Alle Flüge gestrichen: Der Streik-Triumph von Hamburg
Bruchlandung für Hamburger Urlaubsträume: Heute hob in Fuhlsbüttel kein einziges Flugzeug mit Passagieren ab. Die Gewerkschaft verdi ist von dem Streik-Triumph selbst überrascht.
- Deutsch (Deutschland)
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Bruchlandung für Hamburger Urlaubsträume: Heute hob in Fuhlsbüttel kein einziges Flugzeug mit Passagieren ab. Grund: 250 Kontrolleure an den Sicherheitsschleusen streikten. Dass im Norden gerade Ferien sind, war ein unglücklicher Zufall, beteuert die Gewerkschaft verdi – die von dem Streik-Triumph selbst überrascht ist.
Erst ließ die Pandemie Mallorca, Gran Canaria und andere Lieblingsziele in unerreichbare Ferne rücken, und jetzt das: „Die Sicherheitskontrolle bleibt für die Passagiere ganztägig geschlossen“, teilte der Hamburg Airport am Dienstagmorgen mit.
Schwerpunkt des Streiks war das Drehkreuz Frankfurt, außerdem wurde in Stuttgart und Hamburg von Mitternacht bis Mitternacht die Arbeit niedergelegt. Die Folge: alle 87 Flüge von Hamburg aus wurden gecancelt – ein Beweis der Streikmacht der Passagierkontrolleure.
Die meisten Fluggesellschaften teilten ihren Passagieren die unerfreuliche Nachricht rechtzeitig mit, sodass viele erst gar nicht am Helmut-Schmidt-Airport auftauchten.
Airport Hamburg: Lange Schlangen, viel Frust
Dennoch bildeten sich an den Abfertigungsschaltern für die frühen Abflüge lange Schlangen, hunderte Menschen mussten sich mit ihren Rollkoffern auf den Rückweg in den Hamburger Nebel machen, statt vorfreudig in den Flieger Richtung Sonne zu steigen. Es gab deutliche Unmutsbekundungen gegen die Streikenden, die sich zunächst auf dem Parkdeck aufgebaut hatten.
Die „Luftsicherheitsassistenten“, so die korrekte Berufsbezeichnung, fordern eine Erhöhung des Stundenlohnes von 19,01 auf 20,01 Euro.
Streik am Flughafen in den Hamburger Ferien
„Die Entscheidung, in den Hamburger Frühjahrsferien zu streiken, ist uns schwer gefallen“, sagt Peter Bremme, verdi-Gewerkschaftssekretär: „Wir wünschen allen von Herzen einen schönen Urlaub. Leider sind wir aufgrund des Verhaltens der Arbeitgeber gezwungen, vor der kommenden Verhandlungsrunde spürbaren Druck zu machen.“ Man habe solidarisch sein wollen mit den Kollegen in Frankfurt und Stuttgart.
Die Kontrolleure am Flughafen werden vom Beschaffungsamt des Innenministeriums bezahlt, weil sie eine staatliche Aufgabe wahrnehmen, die bis 2007 von Beamten der Bundespolizei erledigt wurde.
Weil sie billiger sind (und später keine Pension beanspruchen), wurden die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen an private Anbieter übertragen, mit der Folge, dass Passagiere und Handgepäck nun von Menschen durchleuchtet werden, die für bessere Löhne streiken dürfen.
Nahezu alle Mitarbeiter, nicht nur die Luftsicherheitsassistenten, sondern auch die Sicherheitsleute, die für 17,76 Euro Stundenlohn Waren und Flughafenpersonal kontrollieren, beteiligten sich an dem Streik.
Flughafen Hamburg: Kontrolleure legen Betrieb lahm
Dass diese Gruppe genauso wie verdient wie die Kollegen in der Passagierkontrolle, ist ein weiteres Streikziel.
Nur eine Notbesetzung arbeitete, etwa für die Abfertigung von Organtransporten. „Uns war selbst nicht klar, dass wir einen solchen Erfolg haben würden“, so Peter Bremme. Die Streikbereitschaft unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei so so hoch, weil der Frust groß sei: „Viele können sich das Leben in Hamburg nicht mehr leisten, ziehen ins Umland und müssen frühmorgens lange Strecken mit dem Auto fahren.“
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Da sei eine fünfprozentige Lohnerhöhung moderat und gleiche eigentlich nur den Inflationsverlust aus. Am Mittwoch und Donnerstag treffen sich die Tarifparteien erneut.