sohn kümmert. Die Gefahr, ihre herzkranke Mutter anzustecken, möchte die Budni-Mitarbeiterin jedoch nicht eingehen. Deshalb erhält Sohn Louis zur Beschäftigung jeden Tag neue Aufgaben im Haushalt.
Diplomatie und Geschick im Kunden-Umgang
Um die Mitarbeiter zu schützen, veröffentlicht Budni regelmäßig Updates oder Regeln und schaut nach dem rechten. „Die kümmern sich sehr“ ,sagt Schikorra-Junge. Zudem tragen die Mitarbeiter Handschuhe, waschen sich vermehrt die Hände, halten Abstand und weisen die Kunden darauf hin, bitte mit Karte zu zahlen. Und auch die Kunden seien einsichtiger geworden. „Natürlich gibt es Situationen, in denen wir nur mit dem Kopf schütteln können, aber wir nehmen das mit Humor “, erklärt Schikorra-Junge. Der Umgang mit Kunden, die kein Verständnis für Schutzmaßnahmen oder leere Regale zeigen, erfordere Diplomatie und Geschick – eine Grundvoraussetzung im Einzelhandel.
„Ich habe erkannt, wie wichtig meine Arbeit ist“
Doch vor allem die Ansprache der Kanzlerin habe das Bewusstsein der Menschen für ihre Arbeit geweckt: „Viele Kunden bedanken sich bei uns. Wir bekommen sogar Pralinen geschenkt“, sagt die Teamleiterin gerührt. Gesine Schikorra-Junge erfüllte die Ansprache mit Stolz: „Ich habe mich nie als Heldin gesehen, aber jetzt habe ich erkannt, wie wichtig meine Arbeit ist. Und diese Anerkennung hat mir wirklich gut getan.“ Die 43-Jährige freut sich immer noch jeden Tag auf die Arbeit, ihre Mitarbeiter und die Kunden.
Kein Grund zum Hamstern
Gemeinsam im Team schaffe sie es die Herausforderung zu meistern und auch für die Gesellschaft wünscht sie sich, dass die Krise gemeinsam überstanden werden kann. „Die Lager bei Budni sind gut gefüllt“, sagt sie und appelliert an die Kunden, dass niemand hamstern muss, weil sie weiterhin das Geschäft öffnen wird: „Es ist mir wichtig, weiter für die Menschen im Viertel da zu sein und sie zu versorgen.“