Spannender Wohnblock: Hier kann man noch für 6,90 Euro pro Quadratmeter wohnen
Vier Jahre sind vergangen, seit die MOPO einen drohenden Skandal aufdeckte: „Die SAGA will meinen Wohnblock abreißen“, so die Schlagzeile im März 2019. Hamburgs größte Wohnungsbaugesellschaft verfolgte damals den Plan, den sogenannten Warmwasserblock auf der Veddel plattzumachen und durch einen Neubau zu ersetzen. Die Bewohner gingen auf die Barrikaden, der örtliche SPD-Mann Klaus Lübke organisierte den Protest. Gemeinsam hatten sie Erfolg. Kein Abriss. Sanierung!
Vier Jahre sind vergangen, seit die MOPO einen drohenden Skandal aufdeckte: „Die SAGA will meinen Wohnblock abreißen“, so die Schlagzeile im März 2019. Hamburgs größte Wohnungsbaugesellschaft verfolgte damals den Plan, den sogenannten Warmwasserblock auf der Veddel plattzumachen und durch einen Neubau zu ersetzen. Die Bewohner gingen auf die Barrikaden, der örtliche SPD-Mann Klaus Lübke organisierte den Protest. Gemeinsam hatten sie Erfolg. Kein Abriss. Sanierung!
Inzwischen ist auch die SAGA sichtlich stolz auf das Gebäude – und ziemlich froh darüber, wie alles gekommen ist. SAGA-Vorstandssprecher Thomas Krebs lud gestern Kultursenator Carsten Brosda (SPD) dazu ein, mit ihm die Baustelle zu besichtigen. Noch dauern die Arbeiten an, aber so viel lässt sich schon sagen: Der Wohnblock, der früher heruntergekommen war wie kaum ein zweiter, hat sich in eine wahre Perle verwandelt. Wenn alles fertig ist, wird es das schönste Haus der Insel sein. Trotzdem bleiben die Mieten bezahlbar: 6,90 Euro nettokalt pro Quadratmeter – wo gibt es sowas sonst?
2019 verhinderten Bewohner und SPD-Mann Klaus Lübke den Abriss

Noch dazu werden die Menschen in einem Haus wohnen, das historisch äußerst wertvoll ist. Der Warmwasserblock hat architektonisch große Bedeutung, denn er ist ein herausragender Vertreter des reformierten Wohnungsbaus der 1920er Jahre und erzählt ein Stück Hamburg-Geschichte.
Heute ist die Veddel dicht besiedelt und eingeklemmt zwischen Autobahnzubringer, Eisenbahn und Elbe – aber noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war die Insel ein ländliches Idyll. Es existierten nur ein paar Bauernhäuser, ansonsten gab es ausgedehnte Weiden, auf denen Kühe grasten. Das Wort „Veddel“ bedeutet so viel wie „bewaldetes Weideland“. Die Milch war berühmt und auf den Marktplätzen Hamburgs gefragt.
1878 entstand die Sloman-Siedlung: 200 Einfamilienhäuser für Hafenarbeiter

Die erste größere Besiedlung der Insel erfolgte 1878, als Reeder Robert Miles Sloman (1813-1900) eine Arbeitersiedlung erbauen ließ: Eine Gartenstadt mit fast 200 kleinen Einzelhäusern, umgeben von Obstbäumen und Wiesen. Allerdings waren es keine altruistischen Motive, die Sloman veranlassten, die Lebensbedingungen seiner Hafenarbeiter zu verbessern. Ziel war es vielmehr, das Erstarken der Sozialdemokratie aufzuhalten.
1929 ließ Fritz Schumacher auf der Veddel die großen Wohnblocks errichten
40 Jahre später: Hamburg boomte, Wohnungen waren knapp. Deshalb mussten in den 20er Jahren große Wohnsiedlungen her. So wurden die kleinen Einfamilienhäuser auf der Veddel wieder abgerissen und vom berühmten Hamburger Oberbaudirektor Fritz Schumacher (1869-1947) durch große Wohnblocks ersetzt. Dazu zählt auch der Warmwasserblock, der deshalb so heißt, weil er auf der Insel der erste Bau mit fließend warmem Wasser war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist dann Jahrzehnte lang nur das Nötigste repariert worden. Das Gebäude ging regelrecht vor die Hunde. Als die SAGA den Warmwasserblock 2015 von der Baugenossenschaft Freier Gewerkschafter (BGFG) übernahm, war er bereits in einem bedauerlichen Zustand. Verschimmelte Wohnungen, undichte Fenster, völlig verdreckte Treppenhäuser. „Dafür dass die BGFG nichts getan hat, haben wir dann die Prügel einstecken müssen“, merkte SAGA-Vorstandssprecher Thomas Krebs gestern am Rande der Besichtigung mit säuerlichem Unterton an.
Vorbildliche Sanierung: Vermutlich war sie teurer als ein Neubau

