Präsenz trotz Omikron? So plant Hamburg den Schulstart
Am Mittwoch geht es an Hamburgs Schulen wieder los, die Ferien haben ein Ende – ungünstig pünktlich zu explodierenden Corona-Zahlen. Der Hamburger Senat um Schulsenator Ties Rabe (SPD) will die Schulen trotzdem auf keinen Fall schließen und verweist auf Schutzkonzepte und Impfungen. Allerdings wird diskutiert, ob die Präsenzpflicht ausgesetzt wird. Die Opposition spart nicht mit Kritik.
Die Sorge trägt sieben Buchstaben und hört auf einen griechischen Namen: Omikron. In Hamburg stieg die Sieben-Tage-Inzidenz wohl wegen der Ausbreitung der neuen Variante am Montag weiter an und liegt nun bereits beim Rekordwert von 440,3 – höher ist sie nur im Nachbarland Bremen. Unter den Infizierten sind auch Hunderte Kinder im schulpflichtigen Alter. Wenig verwunderlich also, dass die Schuldebatte wieder aufbricht, auch wenn deutschlandweit die Schulen erst einmal geöffnet bleiben.
Am Mittwoch geht es an Hamburgs Schulen wieder los, die Ferien haben ein Ende – ungünstig pünktlich zu explodierenden Corona-Zahlen. Der Hamburger Senat um Schulsenator Ties Rabe (SPD) will die Schulen trotzdem auf keinen Fall schließen und verweist auf Schutzkonzepte und Impfungen. Allerdings wird diskutiert, ob die Präsenzpflicht ausgesetzt wird. Die Opposition spart nicht mit Kritik.
Die Sorge trägt sieben Buchstaben und hört auf einen griechischen Namen: Omikron. In Hamburg stieg die Sieben-Tage-Inzidenz wohl wegen der Ausbreitung der neuen Variante am Montag weiter an und liegt nun bereits beim Rekordwert von 440,3 – höher ist sie nur im Nachbarland Bremen. Unter den Infizierten sind auch Hunderte Kinder im schulpflichtigen Alter. Wenig verwunderlich also, dass die Schuldebatte wieder aufbricht, auch wenn deutschlandweit die Schulen erst einmal geöffnet bleiben.
Präsenzunterricht in Deutschland und in Hamburg
Am Montag begann in mehreren Bundesländern nach der Weihnachtspause wieder die Schule. Zunächst kehrten Schüler:innen in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Rheinland-Pfalz zurück in den Unterricht. Am Dienstag folgen das Saarland, am Mittwoch Hamburg und – je nach Entscheidung der Schulen – auch Thüringen. „In allen Bundesländern gibt es das feste Ziel, die Schulen nicht zu schließen, sondern den Präsenzunterricht aufrecht zu erhalten“, bekräftige Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zuletzt.
Die Maskenpflicht in den Schulen, das Lüften, regelmäßiges Testen und auch die Impfung, die auch für die jüngeren Kinder ab fünf Jahren möglich ist, sollen zum Infektionsschutz beitragen und die Schulen zu sicheren Orten machen. Die Termine im Kinderimpfzentrum in der Hamburger Neustadt und in den Kinderkrankenhäusern sind zurzeit allerdings ausgebucht. Und: Noch können die meisten Kinder zwischen fünf und elf Jahren sowieso wegen der erst kürzlich erfolgten Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gar nicht vollständig geimpft sein.
Hamburg: Impfstoffe für Kinder sind knapp
„Laut Aussage von einigen Kinderärzten werden die Kinderimpfungen gut angenommen“, so eine Sprecherin der Kassenärtzlichen Vereinigung zur MOPO. Genauere Zahlen werden im ersten Quartal von 2022 erwartet. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) haben inzwischen 10.005 der rund 110.000 Fünf- bis Elfjährigen in Hamburg eine Impfung erhalten.
Problemlos verläuft das Impfen der Kinder jedoch nicht. Viele Praxen, so stellte sich bei einer MOPO-Umfrage vergangener Woche heraus, würden zwar sehr gerne mit den Kinderimpfungen beginnen – haben den von ihnen bestellten Impfstoff allerdings noch nicht erhalten.
Laut Angaben der Sozialbehörde hat Hamburg für diese Woche Impfstoff zur Durchführung von rund 15.000 Impfungen bei Kindern unter zwölf Jahren geliefert bekommen. „Weiterer Impfstoff darüber hinaus steht derzeit noch nicht zur Verfügung“, so Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde zur MOPO. Wann und wie viel Impfstoff nachgeliefert wird, weiß die Sozialbehörde nicht – das Bundesgesundheitsministerium hat noch keine Zusagen gemacht. Bürgermeister Tschentscher hatte zuletzt um Geduld bei der Kinderimpfkampagne gebeten – Geduld, die viele Eltern aus Sorge um die Gesundheit ihrer Kinder und auch die Opposition nicht aufbringen wollen.
CDU-Fraktion befürwortet Präsenzuntericht an Hamburger Schulen
„Neben den gängigen Hygieneregelungen und der Maskenpflicht sind Tests und Impfen der Schlüssel für sicheren Unterricht in Präsenz“, so Birgit Stöver, bildungspolitische Sprecherin der Hamburger CDU-Fraktion. „Darum muss der rot-grüne Senat jetzt auch dafür sorgen, dass die Impfangebote für die fünf- bis elfjährigen Schülerinnen und Schüler bei ausreichend Impfstoff ausgeweitet werden, z. B. in Form von systematischen Impfaktionen direkt in den Schulen.“ Für die Gruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen müsse nun eine zweite Impfrunde seitens des Senats organisiert und zügig angeboten werden. Die negativen Folgen seien zu groß, um auf Präsenzunterricht zu verzichten.
