Abartige Mode: Woher kommen plötzlich diese Qualzucht-Katzen im Tierheim?
Ist das eine abartige neue Mode? Oder woher kommen plötzlich diese ganzen Qualzucht-Katzen, die im Hamburger Tierheim abgegeben werden? Rund 20 sogenannte Faltohrkatzen (Scottish Fold) landeten im vergangenen Jahr beim Tierschutzverein in der Süderstraße. Einige waren so krank, dass sie starben oder eingeschläfert werden mussten, um sie von ihren Schmerzen zu erlösen. Für die Kater Julian und Joschi gibt es jetzt ein Happy End.
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Ist das eine abartige neue Mode? Oder woher kommen plötzlich diese ganzen Qualzucht-Katzen, die im Hamburger Tierheim abgegeben werden? Rund 20 sogenannte Faltohrkatzen (Scottish Fold) landeten im vergangenen Jahr beim Tierschutzverein in der Süderstraße. Einige waren so krank, dass sie starben oder eingeschläfert werden mussten, um sie von ihren Schmerzen zu erlösen. Für die Kater Julian und Joschi gibt es jetzt ein Happy End.
Das schwarz-weiße Kätzchen Eule wurde im Dezember als Streuner im Park Planten un Blomen gefunden und ins Tierheim gebracht, offenbar war es ausgesetzt worden. Die Mitarbeiter erkannten bei dem niedlichen jungen Tier mit dem runden Kopf sofort, dass es sich um eine Scottish Fold handelt, denn sie hatte die typisch verkrüppelten, leicht hängenden Öhrchen.
Leider musste Eule schon nach wenigen Tagen eingeschläfert werden, weil sie so unter ihren Deformationen litt. Denn bei Faltohrkatzen sind die Ohren nicht einmal das größte Problem. Sie sind nur ein äußeres Zeichen eines schwerwiegenden Gen-Defekts, der schlimme Knochen- und Knorpelschäden auslösen und dazu führen kann, dass das Tier permanent Schmerzen hat. Die Gelenke schwellen an und schmerzen, die Tiere lahmen bereits in jungen Jahren, und es entwickeln sich Arthrosen.
Tierheim Hamburg: Viele Faltohrkatzen aufgenommen
Beliebt sind diese Katzen trotz ihrer Erbkrankheit, weil die verkrüppelten Ohren das Kindchenschema verstärken und die Tiere als besonders niedlich erscheinen. Sie werden auch oft mit der Rasse Britisch Kurzhaar gekreuzt und als Rassekatzen für bis zu 1000 Euro pro Tier verkauft. Viele müssen schon im Alter von zwei Jahren eingeschläfert werden, andere sind ihr Leben lang auf Medikamente angewiesen, um die Schmerzen zu lindern.
Im vergangenen Jahr wurden in Hamburg plötzlich auffällig viele dieser Katzen als Fundtiere ins Tierheim gebracht oder den Haltern weggenommen. 20 Katzen waren es, viele Jahre lag die Zahl bei drei bis sechs Tieren pro Jahr. Für fünf Katzen kam im vergangenen Jahr jede Hilfe zu spät, sie mussten eingeschläfert werden oder starben an ihren Deformationen.
„Wir können einfach nur vermuten, dass die Rasse wieder im Trend ist oder der Trend zunimmt“, sagt Cathleen Stegmann vom Tierheim. „Theoretisch ist die Zucht verboten, aber hier gibt es sehr viele Grauzonen.“ Die es eben doch wieder ermöglichen, die Tiere trotz ihrer Erbkrankheit zu züchten. Und weil sie krank werden und hohe Kosten verursachen, werden einige dann ausgesetzt.
Nicht ganz so schlimm hat es die Faltohrkater Julian und Joschi getroffen. Die beiden Fundtiere sind gesund genug, um vermittelt zu werden und haben auch eine Halterin gefunden, die Joschi trotz Gelenkproblemen und Diabetes aufnimmt und seinen Buddy Julian gleich dazu.
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Scottish Fold gelten laut Deutschem Tierschutzgesetz als Qualzuchten, ein Gutachten des Bundeslandwirtschaftsministeriums hat auch bereits ein Zuchtverbot empfohlen. Doch noch dürfen die Tiere in den meisten Bundesländern gezüchtet werden. Nur in Bayern hatte 2020 ein Verwaltungsgericht ein Zuchtverbot verhängt.