Party-Ärger mit den Nobel-Nachbarn: Clubschiff „Stubnitz“ fürchtet um seine Existenz
Lärm-Zoff im vornehmen Wohnquartier Baakenhafen in der HafenCity: Seit die Bebauung immer näher an den Liegeplatz des Clubschiffs „Stubnitz“ herangerückt ist, machen einige der neu zugezogenen Hafenbewohner den Clubbetreibern das Leben schwer: Sie pochen auf Ruhe vorm Balkon. Jetzt droht der Streit zu eskalieren.
Lärm-Zoff im vornehmen Wohnquartier Baakenhafen in der HafenCity: Seit die Bebauung immer näher an den Liegeplatz des Clubschiffs „Stubnitz“ herangerückt ist, machen einige der neu zugezogenen Hafenbewohner den Clubbetreibern das Leben schwer. Sie pochen auf Ruhe vorm Balkon. Jetzt droht der Streit zu eskalieren.
„Uns steht das Wasser bis zum Hals“, sagt Felix Stockmar (42) vom Vorstand des Kulturvereins. „Wir können die Lautstärke bei Konzerten und Club-Events nicht noch weiter runterdrehen. Wenn es sich rumspricht, dass man auf der ,Stubnitz‘ nicht mehr feiern kann, ist unser Kerngeschäft am Ende.“
Der Verein ist kultureller Betreiber des Clubschiffs. Im Bauch des einstigen Kühlschiffes der DDR-Hochseeflotte finden Live-Konzerte statt, queerbeet, von Jazz über experimentelle Elektromusik bis zu Rock oder Reggae. Bands aus aller Welt kommen her, spielen in den Laderäumen und übernachten in den original erhaltenen Mannschaftskabinen aus den 60er Jahren. Zu Konzerten kommen mal kaum hundert, mal bis zu 380 Besucher, meistens ist um 23 Uhr Schluss mit Live-Musik.
Clubschiff „Stubnitz“: Nachbarn klagen über Lärm
Das Hauptproblem der ruhebedürftigen Nachbarn sind jedoch die Firmen-Events und Club-Veranstaltungen, an denen am Wochenende auch mal 800 Gäste bis in die frühen Morgenstunden feiern – gerade die bringen aber das Geld, das der Verein für den Betrieb des schwimmenden Industriedenkmals braucht. „Wir haben alle Genehmigungen“, sagt Felix Stockmar, „wenn wir wegen der Nachbarn keine Clubveranstaltungen mehr anbieten sollen, müsste die Stadt uns einen hohen Zuschuss zahlen.“

Dabei war das Schiff vor den klagenden Menschen da: 2013, als die „Stubnitz“, benannt nach einer Landschaft auf Rügen, am Kirchenpauerkai festmachte, liefen die Besucher noch über eine weite Brache. Später wurde das Gelände am Baakenhafen bebaut mit den ortsüblichen luxuriösen Apartmenthäusern, 2020 zogen die ersten Bewohner ein. Von den Balkonen fällt der Blick auf ein Hafenbecken, in der Ferne grüßen die Hafenkräne. Vor der Haustür entsteht gerade eine Fußgängerpromenade. Tagsüber herrscht eine Stille wie in einer Kleingartenkolonie zur Mittagszeit. Aber da liegt ja noch die „Stubnitz“, und wenn nicht gerade Pandemie ist, finden drei bis vier Mal die Woche Konzerte und Partys statt.
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„Als die ersten eingezogen waren, ging es gleich los mit den Lärm-Beschwerden“, sagt Felix Stockmar. HafenCity GmbH, Kulturbehörde, Politiker, überall landeten E-Mails von einer Gruppe erboster Anwohner. Ständig wurde die Polizei gerufen: „Bei jedem Club-Abend haben wir die Polizei an Bord“, so Stockmar.
HafenCity: Clubschiff schließt Deckbar
Um die Nachbarn zu besänftigen, schloss die „Stubnitz“-Crew freiwillig die Bar auf dem Oberdeck. „Wir haben zu Gesprächen eingeladen und sogar ein Nachbarschaftstelefon eingerichtet, damit nicht immer gleich die Polizei gerufen wird.“ Crew und bezahltes Personal sorgen mit viel Aufwand dafür, dass die Gäste an Deck und in der Warteschlange ruhig sind. „Was wir aber nicht ändern können“, sagt Stockmar, „ist das Klappern der alten Gangway.“ Auch dieses Geräusch stört die neuen Hafenbewohner sehr, wie sie schreiben. Moderne Gangways scheppern etwas weniger: „Aber die kosten so 25.000 Euro, das können wir uns nicht leisten.“

Alle Bemühungen der „Stubnitz“-Crew reichten den Nachbarn nicht. Inzwischen drohen die Anwohner bei Behörden und Politik mit rechtlichen Schritten, wenn nicht endlich die Nachtruhe vorm Balkon durchgesetzt wird. „Das eskaliert gerade total“, fürchtet der Vereinsvorstand. „Da wird eine riesige Drohkulisse aufgebaut.“
Clubschiff Stubnitz: Das sagt die Stadt
Und die Stadt? Die schmückt sich mit der „Stubnitz“, diesem Kulturschiff, das schon in London, Amsterdam und Kopenhagen lag. „Ein Tipp für eine ganz besondere Location ist sicherlich die ,MS Stubnitz‘ in der HafenCity“, lobte etwa Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) im Juni in einem Interview mit der „Szene Hamburg“. Und der Sprecher der Kulturbehörde erklärt auf MOPO-Nachfrage: „Die ,MS Stubnitz‘ hat sich zu einem wichtigen Veranstaltungsort entwickelt, dessen Erhalt uns sehr am Herzen liegt.“ Die Stadt versuche gerade eine Lösung für die Konflikte vor Ort zu finden: „Dabei werden alle Möglichkeiten geprüft, auch ein neuer Liegeplatz.“ 2016 wurde die Genehmigung für den Liegeplatz am Kirchenpauerkai für weitere zehn Jahre verlängert.
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Am kommenden Wochenende findet ein großes Firmenevent an Bord statt. Felix Stockmar hofft nun auf schnelle pragmatische Lösungen aus der Politik: „Warme Worte helfen uns nicht mehr.“