Abgehängt und angezeigt: Peinliche Farce um jüdisches Kunstwerk am Hauptbahnhof
Eineinhalb Jahre lang arbeitete die Hamburger Künstlerin Yohana R. Hirschfeld an einem Kunstwerk, das anlässlich des „Festjahrs 1700 Jahre jüdische Geschichte in Deutschland“ eine Schachtwand beim Hauptbahnhof schmücken sollte. Doch trotz Genehmigung wurde das Banner nach nur wenigen Stunden entfernt, die Bundespolizei gerufen und die Künstlerin sogar angezeigt. Was ist passiert?
Das Projekt war lange geplant und der Ort für das Kunstwerk an der Schachtwand beim Museum für Kunst und Gewerbe und den Bahnhofsgleisen 3, 5 und 6 sorgfältig ausgewählt. Denn diese Gleise führen in Richtung Osten – wo zur Zeit des Nationalsozialismus Konzentrationslager wie Auschwitz oder Majdanek lagen. „Dieser Zug fährt nicht nach Auschwitz…“, sagt eine der beiden Figuren auf dem Bild auf Englisch. „Nicht mehr…“, antwortet die andere.
Hamburg: Jüdisches Kunstwerk sollte Passanten aufklären
Eineinhalb Jahre lang arbeitete die Hamburger Künstlerin Yohana R. Hirschfeld an einem Kunstwerk, das anlässlich des „Festjahrs 1700 Jahre jüdische Geschichte in Deutschland“ eine Schachtwand beim Hauptbahnhof schmücken sollte. Doch trotz Genehmigung wurde das Banner nach nur wenigen Stunden entfernt, die Bundespolizei gerufen und die Künstlerin sogar angezeigt. Was ist passiert?
Das Projekt war lange geplant und der Ort für das Kunstwerk an der Schachtwand beim Museum für Kunst und Gewerbe und den Bahnhofsgleisen 3, 5 und 6 sorgfältig ausgewählt. Denn diese Gleise führen in Richtung Osten – wo zur Zeit des Nationalsozialismus Konzentrationslager wie Auschwitz oder Majdanek lagen. „Dieser Zug fährt nicht nach Auschwitz…“, sagt eine der beiden Figuren auf dem Bild auf Englisch. „Nicht mehr…“, antwortet die andere.
Hamburg: Jüdisches Kunstwerk sollte Passanten aufklären
„Die linke Figur stellt eine enge Freundin meiner Familie dar, die selbst als Kind das Konzentrationslager in Majdanek überlebt hatte und auf dem Transport nach Auschwitz von der Roten Armee befreit wurde“, erklärt die Hamburger Künstlerin Yohana R. Hirschfeld, die selbst Jüdin ist, der MOPO. „Das Bild ist eine Verdichtung unserer Gespräche, wenn sie uns hier besucht hat.“ Die Botschaft habe sich vor allem an Passanten gerichtet und sollte verdeutlichen, welche Erinnerungen und Gespräche für Juden in Zusammenhang mit Zügen in Richtung Osten hochkämen. Das Bild wurde von der jüdischen Gemeinde in Hamburg anlässlich des „Festjahrs 1700 Jahre jüdische Geschichte in Deutschland“ beauftragt.

Acht Wochen lang sollte das drei mal vier Meter große Banner eigentlich zu sehen sein, alles war abgesprochen und genehmigt. Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn sei freundlich und kooperativ gewesen, berichtet Hirschfeld. In der Nacht zu Freitag hängten die Künstlerin und Veranstaltungstechniker das Werk auf. Doch am Samstagmittag war das Banner plötzlich verschwunden.
Hamburg: Künstlerin über Vorgehen schockiert
„Ich war schockiert“, sagt Hirschfeld. „Wir wussten von nichts und uns war der Grund völlig unklar.“ Später habe sie erfahren, dass ein Mitarbeiter der S-Bahn das Werk für eine rechtsradikale Aktion gehalten und die Entfernung veranlasst habe. Die Künstlerin und einer der Techniker wurden sogar angezeigt – allerdings wegen Sachbeschädigung, weil das Banner im Mauerwerk befestigt war. Die Bundespolizei stellte das Kunstwerk als Beweismittel sicher.

Für Hirschfeld völlig unverständlich. Sie findet die Erklärung, es sei ein rechtsradikaler Hintergrund vermutet worden, hanebüchen. „Es ist kein rechtsradikales Symbol auf dem Bild und das Werk ist professionell angebracht. Nichts deutet auf so einen Kontext hin.“ Ihre Vermutung: „Jemand ist mit einem jüdischen Bild an dieser Stelle nicht klargekommen.“
Hamburg: Banner wird wieder aufgehängt
Ein Bahnsprecher erklärte der MOPO hingegen, dass ein Fehler in der internen Kommunikationskette zum Abhängen des Bildes geführt habe. Nicht alle verantwortlichen Bereiche hätten am vergangenen Wochenende von der Genehmigung gewusst. Dass die Vermutung um eine rechtsradikale Aktion Auslöser der Entfernung gewesen sein soll, könne die Bahn nicht nachvollziehen.
„Wir haben umgehend mit der Künstlerin Yohana Hirschfeld persönlich gesprochen und um Entschuldigung gebeten“, so der Sprecher. „Zudem haben wir dies zum Anlass genommen, unsere Abläufe bei der Kommunikation intern zu prüfen und ggf. zu optimieren.“
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Nun wird die Anzeige voraussichtlich fallen gelassen. Das Banner soll in der Nacht zu Freitag auf Kosten der Deutschen Bahn wieder montiert werden. Hirschfeld wünscht sich aber eine öffentliche Debatte, wie es zu dem Abhängen kommen konnte – zum Beispiel durch eine Podiumsdiskussion.