„Aus der Zeit gefallen“: Berühmtes Hamburger Museum macht jahrelang dicht
Es ist eines der großartigsten Museumsgebäude des 20. Jahrhunderts, geschaffen hat es der legendäre Oberbaudirektor Fritz Schumacher: Die Rede ist vom Museum für Hamburgische Geschichte am Holstenwall. 100 Jahre alt ist der ehrwürdige Bau in der Neustadt – und das Museum steht nun vor den größten Umwälzungen seiner Geschichte.
Es ist eines der großartigsten Museumsgebäude des 20. Jahrhunderts, geschaffen hat es der legendäre Oberbaudirektor Fritz Schumacher: Die Rede ist vom Museum für Hamburgische Geschichte am Holstenwall. 100 Jahre alt ist der ehrwürdige Bau in der Neustadt – und das Museum steht nun vor den größten Umwälzungen seiner Geschichte.
Das Gebäude wird ab 2023 vier Jahre geschlossen. 530.000 Exponate – von der Silbermünze über Störtebekers 600 Jahre alten Schädel bis zu riesigen Schiffsmodellen – müssen in einem externen Depot eingelagert werden. Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs hatte erreicht, dass der Bund und die Stadt Hamburg 36 Millionen Euro für die dringend benötigte Sanierung und Neugestaltung lockermachen. Ob der Betrag reichen wird, ist allerdings bei den derzeit explodierenden Baukosten fraglich.
Chefin plant komplett neues Museum
Museumschefin Bettina Probst erklärte der MOPO, was sie vorhat: „Wir werden ursprüngliche Planungen Schumachers umsetzen, neue Räume und Korridore schaffen. Es wird einen weiteren Eingang an den Wallanlagen geben, alles wird luftiger und heller. Die Hamburger dürfen sich auf ein komplett neu gestaltetes Museum freuen.“
Die Direktorin meint, dass das Museum mit 5000 Quadratmetern Ausstellungsfläche in seinem jetzigen Zustand „aus der Zeit gefallen“ sei. Bei allen Umbauplänen wolle man „entstauben“, aber den vorhandenen „alten Charme“ auch erhalten. Eine gar nicht verstaubte Einrichtung, mit der Generationen von Hamburger Kindern groß geworden sind, bleibt auf alle Fälle: die gigantische Modellbahnanlage. Die dargestellte Gleisanlage rund um den Bahnhof Harburg wird aber von der zweiten in die dritte Etage umziehen.
In der zweiten Etage kann so ein langgehegter Traum von Hamburg-Historikern wahr werden: Zwei Räume der um 1830 erbauten Villa Rücker in Hamm werden originalgetreu wieder aufgebaut. Der Wohnsitz des reichen Kaufmanns Johann Hinrich Rücker (1780-1837) war 1909 abgerissen worden, doch zahlreiche Teile der prächtigen Innenausstattung wie Türen, Tapeten, Stuck, Spiegel, Skulpturen oder Öfen sollten als bedeutende „Zeugnisse bürgerlich-hanseatischer Wohnkultur“ in das damals in Planung befindliche Museum für Hamburgische Geschichte umziehen.
Historische Villen-Räume entstehen neu
Die Villen-Einrichtung war in Plänen, Aquarellen und Fotos hervorragend dokumentiert worden. Deswegen passte Schumacher beim Museumsneubau den Grundriss einiger Räume extra den Vorbildern aus der Villa Rücker an. Die Südfassade des Museums mit den charakteristischen Rundbögen entspricht bis heute ebenfalls der zerstörten Villa in Hamm. Doch Geldmangel verhinderte nach der Museumseröffnung 1922 die Umsetzung, die Objekte landeten im Depot. 1949 entstand da, wo die „hanseatische Wohnkultur“ dokumentiert werden sollte, die Modellbahnanlage mit später 1200 Metern Gleisen.
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Ein Teil dieser Modellbahnanlage wird am 28. August im ersten Stock aufgebaut und große und kleine Hamburger können Züge selbst in Gang setzen. Anlässlich seines 100. Geburtstages lädt das Museum nämlich zu einem Jubiläumsfest. Von 10.30 Uhr bis in den Abend werden an dem Sonntag Aktionen und Vorträge angeboten.
Und dann rücken bald die Möbelpacker an. Eine derartige Auslagerung von über eine halbe Million Ausstellungsstücken hat es in der Hamburger Museumslandschaft noch nicht gegeben.