Alle lieben sie – doch in Hamburg ist die Kartoffel jetzt Giftpflanze des Jahres!
Pommes Frites, Chips, Kartoffelsalat oder Salzkartoffel. Wir futtern Kartoffeln in jeder Form und in großen Mengen. Doch die Knolle ist eigentlich giftig. Der Botanische Sondergarten in Wandsbek kürte sie jetzt zur „Giftpflanze des Jahres 2022“. Denn das enthaltene Solanin kann zu Krämpfen und Lähmungen führen. Die MOPO erklärt, worauf beim Verzehr geachtet werden sollte, damit sie nicht gesundheitsschädlich sind.
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Pommes Frites, Chips, Kartoffelsalat oder Salzkartoffel. Wir futtern Kartoffeln in jeder Form und in großen Mengen. Doch die Knolle ist eigentlich giftig. Der Botanische Sondergarten in Wandsbek kürte sie jetzt zur „Giftpflanze des Jahres 2022“. Denn das enthaltene Solanin kann zu Krämpfen und Lähmungen führen. Die MOPO erklärt, worauf beim Verzehr von Belana, Linda, Goldmarie und Co. geachtet werden sollte, damit diese Kartoffelsorten nicht gesundheitsschädlich sind.
Zum 18. Mal gibt der Botanische Sondergarten Wandsbek das Ergebnis der Wahl zur „Giftpflanze des Jahres“ bekannt. Die Mehrheit der teilnehmenden Hamburger hat bei der Abstimmung die Kartoffel gewählt. Sie gehört zu den Nachtschattengewächsen, Blätter, Blüten und Früchte sind giftig. Und wenn die Knolle auskeimt oder zu viel Licht bekommt und unter der Schale grün wird, ist auch sie giftig.
„Die Kartoffel enthält giftige Alkaloide, die sogenannten Solanine“, erklärt Anja Luci, Ernährungsexpertin der Kaufmännischen Krankenkasse Hamburg. „Diese sind grundsätzlich in allen Teilen der Pflanze in unterschiedlich hoher Konzentration enthalten, am wenigsten davon in der Knolle.“ Stark giftig sind alle grünen Pflanzenteile sowie grüne und gekeimte Knollen. „Beim Verzehr kann es zu ungewöhnlicher Erregung, Beschwerden im Magen- und Darmtrakt mit Durchfall und Erbrechen, multiplen Blutungen insbesondere in der Netzhaut, Kopfschmerzen bis hin zu Atemnot, Krämpfen und Lähmungen kommen.“
Seit Corona: Deutsche essen 60 Kilo Kartoffeln im Jahr
Tatsächlich haben die Deutschen in der Corona-Zeit noch mehr Kartoffeln gegessen als ohnehin schon. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg 2020/21 um ganze zwei Kilogramm pro Person auf knapp 60 Kilogramm. Dazu gehören auch Pommes, Chips und Kartoffelsalat, aber ihr Anteil sank dabei, weil weniger in Kneipen, Restaurants und Kantinen gegessen wurde.
Die Verbraucherzentrale Hamburg rät dazu, ungewaschene Kartoffeln zu kaufen und sie dann unbedingt dunkel zu lagern. „Ungewaschene Kartoffeln mit Erde dran schützen die Knolle besser vor Licht“, so Ernährungs-Expertin Jana Fischer. Und dann werden sie nicht so leicht grün unter der Schale.
Außerdem sollten Verbraucher lieber Bio-Kartoffeln kaufen, denn die dürfen nach der Ernte nicht mit chemischen Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Während besonders die schön sauberen Erdäpfel in durchsichtigen Tüten und Säcken in der Regel mit Keim-Hemmern behandelt werden. Jahrelang wurde dafür Chlorpropham eingesetzt. Das ist gesundheitsschädlich und deshalb seit 2020 verboten. Aber es gibt ein Problem. Jana Fischer: „Jetzt werden andere Mittel gegen Kartoffel-Keimung eingesetzt, die womöglich ebenso schädlich sind. Sie müssen aber nicht deklariert werden.“
Stark keimende Kartoffeln (Keim länger als einen Zentimeter) sollten nicht mehr gegessen werden, da hilft auch das Entfernen der Keime nicht! Denn dann hat sich in der Knolle schon Solanin gebildet. Sind an der Knolle nur geringfügig kleine grüne Stellen vorhanden, kann man sie großzügig schälen. Aber trotzdem gilt: „Solanin wird durch einen normalen Kochvorgang nicht zerstört, sondern erst bei Temperaturen von über 240 Grad Celsius“, so KKH-Fachfrau Luci. Daher sollte das Wasser vom Kartoffelkochen auch immer weggeschüttet werden.
Botanischer Garten Hamburg: Kartoffel enthält Solanin
Beim Botanischen Sondergarten wird betont, dass die Hamburger natürlich nicht aufhören sollen, Kartoffeln zu essen. „Mit der Wahl der Kartoffel zur Giftpflanze des Jahres soll auf die Giftwirkung in den grünen Pflanzenteilen und Früchten aufmerksam gemacht werden. Keinesfalls soll dieser Titel den Verzehr der leckeren stärkehaltigen Knollen beschränken“, heißt es dort. Die Kartoffel zeige vielmehr, dass man unfallfrei im Garten und im Haus mit Giftpflanzen leben könne und sie im Sinne der Biodiversität auch wichtig seien.
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Auch Ernährungs-Expertin Luci betont: „Eine Kartoffel hat viel gesundheitliches Potenzial. Sie enthält moderate 69 Kalorien auf 100 Gramm, weniger als Nudeln und Reis. Darüber hinaus ist sie eine ausgezeichnete Quelle für viele Vitamine und Mineralien. Zwar ist der Eiweißgehalt nicht besonders hoch, dafür aber sehr wertvoll für die weitere Verarbeitung im Körper. Und sie punktet mit einer beträchtlichen Menge an Vitamin C und einem hohen Kaliumanteil.“