Abriss des Bunkers am Allende-Platz: Denkmalverein tritt auf die Bremse
Wann geht es los mit der Bornplatz-Synagoge? Den einen kann es gar nicht schnell genug gehen, die anderen treten auf die Bremse. Während der Senat auf die Einhaltung der üblichen bürokratischen Prozesse pocht, tritt der Denkmalverein auf die Bremse.
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Wann geht es los mit der Bornplatz-Synagoge? Den einen kann es gar nicht schnell genug gehen, die anderen treten auf die Bremse. Während der Senat auf die Einhaltung der üblichen bürokratischen Prozesse pocht, mahnt der Denkmalverein zur Sorgfalt. Schließlich berühre das Vorhaben verschiedene historische Zeugnisse.
Grau und mächtig erhebt sich der Hochbunker an der Südseite des Joseph-Carlebach-Platzes im Grindelviertel. Nur wenig freundlicher sieht er auf der anderen Seite am Allende-Platz 2 aus, der eigentlichen Adresse des 1941/42 während des Krieges errichteten Bombenschutzbaus.
Hochbunker am Allende-Platz soll abgerissen werden
Schon jetzt ist klar: Die Tage des wuchtigen Klotzes, in dem sich heute das Institut für Bodenkunde der Universität Hamburg befindet, sind gezählt. Denn er thront auf der Fläche, auf der sich bis zum 9. November 1938 die Bornplatzsynagoge befand. Mit der Entscheidung für den Wiederaufbau der Synagoge, die nicht im Schatten eines Nazi-Bunkers stehen soll, ist das Schicksal des Gebäudes besiegelt.
Einziger Haken: Der Bunker steht unter Denkmalschutz. Die politische Entscheidung zur Aufhebung des Denkmalschutzes steht noch aus. Ihr Ergebnis steht allerdings schon fest, da das Denkmalschutzamt in den Prozess der Machbarkeitsstudie zur Bornplatzsynagoge eingebunden war.
Denkmalschutz für den Bunker wird aufgehoben
„Die ,Steuerungsgruppe Bornplatzsynagoge‘ hat sich daher darauf verständigt, dass der Abriss des denkmalgeschützten Bunkers und die Einbindung des denkmalgeschützten Bodenmosaiks in das neue Gebäude aus übergeordneten Gründen erfolgen kann“, so ein Sprecher der Kulturbehörde. Auch aus fachlicher Sicht würden sich Pläne für die Synagoge und ihr Nebengebäude denkmalgerecht in den städtebaulichen Kontext des Ensembles der Universität und der Joseph-Carlebach-Schule einfügen, die ebenfalls unter Denkmalschutz stehen.
Während die Vertreter der Kampagne für den Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge eine schnelle Entscheidung herbeisehnen, um das Bau-Projekt zu beschleunigen, sieht der Denkmalverein keinen Grund zur Eile.
„Wir wünschen uns einen sorgsamen Umgang mit der Geschichte“, so die Vorsitzende Kristina Sassenscheidt. In einer Pressemitteilung erklärte der Denkmalverein darüber hinaus, die Machbarkeitsstudie zur Bornplatzsynagoge erwecke „den Anschein, dass mit erstaunlicher Leichtigkeit wichtige historische Zeugnisse aufgegeben werden sollen“.
Denkmalverein fordert sorgsamen Umgang mit der Geschichte
Zwar sei der Neubau der Synagoge „zweifellos ein Projekt mit großer Bedeutung für die jüdische Einheitsgemeinde und von großer gesellschaftlicher Strahlkraft“. Dennoch dürften die unter der Erde vermuteten Überreste der alten Synagoge, zu denen möglicherweise auch die Mikwe (das rituelle Bad) gehört, nicht gefährdet werden.
Es sei „davon auszugehen, dass die Grundmauern der historischen Bornplatz-Synagoge noch erhalten sind, nähere Erkenntnisse zu Zustand und Umfang, die nur durch archäologische Grabungen und ingenieurtechnische Untersuchungen gewonnen werden könnten, liegen jedoch nicht vor“, so das Statement des Denkmalvereins. Ohne solche Erkundungen sei die Zerstörung dieses Geschichtsdokuments zu befürchten.
Denkmalverein in Hamburg: Intensive Abwägungsprozesse sind notwendig
„Gleiches gilt für den denkmalgeschützten Bunker, Zeuge von Nazidiktatur, Krieg und Zerstörung, dessen Abriss für alle Mitautoren einschließlich des Denkmalschutzamtes offensichtlich bereits beschlossene Sache ist“, so der Denkmalverein.
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Auch im Hinblick auf das Bodenmosaik der Künstlerin Margit Kahl ist der Verein skeptisch. Zwar betont die Machbarkeitsstudie den Erhalt des Mosaiks. Ob es aber nach der vorübergehenden Entfernung zur Errichtung der Synagoge in seiner Vollständigkeit zurückkehrt, bezweifelt der Denkmalverein.
Für die Denkmalschützer muss die Veränderung von geschichtsträchtigen Orten „Gegenstand intensiver Abwägungsprozesse“ sein. Sie fordern: „Es wäre wünschenswert, diesen Prozess nicht als abgeschlossen zu betrachten, die Diskussion weiterzuführen und im nachfolgenden Architektenwettbewerb auch Varianten zuzulassen, die einen Erhalt wenigstens eines Teils der Geschichtszeugnisse ermöglichen.“