Hamburgs Zahlungen für Miet-Hilfe steigen in astronomische Höhen
In Hamburg leben immer mehr Menschen, doch die bezahlbaren Wohnungen werden nicht mehr. Damit Langzeitarbeitslose, Geringverdiener und Geflüchtete trotzdem ihre vier Wände bezahlen können, brauchen sie oft zusätzliche finanzielle Unterstützung. Allein die Jobcenter zahlen in Hamburg jeden Monat einen hohen zweistelligen Millionenbetrag an Menschen aus, die ihre Wohnung nicht allein zahlen können.
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In Hamburg leben immer mehr Menschen, doch die bezahlbaren Wohnungen werden nicht mehr. Damit Langzeitarbeitslose, Geringverdiener und Geflüchtete trotzdem ihre vier Wände bezahlen können, brauchen sie oft zusätzliche finanzielle Unterstützung. Allein die Jobcenter zahlen in Hamburg jeden Monat fast 60 Millionen Euro an Menschen aus, die ihre Wohnung nicht allein zahlen können.
Rund 60 Millionen Euro monatlich! Eine gigantische Summe. Doch bei den gestiegenen Mietpreisen für Wohnungen in Hamburg erklärt sich das fast von selbst. Das Geld wird von den Jobcentern in Hamburg an 93.373 Haushalte ausgeschüttet, die Anspruch auf Bürgergeld haben (ehemals Hartz IV oder ALG II). In diesen Haushalten leben insgesamt 181.000 Menschen. Wie hoch jeweils die Mietsumme ist, die die Behörde übernimmt, das wird individuell berechnet. Wohnungsgröße und Preis müssen angemessen sein.
Aber je weniger Wohnungen es auf dem Markt gibt, desto öfter müssen Mieter nehmen, was sie bekommen können. Das können auch mal zu große oder zu teure Wohnungen sein. Natürlich sind es bei großen Familien auch oft zu kleine Wohnungen. Enthalten sind in dem Geld zudem Heizkosten, die zuletzt auch hoch waren.
Viele Hamburger bekommen Kosten der Unterkunft bezahlt
Die Zahlen steigen aktuell noch, denn auch viele der mittlerweile 45.000 zugewanderten oder vorübergehend hier lebenden Ukrainer erhalten dieses Geld. Von 93.373 Haushalten, die 2023 Geld für die Miete vom Jobcenter bekamen, ist die Zahl mittlerweile laut einer Sprecherin auf 102.000 Haushalte geklettert, so dass die Kosten ebenfalls weiter steigen.
Aber nicht nur die Jobcenter unterstützen finanziell bei der problematischen Lage auf dem Wohnungsmarkt. Die Stadt Hamburg zahlt zudem Wohngeld für Menschen, die zwar berufstätig sind, deren Einkommen aber nicht ausreicht, um die Miete zu zahlen. Ende des Jahres waren das laut Stadtentwicklungsbehörde 24.300 Haushalte, und gezahlt wurden für das gesamte Jahr 2023 etwa 103 Millionen Euro.
„Unterm Strich gibt der Staat viel Geld für Miete aus, um Menschen das Wohnen überhaupt zu ermöglichen“, sagt Achim Bartels von der IG Bau in Hamburg. „Die Jobcenter müssen die hohen Mieten auf dem freien Markt akzeptieren. Und die sind in den letzten Jahren durch die Decke gegangen“, so der Gewerkschafter, der natürlich in dieser Frage nicht neutral ist und so mehr Geld für die schwächelnde Baubranche erhofft.
IG Bau fordert, mehr Sozialwohnungen zu bauen
Bartels fordert einen viel intensiveren Bau von Sozialwohnungen. „Sie machen den Staat unabhängig von jeder Mietpreis-Treiberei auf dem Wohnungsmarkt.“ Auf Dauer seien sie also die günstigere Lösung für die Staatskasse. „Außerdem sind Sozialwohnungen die beste Mietpreisbremse für den Wohnungsmarkt.“ Allein in Hamburg müsse der Bestand an Sozialwohnungen bis 2030 um mehr als 4600 steigen, um den Bedarf zu decken.
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„Wir tun beides“, sagt André Stark, der Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde. „Wir helfen denen mit Wohngeld, die ihre Miete nicht stemmen können. Aber wir fördern auch den sozialen Wohnungsbau mit hohen Summen.“ Im vergangenen Jahr seien 538 Millionen Euro an Fördersummen abgerufen worden. Für das laufende Jahr stehen zudem weitere 780 Millionen Euro zur Verfügung.
Doch die schwierige Lage im Bausektor macht die Förderung gar nicht so leicht. In Hamburg hat sich die Zahl der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr fast halbiert. 2023 waren es nur noch 5400 von den angestrebten 10.000. Aber: Es wurden dabei mit 2380 vergleichsweise viele Sozialwohnungen bewilligt. Mehr als im Jahr davor, allerdings auch weniger als die angestrebten 3000 jährlich.