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  • Grünen-Landeschefin Anna Gallina 
  • Foto: dpa

Ärger um Kitas: Hamburgs Grünen-Chefin fordert Corona-Elterngeld

Anna Gallina, Landeschefin der Grünen, und Parteikollegin Katja Husen sind sauer. Während die Schulen ab dem 4. Mai den Betrieb für ausgewählte Altersstufen wieder aufnehmen sollen, bleibt weitgehend offen, wie es für die Kitas weitergeht. Die MOPO hat mit Anna Gallina über mögliche Perspektiven gesprochen.

„Friseurbesuch vor Kita?! Es gibt keinen Beleg für die Superspreader These! Aber wir schicken die Kleinsten in die häusliche Isolation und Frauen reihenweise in die Arbeitslosigkeit. Wir gefährden damit das Kindeswohl und schreiben Gleichberechtigung ab. Gehts noch?“, schreibt Anna Gallina am Mittwochabend auf Twitter.

Anna Gallina: „Frauen- und kinderfeindliche Gesellschaft“

Als sogenannte „Superspreader“-Theorie besagt, dass es Gruppen von Menschen gibt, die Infektionen verstärkt an andere weitergeben. Ob Kinder hierzu zählen, ist bislang unter Experten umstritten. Später legt Gallina mit mehreren Tweets nach und behauptet unter anderem: „Wir leben in einer frauen- und kinderfeindlichen Gesellschaft.“

Lockerung der Corona-Sperren: So geht es für Kinder weiter

Wie es für die Kitas tatsächlich weitergeht, dazu hatte sich die Bundesregierung am Mittwoch noch gar nicht geäußert.  Fest steht bislang nur, dass der Betrieb der Schulen ab 4. Mai schrittweise wieder aufgenommen werden soll. Gestartet werden soll mit den vierten Klassen der Grundschulen und den Abschlussklassen weiterführender Schulen. Die langsame Lockerung der Corona-Maßnahmen soll eine unkontrollierte Verbreitung des Virus verhindern. Falls zu den Kitas keine neue Entscheidung fällt, bleiben sie also wahrscheinlich weiterhin geschlossen. Wie bisher würde es dann eine Notbetreuung für systemrelevante Berufe geben.

Das sagt die Grünen-Landeschefin zu ihrem Tweet

Anna Gallina bemängelt die fehlende Weitsicht der Beschlüsse und moniert, dass die Kitas in die Überlegungen nicht ausreichend einbezogen wurden. „Es geht mir um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, das Thema ist jetzt wieder auf die lange Bank geschoben. Wenn im Einzelhandel der Betrieb wieder losgeht, was sollen dann die dort arbeitenden Eltern mit ihren Kindern machen?“, so Gallina im MOPO-Gespräch. Natürlich könne in den Kitas nicht von heute auf morgen der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden, aber es sollte Perspektiven geben, wie es weitergehen kann.

„Wir fordern ein Corona-Elterngeld und Elternzeit inklusive eines Kündigungsschutzes“, sagt Gallina. Zusätzlich sollten Kinder wieder die Möglichkeit haben, sich mit anderen Kinder zu treffen, zum Beispiel zunächst mit ein bis zwei ihrer besten Freunde. Außerdem sei die Einrichtung von temporären Spielstraßen eine Option, um ihnen mehr Bewegungsräume zu geben. „Kinder haben einen großen Bewegungsdrang und die häusliche Isolation ist für sie zusätzlich auch eine psychische Belastung. Sie können nicht ihre Freunde treffen und sind überall ausgeschlossen, dabei ist die Superspreader-Theorie nicht bewiesen.“

Katja Husen: „Wir sind in den 50ern gelandet.“

Auch Parteikollegin Katja Husen zeigte sich auf Twitter erbost: „Nichts dazu, wie Familien die nächsten Wochen und Monate überstehen sollen. Ist halt nicht die Wirtschaft, mit der sich renommierte Ökonomen beschäftigen. Wir sind in den 50ern gelandet. Bloß ohne die Möglichkeit, unsere Kinder vor die Tür zu schicken. Ich bin so sauer.“

Hamburg: Ausweitung der Notbetreuung in Kitas

Immerhin einen kleinen Lichtblick gibt es für alleinerziehende Eltern: Am Donnerstagvormittag hat Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) eine Ausweitung der Notbetreuung in Kitas verkündet. Neben den Kindern von sogenannten systemrelevanten Berufsgruppen soll zeitnah auch der Nachwuchs von Alleinerziehenden in unserer Stadt betreut werden. Ein genaues Datum soll am Freitag verkündet werden. „Ich gehe aber davon aus, dass der Termin kommende Woche sein wird“, so die Senatorin.

Anna Gallina: „Ich bin sehr froh, dass Hamburg auch bei den Beratungen im Bund die Perspektive von Kindern und Familien eingebracht hat! Die heute präsentierten Kita-Pläne von Sozialsenatorin Leonhard sind ein wichtiger und gut abgewogener Schritt. Darüber hinaus müssen wir bundesweit in die Debatte kommen, wie wir Kinder wieder frühkindliche Bildung und Betreuung zugänglich machen.“

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