Trifft Omikron Kinder tatsächlich härter?
Die Elternkammer Hamburg verweist wiederum darauf, dass eine Fortführung des Präsenzunterrichts essentiell für Kinder sei. „Im Zuge der Chancengerechtigkeit sehen wir den Präsenzunterricht nicht nur aus Sicht des Lernerfolgs, sondern auch für die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen als äußerst wichtig an. Es darf sich einfach nicht wiederholen, dass Kinder und Jugendliche allein gelassen werden“, so die Vorsitzende Alexandra Fragopoulos.
Dass die Omikron-Variante deutlich gefährlicher für Kinder sein könnte als die bisherigen Varianten ist bislang nicht bewiesen. Mehrere Länder, wie zum Beispiel die USA, melden zwar deutlich eine erhöhte Zahl an Kindern, die mit einer Corona-Infektion hospitalisiert werden, doch dies könnte auch auf die steigenden Infektionszahlen zurückzuführen sein. Außerdem wird nicht jedes Kind wegen Covid im Krankenhaus behandelt, sondern liegt beispielsweise mit einer anderen Erkrankung in der Klinik, wo dann die Corona-Infektion festgestellt wird.
Hamburg: Drei Kinder werden im UKE behandelt
„Es gibt bislang keine gesicherten Erkenntnisse, ob die Omikron-Variante des Virus – auf Kinder und Erwachsene gleichermaßen – veränderte Auswirkungen hat“, sagt Martin Helfrich. „Bislang ist daher wie bislang davon auszugehen, dass Kinder kaum von schweren Verläufen betroffen sind.“
Im Universitätsklinikum Eppendorf werden laut Sprecherin Stefanie Gerling derzeit drei Kinder stationär behandelt. „Aufgrund der sehr hohen Zahl an Infektionen unter Kindern kann es dazu kommen, dass auch mehr Kinder im Krankenhaus behandelt werden müssen“, sagt Gerling. Ein Kind liege auf der Intensivstation.
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„Erfreulicherweise scheint der Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit der Omikron-Variante milder zu sein. Die Krankheitsverläufe scheinen – nach unserem aktuellen Kenntnisstand – vermutlich nicht schwerer als bei der Delta-Variante zu sein“, so Gerling. Dennoch sei Vorsicht geboten – besonders bei vorerkrankten Kindern.
Schulsenator Rabe lobt Maßnahmen an Hamburger Schulen
Schulsenator Ties Rabe (SPD) weiß, wie sehr die Bildungsstätten während der Pandemie im Fokus stehen. Dabei wird er nicht müde zu betonen, dass die Vorkehrungen an Hamburgs Schulen diesen Lebensbereich zum sichersten der Pandemie machten. Das Hygienekonzept der Hamburger Schulen umfasst die Testpflicht, die Maskenpflicht, die Pflicht zum Stoß- und Querlüften, mobile Luftfilter und den Impfschutz für das Personal.
Allerdings gibt es zum Beispiel noch keine flächendeckenden PCR-Tests – lediglich ein Pilotprojekt an neun Hamburger Schulen läuft dazu mit sogenannten Lolli-Tests. Jüngst wurde die Kontaktnachverfolgung und Quarantänepflicht für Sitznachbarn von infizierten Kindern abgeschafft. „Das ist aus meiner Sicht absolut verantwortungslos”, klagt Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Linken, die am liebsten eine Verlängerung der Weihnachtsferien gehabt hätte.
Wenn am Dienstag der Senat zusammentritt und über weitere Corona-Maßnahmen berät, wird auch das Thema Präsenzpflicht auf der Tagesordnung stehen. So gibt es nach MOPO-Informationen Stimmen, die es den Eltern wieder freistellen wollen, ob sie ihr Kind in die Schule schicken oder nicht. Schulsenator Rabe ist dem Vernehmen nach allerdings gegen die Aussetzung der Präsenzpflicht. Die Debatte dürfte kontrovers geführt werden – Ausgang noch ungewiss.
Gewiss ist dagegen, dass eine Schulschließung nicht diskutiert wird. „Es gibt einen politischen Konsens in Deutschland, dass Schulschließungen nur das allerletztes Mittel sein dürfen”, so die Sprecherin der Schulbehörde Luisa Wellhausen. Davon ist man derzeit weit entfernt.
Dass Schulen in der Pandemie nur noch als Ultima Ratio geschlossen werden sollen, ist mittlerweile bundesweit Konsens unter den Landesregierungen. Ausschließlich tut man jedoch nichts. „Die Hamburger Schulbehörde beobachtet die Lage in den Hamburger Schulen sorgfältig, um das Sicherheitskonzept bei Bedarf anzupassen“, so Wellhausen. Sie sagt jedoch auch: „Wie an allen öffentlichen Orten wie beispielsweise Arbeitsstätten, Kulturveranstaltungen, beim Einkaufen, im privaten Bereich oder beim Sport können auch an den Schulen Infektionen nicht gänzlich ausgeschlossen werden.“ Schulschließungen blieben weiterhin das allerletzte Mittel.