Abriss am Diebsteich: Ein Jahr lang keine Züge – Pendler sind auf Zinne
Ein riesiger blauer Kran steht bereits neben dem Gebäude – es herrscht Untergangsstimmung am Bahnhof Diebsteich. 60 Jahre lang hielten hier die Bahnen, ab Samstagmorgen ist damit Schluss. Die alte Station hat endgültig ausgedient und soll abgerissen werden. Hintergrund ist der Neubau des Fernbahnhofs Altona, der bis 2027 dort errichtet werden soll. Aber: Die Planungen sehen vor, dass die S-Bahnen dort ein ganzes Jahr lang nicht mehr halten. Das bedeutet für Pendler vor allem eins: Umwege und teils deutlich längere Fahrzeiten.
„Wie bitte?“, Nadia Hoyer kann es gar nicht glauben, sie hatte bisher noch gar nichts von den Abrissplänen am Diebsteich mitbekommen. Die 40-jährige Paketzustellerin kommt gerade von der Arbeit, trägt noch ihre DHL-Jacke vom Paketzentrum, das direkt neben der S-Bahnstation gelegen ist.

Ein riesiger blauer Kran steht bereits neben dem Gebäude – es herrscht Untergangsstimmung am Bahnhof Diebsteich. 60 Jahre lang hielten hier die Bahnen, ab Samstagmorgen ist damit Schluss. Die alte Station hat endgültig ausgedient und soll abgerissen werden. Hintergrund ist der Neubau des Fernbahnhofs Altona, der bis 2027 dort errichtet werden soll. Aber: Die Planungen sehen vor, dass die S-Bahnen dort ein ganzes Jahr lang nicht mehr halten. Das bedeutet für Pendler vor allem eins: Umwege und teils deutlich längere Fahrzeiten.
„Wie bitte?“, Nadia Hoyer kann es gar nicht glauben, sie hatte bisher noch gar nichts von den Abrissplänen am Diebsteich mitbekommen. Die 40-jährige Paketzustellerin kommt gerade von der Arbeit, trägt noch ihre DHL-Jacke vom Paketzentrum, das direkt neben der S-Bahnstation gelegen ist.

„Ich kann zwar stattdessen den Bus nehmen, weil ich nicht weit von hier wohne. Aber für viele meiner Kollegen ist das eine Katastrophe“, befürchtet sie. Allein in ihrer Halle gebe es 150 Mitarbeiter, viele davon kämen von weiter her und nutzten die S-Bahn. „Parkplätze gibt es für uns ja schon lange nicht mehr“, sagt sie mit einem bitteren Klang in der Stimme.
Neuer Fernbahnhof Altona: S-Bahnstation wird abgerissen
Die Pläne der Bahn sehen vor, dass die S-Bahnen der Linie S3 und S21 künftig an einem neuen Bahnsteig innerhalb des modernen Fernbahnhofs halten. Solange werden die Züge voraussichtlich ein Jahr lang ohne Halt über eine neue Strecke am alten Bahnhof vorbei geleitet. Einen eigenen Ersatzverkehr mit Bussen hat der HVV für die betroffenen Pendler allerdings nicht vorgesehen. Stattdessen sollen sie auf die reguläre Buslinie 180 umsteigen, die von Stellingen über Diebsteich bis zur Holstenstraße unterwegs ist.

„Ich hoffe, dass die Busse dann nicht wieder so voll sind, dass man gar nicht mehr mitfahren kann“, sagt die 25-jährige Assistenzärztin Aydin Yarensu, die jeden Tag zu ihrer Arbeit nach Reinbek pendelt. Schon beim vergangenen Ersatzverkehr habe sie abends teilweise von der Holstenstraße aus bis zu ihrem Zuhause in Ottensen laufen müssen. Und auch der 64-jährige Chrisosyomos Christu ist besorgt über den Bus-Plan. „Der 180er fährt doch abends gar nicht mehr und sowieso viel zu selten.“ Der Hamburger wohnt seit 47 Jahren am Diebsteich. „Irgendwas ist doch immer mit der Bahn“, sagt er aus Erfahrung und muss ein bisschen lachen.

Die Bahn hat immerhin angekündigt, dass die 180er Linie verstärkt wird, sodass zu den Hauptverkehrszeiten alle zehn Minuten ein Bus unterwegs ist. „Die Verstärkerbusse halten dann aber nicht an jeder Haltestelle, die ein Linienbus bedient und haben somit einen kürzeren Fahrtweg“, heißt es.
Said Dawod rechnet trotzdem in Zukunft mit einem weiteren Pendelweg zur Arbeit. „Eine halbe Stunde länger dauert das morgens und abends bestimmt mindestens“, sagt der Azubi, der täglich aus St. Pauli anreist. „für ein Jahr lang ist das echt nervig.“

Dem Bahnhof hinterhertrauern werden sie aber trotzdem alle nicht, immerhin war die in die Jahre gekommene Station schon lange trist – und barrierefrei sowieso nicht. Die Abrissvorbereitungen laufen übrigens schon länger: Das Grün rund um die Station wurde bereits vor Jahren gerodet. Von Samstag, 15. Oktober bis Sonntag, 23. Oktober errichtet die Bahn dann die besagten Umgehungsgleise. In dieser Zeit fahren zwischen Altona und Eidelstedt noch Busse statt Bahnen. Ist das vollbracht, fahren die S3 und S21 ab Montag, 24. Oktober, wieder regulär – nur eben ohne Halt in Diebsteich.
Diebsteich soll ab 2027 den alten Bahnhof Altona ersetzen
2027 soll der neue Fernbahnhof am Diebsteich dann endgültig fertig sein und den rund zwei Kilometer südlich gelegenen Kopfbahnhof Altona im Fern- und Regionalverkehr ersetzen. Laut der Bahn können dort rund 380 Züge pro Tag zusätzlich halten, das entspricht 25 Prozent mehr als vorher.

Die Kosten des Projektes werden von der Bahn mit 548 Millionen Euro beziffert, rund 180 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Begründet werden die Mehrkosten mit einem zweijährigen, gerichtlich verfügten Baustopp, den der Verkehrsclub VCD im Jahr 2018 wegen planerischer Mängel durchgesetzt hatte. Die VCD-Klage kam erst vom Tisch, als sich Bahn, Stadt Hamburg und VCD im Jahr 2020 in einem Vergleich auf Nachbesserungen geeinigt hatten. Auch diese haben nach Bahnangaben die Projektkosten in die Höhe getrieben.