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  • Olivia Jones legt symbolisch einen Trauerkranz vor einer zerbrochenen Diskokugel nieder.
  • Foto: Marius Roeer

Aktion von Olivia Jones & Co.: Warum auf dem Kiez kurz wieder alle Lichter leuchteten

St. Pauli –

Schweigeminute auf dem Kiez: Am Donnerstagabend haben Bar- und Kneipenbesitzer auf ihre Existenznöte aufmerksam gemacht und mehr finanzielle Hilfen gefordert. Initiatorin der Protestaktion auf der Reeperbahn war Dragqueen Olivia Jones, die selbst mehrere Bars auf dem Kiez betreibt.

„Viele Gastronomen stehen vor den Scherben ihrer Existenz“, so Olivia Jones. Symbolisch dafür legten die Bar- und Kneipenbesitzer gemeinsam eine Schweigeminute ein. Anschließend legte die 50-Jährige einen Trauerkranz vor einer zerbrochenen Diskokugel nieder. Zuvor hatte für einige Minuten wieder die Lichter in der Straße geleuchtet. 

Sie mache sich große Sorgen um die Clubs Bars, Diskotheken und Kneipen. „Denn viele stehen vor dem Abgrund. Wir waren die ersten, die schließen mussten. Und werden die letzten sein, die wieder öffnen können. Für uns gibt es kein Licht am Ende des Tunnels“, so Jones in ihrer Rede.

Olivia Jones legt symbolisch einen Trauerkranz vor einer zerbrochenen Diskokugel nieder.

Olivia Jones legt symbolisch einen Trauerkranz vor einer zerbrochenen Diskokugel nieder.

Foto:

Marius Roeer

Olivia Jones protestiert gegen Corona-Maßnahmen

Ein Problem sei, dass die derzeit geplanten Lockerungen und Erleichterungen für die Gastronomie und Hotels – wie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen – Bars und Clubs bundesweit schlicht nicht betreffen. Zudem sei es nahezu unmöglich, Sicherheitsabstand und Hygieneregeln einzuhalten. „Ich hoffe, dass St. Pauli, einer der bekanntesten Stadtteile der Welt, der so lebensfroh war, nicht irgendwann ein Club- und Barfriedhof ist“, sagt Jones.

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Corny Littmann:  „Die Reeperbahn ist eine Geisterbahn“

„Die Theater sind leer, sie haben keine Perspektive im Moment. Wir können auch nicht erahnen, was passiert, sondern leben von Tag zu Tag auf einer leeren Reeperbahn, die eher eine Geisterbahn ist“, schildert Corny Littmann, Gründer des Schmidt-Theaters der MOPO die Situation.

Corny Littmann, Gründer des Schmidts-Theaters, ist um die Zukunft des Kiez besorgt.

Corny Littmann, Gründer des Schmidt-Theaters, ist um die Zukunft des Kiez besorgt.

Foto:

Marius Roeer

Olivia Jones und ihre Mitstreiter forderten nicht nur weitere finanzielle Unterstützung für die gesamte Zeit der Corona-Krise, sondern die Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent auch für Getränke und Eintritt. Jones fürchtet, dass ohne diese Unterstützung der Politik ein Drittel bis die Hälfte der Betriebe auf der Reeperbahn nach der Krise nicht mehr existieren werden. „Noch nie war die Vielfalt, waren die Clubs und Bars so gefährdet wie im Moment.“

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Olivia Jones fordert konkreten Finanzierungsplan

„Das ist die Unsicherheit und da ist wirtschaftlich große Not. Man muss schon wirklich jeden Tag aufs Konto gucken und es treibt einem die Tränen in die Augen, wie es da weiterläuft“, sagt Axel Strehlitz, Betreiber des Klubhaus St. Pauli zur MOPO.

Olivia Jones sagte, es brauche einen konkreten Finanzierungs-Fahrplan. Nur so könne die Kiezkultur auf der Reeperbahn und in anderen Städten der Republik gesichert werden. An der Versammlung auf der Großen Freiheit durften coronabedingt lediglich 25 Kiez-Gastronomen stellvertretend für mehr die als 200 Clubs, Bars, Kneipen und Discos in der Hansestadt teilnehmen. Sie hielten Schilder mit den Namen bekannter Clubs und Bars hoch. Zudem war unter den Namen und hinter einem schwarzen Kreuz „2020 ?“ zu lesen. (abu/dpa)

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