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  • Dennis Kailing (29) war für zwei Jahre auf Weltreise mit seinem Fahrrad.
  • Foto: Dennis Kailing

43.600 Kilometer mit dem Bike: Hamburger Autokino zeigt Fahrrad-Weltreise

„Besser Welt als nie!“ Zwei Jahre nach der Fahrrad-Weltreise von Dennis Kailing zeigt das Autokino auf dem Heiligengeistfeld seinen selbstgedrehten Film von diesem unglaublichen Trip. Gerade in Corona-Zeiten ist das Fernweh im Publikum besonders groß, der Andrang dementsprechend. Die 300 verfügbaren Plätze sind schnell mit den unterschiedlichsten Automodellen zugestellt.

43.600 Kilometer durch 41 Länder in 761 Tagen: Das ist die zweijährige Fahrrad-Route von Dennis Kailing, auf die er jetzt im Film zurückblicken kann. Im Jahr 2015 bekommt der damals 24-Jährige aus Gelnhausen (Hessen) Zweifel an seinen bisherigen Lebensentscheidungen. „Ich habe Bauingenieurswesen studiert“, erzählt er im Gespräch mit der MOPO. Er sitzt auf einer Bank und nimmt einen tiefen Schluck von seiner Apfelschorle, während im Hintergrund immer mehr Autos auf dem Heiligengeistfeld einen guten Platz vor der Leinwand suchen.

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Sein Studium habe er abgeschlossen, wirklich glücklich sei er damit aber nicht gewesen. „Irgendwann kamen die Zweifel“, berichtet er, „Studium, dann ein Job für 40 Jahre und dann war’s das? Ich dachte, da muss es doch noch irgendetwas anderes geben!“ Fünf Monate hatte er die Idee einer Fahrradreise im Kopf. „Als ich zum ersten Mal davon gehört habe, war ich direkt Feuer und Flamme! Ich hatte bis dahin nicht einmal gewusst, dass man solche Reisen überhaupt mit dem Rad schaffen kann.“

Autokino auf dem Heiligengeistfeld: Mit dem Fahrrad um die Welt

Ab dem Zeitpunkt, als er wusste, es ist ihm wirklich ernst mit der Idee, vergehen noch knapp anderthalb Monate für die Vorbereitung. Kailing kaufte sich Equipment, ein Fahrrad und ging zum Tropenarzt. „Vor allem das Kamera-Equipiment war schwierig“, erzählt der 29-Jährige, „es musste gute Qualität haben aber trotzdem in die Fahrradtaschen passen.“ Von Anfang an wollte er seine Reise dokumentieren, erst mal sei das aber nur eine Vision gewesen.

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Seine Route führte Dennis Kailing durch 41 verschiedene Länder.

Foto:

Dennis Kailing

Im Film sieht man den Aufbruch 2015 aus Gelnhausen, bei dem seine Mutter an der Haustür steht und ihrem Sohn mit einem roten Tuch hinterherwinkt. Dann geht’s los in Richtung Osten. „In Bulgarien ist es mir dann zum ersten Mal passiert, dass ich zum Übernachten eingeladen wurde“, erinnert sich Kailing. „Da hat mich ein Radfahrer einfach mit zu seiner Familie genommen. Das war schon beeindruckend.“ Bei diesem einen Mal sollte es aber nicht bleiben, der Film zeigt immer wieder die Gastfreundlichkeit der Menschen, denen er unterwegs begegnet.

Fahrradreise-Film auf dem Heiligengeistfeld: „Besser Welt als nie“ 

„Es sind viel zu viele Menschen und Erlebnisse, um sich wirklich ein besonderes davon rauszupicken“,  sagt er. „Die Welt ist sehr herzlich da draußen, vor allem gegenüber Radfahrern. Ein Rad kennt jeder und man ist nicht der reiche Europäer, der mit dem Jeep angefahren kommt.“

Insgesamt 63 platte Reifen hat Dennis Kailing während den zwei Jahren. Die ersten 11.000 Kilometer bis Indonesien muss er nur einmal den Reifen wechseln. „Das Schöne am Fahrrad ist, dass man alles einfach reparieren kann, es gibt keinen versteckten Motor mit Elektronik. Gerade in anderen Ländern sind die Leute kreativ im Lösungen finden.“

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Sein Fahrrad konnte Dennis Kailing auf der Weltreise immer wieder reparieren.

Foto:

Dennis Kailing

Gefährlich wurde es aber an einigen Stellen durchaus. „Auf der Straße war es manchmal unübersichtlich, es gab Baustellen und Trucks, die keine Zeit hatten und dadurch den Abstand unterschätzt haben.“ Einmal wurde er auch von einem Roller umgefahren, kam aber mit Prellungen davon. Drei Mal hat Kailing mit schweren Magenproblemen zu kämpfen. Im Film zeigt er auch diese Abschnitte der Reise, wie er ausgeknockt im Zelt mit Fieber liegt.

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Auf der Etappe von Equador hatte Dennis Kailing öfter mit Dauerregen zu kämpfen.

Foto:

Dennis Kailing

Mit dem Fahrrad um die Welt: Höhen und Tiefen

Mittlerweile ist ein Jahr im Film vergangen, Kailing hat Sidney nach einem langen und ausdauerndem Trip durch das australische Outback erreicht, bei dem er wochenlang auf keine Menschenseele traf und sich nur von Toast und Bohnen ernährte.

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2017 rollt er wieder in Gelnhausen ein. „Am Anfang war es sehr ungewohnt, wieder zu Hause zu sein, das Alltägliche war auf einmal neu für mich.“ Dann habe er sich sofort an den Film gesetzt und nebenbei angefangen, ein Buch über das Erlebte zu schreiben. Denn selbst in zwei Stunden Film fehlten so viele Erlebnisse, die er dort noch verarbeiten wolle. „Und aus dem geplanten halben Jahr für die zwei Projekte sind dann auf einmal zwei geworden.“

Autokino auf dem Heiligengeistfeld: Großer Andrang im Publikum

Schon ein Monat, bevor Corona-bedingt die Kinos schließen mussten, lief der Independent Film für ein reisebegeistertes Publikum. „Das war natürlich unfassbar, dass nach zwei Jahren Arbeit der Film auf einmal dann nicht mehr gezeigt werden konnte“, sagt Kailing. „Aber zum Glück gibt es jetzt die Autokinos.“

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Das Publikum an diesem Abend auf dem Heiligengeistfeld ist gemischt. Da stehen schicke Cabrios neben alten VW Bullis und kleinen Polos. Die Tickets werden am Eingang durch die Scheibe gescannt. „Der Andrang ist unheimlich groß“, berichtet Miriam Spengler, Pressesprecherin der Bergmanngruppe, die zusammen mit den zeise-Kinos das Autokino organisiert. „Schon vor Einlass waren die 300 Plätze im ‚Kinosaal‘ so gut wie ausverkauft.“

„Besser Welt als nie“ läuft noch einmal am 27. Juni um 17 Uhr im Autokino auf dem Heiligengeistfeld.

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