Ganze Siedlung plötzlich unter Denkmalschutz: Bezirk will Entscheidung prüfen lassen
Sie wurden laut, schlossen sich zusammen und sammelten Unterschriften: Die Bewohner der Siedlung Hamburg Bau in Poppenbüttel wehrten sich massiv dagegen, dass ihre Häuser plötzlich unter Denkmalschutz gestellt wurden. Mit der Entscheidung kommen zusätzliche Verpflichtungen und Gebühren auf sie zu. Jetzt will die Bezirkspolitik vermitteln.
Sie wurden laut, schlossen sich zusammen und sammelten Unterschriften: Die Bewohner der Siedlung Hamburg Bau in Poppenbüttel wehrten sich massiv dagegen, dass ihre Häuser plötzlich unter Denkmalschutz gestellt wurden. Mit der Entscheidung kommen zusätzliche Verpflichtungen und Gebühren auf sie zu. Jetzt will die Bezirkspolitik vermitteln.
Die Bezirksversammlung möchte zwar die historische Struktur der Siedlung Hamburg Bau erhalten, aber unter anderem prüfen lassen, ob das nicht auch „weniger eingriffsintensiv für die Bewohner” ginge. Etwa mit einer Erhaltensverordnung oder auch im Rahmen eines Denkmalpflegeplans. Das hat die Bezirksversammlung am Donnerstag auf Antrag von SPD und Grünen beschlossen.
Siedlung Hamburg Bau: plötzlich unter Denkmalschutz
Ebenfalls soll geprüft werden, welche Elemente die Denkmalschutzbehörde als erhaltenswert ansieht und welche eventuell „entbehrlich” sind. Außerdem soll es weitere Vermittlungsbemühungen zwischen Bezirk und Anwohnern geben. „Wir können das nicht entscheiden, aber wir versuchen, für beide Seiten vertretbare Lösungen zu finden“, sagen sowohl Marc Buttler, SPD-Fraktionschef in Wandsbek, als auch der Grünen-Abgeordnete Jan Blumenthal auf MOPO-Anfrage. Entscheiden muss letzlich das Denkmalschutzamt.
Mit einem Brief waren die Bewohner der Siedlung im Herbst 2022 darüber informiert worden, dass ihre Häuser unter Denkmalschutz stünden. Die Siedlung umfasst etwa 35 Hektar und liegt zwischen dem Ohlendieksredder im Nordosten und dem Poppenbütteler Berg im Südosten.
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Die Anwohner gingen auf die Barrikaden, sie fühlten sich „enteignet”. Für alle Umbauten, ob innen oder außen, müssen sie jetzt einen Antrag beim Denkmalschutzamt stellen. Allein der kostet 80 bis 500 Euro an Gebühren. Zudem sorgen sie sich um einem Wertverlust ihrer Immobilie und argumentieren, dass viele Häuser inzwischen kaum noch im Originalzustand seien.
CDU unterstützt Bewohner von Hamburg Bau
Unterstützung erhielten sie dabei von der CDU: „So kann und darf man nicht mit den Bürgerinnen und Bürgern umgehen“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Seine Fraktion reichte einen Bürgerschaftsantrag ein, um den Denkmalschutz zurücknehmen zu lassen – ohne Erfolg. Das Denkmalschutzamt versuchte die Wogen mit einer Informationsveranstaltung Ende März dieses Jahres zu glätten.
Beruhigen konnte das die Anwohner jedoch kaum. Inzwischen sind sie dabei, eine Bürgerinitiative zu gründen. Mit einer Erhaltungsverordnung, die weniger strenge Auflagen habe als der Denkmalschutz, wären sie jedoch einverstanden, sagt Anwohner Klau Bültjer zur MOPO.

Die Siedlung Hamburg Bau wurde ab 1975 in Poppenbüttel errichtet. Im Rahmen eines Förderprogramms für Einfamilienhäuser sollte die zunehmende Abwanderung in den Hamburger Speckgürtel verhindert werden. Alle Grundstücke haben eine sehr geringe Fläche, um zu zeigen, dass modernes Wohnen auch im Stadtgebiet möglich sei.