Wer auch immer für den Zustand verantwortlich war – der Abriss des Blocks wäre sicherlich die billigste Lösung gewesen. Die Sanierung hat wahrscheinlich mehr gekostet als ein Neubau. Wie viel Geld genau die SAGA reingesteckt hat, darüber schweigt sie sich aus. Das Ergebnis jedenfalls ist grandios: Da, wo bereits alles fertig ist, sieht die Fassade aus wie geleckt. Die Wohnungen haben Neubau-Standard. Wer hier einziehen darf, darf sich glücklich schätzen. Ab Juli sind die ersten Wohnungen der insgesamt 157 Wohnungen bezugsfertig – viele ehemalige Bewohner kehren zurück. Die Sanierung wird noch bis 2025 andauern.
- Quandt Besichtigten die Sanierung des Warmwasserblocks: SAGA-Vorstandssprecher Thomas Krebs (l.) und Kultursenator Carsten Brosda (SPD).
Besichtigten die Sanierung des Warmwasserblocks: SAGA-Vorstandssprecher Thomas Krebs (l.) und Kultursenator Carsten Brosda (SPD). - Quandt Wer weiß, wie der Warmwasserblock vor der Sanierung aussah, wird überrascht sein, wenn er die Wohnungen heute sieht. Bezahlbar werden sie auch zukünftig sein: 6,90 Euro Miete pro Quadratmeter.
Wer weiß, wie der Warmwasserblock vor der Sanierung aussah, wird überrascht sein, wenn er die Wohnungen heute sieht. Bezahlbar werden sie auch zukünftig sein: 6,90 Euro Miete pro Quadratmeter. - Quandt Fertig saniertes Badezimmer im Warmwasserblock: Neubaustandard.
Fertig saniertes Badezimmer im Warmwasserblock: Neubaustandard. - Quandt Fertig sanierte Fassade des Warmwasserblocks: Alle Fenster sind erneuert. Sie sind genau den Fenstern nachempfunden, die 1929 beim Bau verwendet wurden.
Fertig sanierte Fassade des Warmwasserblocks: Alle Fenster sind erneuert. Sie sind genau den Fenstern nachempfunden, die 1929 beim Bau verwendet wurden.
Senator Brosda sprach gestern von einer „vorbildlichen denkmalgerechten Sanierung“. Er sagte: „Mit diesem Projekt zeigt sich, wie gut Denkmalschutz und zeitgerechtes Wohnen zusammenpassen, wenn alle Seiten konstruktiv zusammenarbeiten.“ Brosda sprach davon, dass die von Fritz Schumacher geplante Wohnstadt auf der Veddel eine der „bedeutendsen Hamburger Großwohnsiedlungen der damaligen Zeit“ sei. „Der Warmwasserblock nimmt als erster Block mit fließend warmem Wasser innerhalb dieses Ensembles einen besonderen Platz ein und kann uns viel über die Baugeschiche erzählen.“
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SAGA-Chef Krebs sagte, er sei sich der städtebaulichen Bedeutung des Warmwasserblocks für die Veddel und darüberhinaus bewusst. Ebenso wichtig ist es, aufwändige denkmalgerechte Modernisierungen unter Berücksichtigung der heutigen Ansprüche an bezahlbares Wohnen mit der nötigen Wirtschaftlichkeit sozial verantwortlich in Einklang zu bringen. Umso mehr freue ich mich, dass uns dies beim Warmwasserblock einmal mehr gelungen ist. So können wir dieses für den Ort und seine Geschichte bedeutende Gebäude auch im Sinne unserer Mieter erhalten.“