Mega-Bau in der Innenstadt! Was hier jetzt entstehen soll
Abriss trotz Denkmalschutz: 2019 wurden die vier City-Hochhäuser am Klosterwall platt gemacht. Jetzt entsteht hier ein riesiger Neubau. Was in dem Gebäude passieren soll – und warum es weiter Kritik gibt: Erfahren Sie mehr mit MOPO+ – vier Wochen lang für nur 99 Cent testen (jederzeit unkompliziert kündbar)!
Abriss trotz Denkmalschutz: 2019 wurden die vier City-Hochhäuser am Klosterwall platt gemacht. Von einer „Demontage der staatlichen Denkmalpflege“ war damals die Rede. Nun entsteht hier das „Johann Kontor“ – und beim Richtfest am Dienstag lobten sich Bauherr und Senatsmitglieder gegenseitig für die „Gelungene Quartiersentwicklung”. Im Neubau entsteht neben 143 Wohnungen auch Hamburgs höchste Kita.
Bauherr Jan Petersen, Geschäftsführer des 1873 gegründeten Hamburger Traditionsbauunternehmens „Aug. Prien“, startete seine Rede gestern erstmal mit einem Rückblick auf ein in der langen Geschichte seines Unternehmens einmaliges Bauprojekt. Und das stand mehr als einmal auf der Kippe. 2018 drohte sogar die Aberkennung des Weltkulturerbe-Status für das benachbarte Kontorhausviertel. Die Unesco-Experten sehen nämlich derartig massive Eingriffe am Rand von geschützten Welterbestätten gar nicht gerne. Umso mehr wurde bei den Planern des Johann Kontors gejubelt, als dann nach einem umstrittenen Verfahren die vier, auch als „City-Hof“ bekannten Hochhäuser, doch noch abgerissen werden konnten.
Hamburg: Senatoren loben Neubau – und bemühen Pathos
Aber schon Jahre vorher hatte die Stadt darauf beharrt, den angeblichen „Schandfleck“ unbedingt verschwinden zu lassen. Finanzsenator Andreas Dressel hatte dem Bauherrn mehrfach versichert: „Wir sitzen in einem Boot und lassen sie nicht im Stich.“ Folgerichtig lobte der SPD-Politiker gestern beim Richtfest die „Nachhaltige Stadtentwicklung”. Der Finanzsenator sprach von einem „Aufbruch“ an dieser wichtigen Stelle der Hamburger Innenstadt.
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Und auch seine Kollegin, die Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) war voll des Lobes für den entstehenden Neubau. Die Innenstadt würde belebt und das Johann Kontor würde künftig das „Lebendige Zentrum des Quartiers“. Und etwas pathetisch an den Bauherrn gerichtet, meinte die Senatorin: „Sie schaffen Großes im Sinne Hamburgs“.

Denkmalverein: Stadt hat gegen eigenes Gesetz verstoßen
Kritik kam dagegen am Dienstag von Kristina Sassenscheidt vom Hamburger Denkmalverein: „Mit dem Abriss des City-Hofes hat die Stadt gegen ihr eigenes Denkmalschutzgesetz verstoßen und ein städtebaulich prägendes Baudenkmal der Nachkriegsmoderne zerstört.“
Der Hochhauskomplex war 1958 fertiggestellt worden. Die vier hohen Gebäude mit je 13 Geschossen waren durch eine Ladenpassage verbunden. Ursprünglich wirkte das Ensemble durchaus elegant Doch in den 1970er-Jahren war die helle Keramikfassade unansehnlich geworden – und statt sie zu reinigen, brachte die Stadt graue Eternitplatten an. Diese führten dazu, dass die Gebäude schäbig wirkten. Dazu kam später der Auszug des in einem der Hochhäuser befindlichen Bezirksamtes Mitte, die Ladenpassage verfiel und vermüllte außerdem immer mehr. Lediglich ein großer Asia-Markt lockte täglich noch hunderte Menschen in den City-Hof.
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Und genau dieser 1988 gegründete Markt zieht nun auch in den Neubau. Die Betreiberfamilie eröffnet hier eine 1300 Quadratmeter große Markthalle mit Bistro. Die Büroflächen werden fast komplett von der maritimen Maersk-Gruppe bezogen. 1300 Menschen sollen hier schon 2023 arbeiten. Außerdem wird ein „Novotel“ mit 227 Zimmern im Johann Kontor eröffnen. 2024 sollen dann die 143 Wohnungen in dem Komplex bezugsfertig sein. Und in der 8. und 9. Etage eröffnet mit „Villa Luna“ Hamburg höchste Kita.