Prozess: Aktivist der „Letzten Generation“ befragt Polizisten zur Klimakrise
Edmund S. (59) soll zahlen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, zusammen mit anderen Klima-Aktivisten das Audimax der Uni Hamburg mit Farbe beschmiert zu haben. Er geht dagegen vor. Im Prozess am Dienstag schildert der 59-Jährige seine Motivation – und befragt die Polizei zur Klimakrise.
Edmund S. (59) soll zahlen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, zusammen mit anderen Klima-Aktivisten das Audimax der Uni Hamburg mit Farbe beschmiert zu haben. Er geht dagegen vor. Im Prozess am Dienstag schildert der 59-Jährige seine Motivation – und befragt die Polizei zur Klimakrise.
Der Vorwurf: Sachbeschädigung. Der Strafbefehl: 40 Tagessätze zu je 40 Euro (insgesamt 1600 Euro). Doch Edmund S. (59) will nicht zahlen, der Fall landet vor Gericht.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am 2. Juni vergangenen Jahres, den Innen- und Außenbereich des Audimax der Universität Hamburg mit nur schwer abwischbarer Farbe besprüht zu haben – bei einer gemeinsamen Aktion mit Klima-Aktivisten der „Letzten Generation“. Sie sollen zudem Parolen an die Fensterscheiben und Türen geschmiert haben. Der genannte Sachschaden: 18.000 Euro.
Hamburg: Klima-Aktivist geht gegen Strafbefehl vor
Edmund S. hat ein weißes Hemd, jedoch keine weiße Weste. Er gibt zu, mit Farbe auf den Boden gesprüht zu haben. „Ich mag es nicht, nur die Hände in den Schoß zu legen. Ich mag aber schon gar nicht, jemandem wehzutun oder etwas kaputt zu machen“, erklärt der 59-Jährige. Deshalb habe er auch nur mit Kreide auf den Boden gesprüht, die leicht zu entfernen sei.
Seit seiner Schulzeit setze er sich für den Umweltschutz ein. Schließlich habe er Mitglieder der „Letzten Generation“ kennengelernt. Die Sprüche der Gruppe teilt er auch vor Gericht: „Wir rasen mit Vollgas auf dem Highway in die Klimahölle.“ Und: „Die Bundesregierung verletzt das Gesetz, auf das Sie Ihren Eid geleistet haben“, sagt Edmund S. und blickt nacheinander die Richterin, den Staatsanwalt und seinen Verteidiger an.
Polizeihauptkommissar H. (40) tritt als Zeuge auf. Am 2. Juni 2022 seien er und seine Kollegen zur Uni gerufen worden. Nach einigen Gesprächen habe die Polizei „das Ganze vor Ort beenden“ sollen. Sie hätten die zwölf Aktivisten gebeten, das Audimax zu verlassen. Einige seien gegangen, andere hätten sie hochheben und rausbringen müssen.
Prozess: Angeklagter befragt Polizisten zur Klimakrise
„Wie haben sich die Personen Ihnen gegenüber verhalten?“, fragt ihn der Angeklagte. „Entspannt, klare Kommunikation war möglich, sachlich“, so die Einschätzung des Polizisten. Edmund S. setzt die Befragung fort: „War Ihnen bewusst, dass es die Uni nicht mehr gibt, wenn der Meeresspiegel steigt?“ Der Kommissar beugt sich leicht nach vorne: „In dieser Tiefe habe ich mich nicht damit beschäftigt. Aber natürlich nehme ich das Thema wahr.“ Die Klimakrise sei ihm bewusst. „Ich bin nicht unbelesen.“
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Das Gericht scheint von den eindringlichen Appellen des Aktivisten nicht sonderlich beeindruckt – im Gegenteil: Es erhöht das Strafmaß. Die Geldsumme wird jedoch geringer, da Edmund S. kaum Einkünfte hat. Das Urteil: 60 Tagessätze zu je zehn Euro.