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  • Schauspielerin Bianca Hein spielt in der neuen Folge  „Notruf Hafenkante“ eine Frau, die aufgrund eines Hirntumors über Suizid nachdenkt.
  • Foto: Imago

Aktive Sterbehilfe: Diskussionen in Hamburg – und Herausforderung in Notruf Hafenkante

Auf eigenen Wunsch aus dem Leben gehen: In der Krimiserie „Notruf Hafenkante“ setzt sich Schauspielerin Bianca Hein mit der Sterbehilfe auseinander. Auch in der Politik steht das Thema aktuell wieder einmal zur Diskussion – genau wie in Hamburg.

In der Folge „Selbstbestimmt“ spielt Bianca Hein eine Frau, die Familienmutter und Leistungssportlerin ist. Dann die bittere Diagnose: Gehirntumor. „Diese Frau, Sophia, wird täglich damit konfrontiert, dass sie sich weniger bewegen kann und bald keine Kontrolle mehr über ihren Körper haben wird“, sagt Hein im Gespräch mit der MOPO.

„Deshalb trifft sie in Absprache mit ihrem Mann die Entscheidung, Suizid zu begehen. Ihr größter Wunsch ist es, in Würde zu sterben“.

Notruf Hafenkante: Anspruchsvolle Rolle für Bianca Hein

Eine Rolle, die für die Schauspielerin eine große Herausforderung darstellte. „Das Besondere war, selbst über sein Leben entscheiden zu dürfen, wenn es keine Aussicht auf Heilung gibt“, sagt sie. „Ein sehr ernstes Thema, dem man als Schauspielerin versuchen möchte, gerecht zu werden. Vor allem, wenn dafür nur 45 Minuten Sendezeit zur Verfügung stehen.“

Auch in ihrem Privatleben ist Hein Mutter und Ehefrau. Deswegen ging ihr die Rolle besonders nahe. „Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht, was das mit mir und meiner Familie machen würde, wenn ich mit sowas konfrontiert werden würde“, sagt die 45-Jährige. „Jedem kann das widerfahren. Das Drehbuch erzählt eine Geschichte aus dem Leben“.

Aktive Sterbehilfe: Herausforderung in Notruf Hafenkante

Hein ist dafür, die Entscheidung über das eigene Leben und den Tod selbst treffen zu dürfen. „Ich bin für Patientenverfügung und dass man den Moment, in dem man bei klarem Verstand entschieden hat, wann und wie man sterben möchte, festhält“, meint die Schauspielerin.

Dabei sei es aber entscheidend, ob noch Chancen zur Heilung vorhanden sind. Außerdem spiele die Familie eine große Rolle. „Vielleicht steht man gar nicht so sehr selbst im Vordergrund, wenn einem so ein Schicksalsschlag widerfährt, sondern man überlegt eher, was machen die Hinterbliebenen damit“, sagt die Schauspielerin. „Wie lange ist man als Sterbenskranker zumutbar für seine Familie? Oder wie lange möchte ich zur Last fallen?“ Dies dürfe allerdings nicht dazu führen, dass eine ganze Generation von Senioren den Druck verspürt, ihrer Familie mit ihrer Pflegebedürftigkeit nicht zur Last zu fallen. „Das ist meiner Meinung nach die große Schattenseite des Suizids. Diese Gedanken und Ängste dürfen bei älteren Menschen nicht entstehen“, sagt Hein.

Seit Februar 2020 ist passive Sterbehilfe in Deutschland legal

Aktuell steht das Thema Sterbehilfe erneut zur Diskussion. Bereits seit Februar 2020 ist passive Sterbehilfe, also assistierter Suizid, in Deutschland legal. Laut Angaben des „Bayerischen Rundfunks“ liegen dem Bundesverfassungsgericht nun Gesetzesentwürfe von verschiedenen Parteien vor, die staatliche Beratungsstellen als Hilfeleistung vorsehen. Demnach könnten Betroffene hier über Alternativen zum Suizid aufgeklärt werden.

Auch Ärzte sollen die tödliche Substanz verschreiben dürfen, vorausgesetzt, sie seien vom freien Willen der Betroffenen überzeugt. Bis zur Bundestagswahl soll ein neuer Gesetzesentwurf stehen, heißt es, bis dahin bleiben die Rahmenbedingungen weitgehend ungeklärt.

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Das Thema Sterbehilfe stand in Hamburg schon häufiger im Fokus, und das lag nicht zuletzt am ehemaligen Justizsenator Roger Kusch. Der Ex-CDU-Politiker trat vehement für die Legalisierung aktiver Sterbehilfe ein. Kusch sorgte in diesem Zusammenhang für Aufsehen dadurch, dass er einen Selbsttötungsautomaten präsentierte und einer älteren Frau beim Suizid assistierte.

Roger Kusch Bild

Der ehemalige Jusizsenator Roger Kusch sorgte in Zusammenhang mit der Diskussion zur Sterbehilfe breits mehrfach für Aufmerksamkeit.

Foto:

Uli Deck/dpa

Bei dem Selbsttötungsautomaten handelt es sich um eine Perfusor-Pumpe. Dabei bekommt die betroffene Person zunächst von einem Arzt eine Kanüle angelegt. Anschließend werden per Knopfdruck zwei Spritzen mit jeweils 20 Milliliter Narkotikum und Kaliumchlorid injiziert. Kuschs Vorhaben, Menschen mit Hilfe dieser Maschine den Suizid zu ermöglichen, löste heftige Proteste aus. Seit 2012 ist er Gründer des Vereins „Sterbehilfe Deutschland“ in der Schweiz.

Die Folge „Selbstbestimmt“ der Krimi-Serie „Notruf Hafenkante“ läuft heute um 19:25 Uhr im ZDF.

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