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  • An einigen Stellen ist er fast fünf Meter breit: Der neue Radweg am Ballindamm.
  • Foto: Florian Quandt

4,75 Meter für die Fahrradfahrer!: Warum Hamburgs dickster Radweg noch dicker wird

Neustadt –

2,75 Meter breit sollte der dickste Radweg in Hamburg am Ballindamm mitten in der City werden. Kurz vor der Fertigstellung jetzt die große Überraschung: Die Spur wird noch einmal deutlich verbreitert – auf bis zu 4,75 Meter! Dafür hat die Verkehrsbehörde einige Gründe — doch es gibt auch kritische Stimmen.

Der Ballindamm am Jungfernstieg wird seit Monaten umgebaut, dort soll Hamburgs breiteste Radspur entstehen. Einst wurden Radwege in der Hansestadt mit einer Breite von etwa 1,85 Meter geplant, zuletzt mit 2,25 Metern. Mit den geplanten 2,75 Metern wollte man in Hamburg neue Maßstäbe setzen und gleichzeitig den Ballindamm zu einem Innenstadt-würdigen Vorzeige-Boulevard machen.

Ballindamm in Hamburg: Radweg wird auf vier Meter verbreitert

„Die Hamburger erhalten hier an einem der schönsten Plätze der Stadt mehr Aufenthaltsqualität und müssen nicht mehr auf parkende Autos schauen“, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) Anfang Juli, als die Verkehrsbehörde und der Bezirk Mitte den XXL-Radweg ankündigten.

Jetzt wird’s sogar noch deutlich mehr als XXL: Kurz vor der offiziellen Fertigstellung der Bauarbeiten am Ballindamm hat die Stadt den Radweg noch einmal verbreitert: In Zukunft haben Radfahrer dort im Schnitt vier Meter Platz, maximal bis zu 4,75 Meter. Die Autospur daneben, die laut den ursprünglichen Umbauplänen eine Überbreite von fünf Metern erhalten sollte, ist damit jetzt schmaler ausgefallen. Zunächst hatte „Nahverkehr Hamburg“ darüber berichtet.

Hamburg Ballindamm: Radweg auf vier Metern — was sind die Gründe?

Was sind die Gründe? Die MOPO hat bei der Verkehrsbehörde nachgefragt. „Vorrangig ging es um die Sicherheit“, sagt Pressesprecher Dennis Heinert, „wenn Radfahrer sich gegenseitig überholen, müssen sie auch den Mindestabstand zueinander einhalten. Da hätten die ursprünglichen 2,75 Meter nicht ausgereicht.“

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Zudem könne der Individualverkehr den Jungfernstieg seit Freitag nicht mehr passieren, weshalb die Behörde mit einer Abnahme des Autoverkehrs am Ballindamm rechne. „Eine Spur für den Autoverkehr ist deshalb ausreichend“, so Heinert. 

Weniger Autos, mehr Fahrräder: So soll der Ballindamm aussehen

Gleichzeitig erwarte man einen Anstieg der Radfahrer an dieser Stelle. Verkehrssenator Anjes Tjarks sagt der MOPO: „Die teilweise fast fünf Meter breite Spur ermöglicht es allen Radfahrenden, sicher und unter Wahrung der vorgeschriebenen Abstände zu überholen. Der Radweg ist damit Ausdruck und Förderung der Mobilitätswende zugleich.”

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Fahrradfahrer sollen auf dem teilweise fast fünf Meter breiten Radweg mehr Platz zum Überholen haben.

Foto:

Quandt/ Florian Quandt

Insgesamt fließen 8,8 Millionen Euro in den 700 Meter langen Ballindamm. Das Bundesverkehrsministerium fördert den fahrradfreundlichen Umbau mit bis zu 5,7 Millionen Euro. 

Kritik kommt derweil von Richard Seelmaecker, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. „Grüne Prestigeobjekte allein machen noch keine moderne Mobilität“, sagt er auf MOPO-Anfrage. „Es ist richtig, mehr für den Radverkehr in Hamburg zu tun. Das darf dann aber nicht nur vom Rathaus bis zur Alster gehen und muss auch alle anderen Verkehrsteilnehmer berücksichtigen.“ So komme der Senat beim Ausbau der Velorouten viel zu langsam voran. 

Hamburg wird Fahrradstadt: Wie das erreicht werden soll

Die Fahrradstadt hatten die Grünen bereits zur Bürgerschaftswahl 2015 ausgerufen. Jährlich sollten in Hamburg 50 Kilometer neue Radwege, Fahrradstreifen oder Fahrradstraßen gebaut werden — dieser Wert ist jedoch in keinem Jahr erreicht worden. Unter Verkehrssenator Anjes Tjarks sollen es 60 bis perspektivisch 100 Kilometer sein.

„Die Prognose für 2020 beläuft sich nach derzeitigem Stand auf 60 bis 80 Kilometer”, so die Verkehrsbehörde auf Nachfrage. Diese erfolgten unter anderem an der Rennbahnstraße, Rothenbaumchaussee, Friedrich-Ebert-Straße, Frohmestraße, Borgweg, Schöne Aussicht, Saseler Chaussee und der Habermannstraße.

Hamburgs Ziel: 60 bis 100 Kilometer Fahrradstraßen pro Jahr

Auch die Velorouten und die bezirklichen Fahrradrouten sollen weiter ausgebaut und ein Radschnellwegnetz entwickelt werden. „Radschnellwege sind in besonderem Maße auf Radpendlerverkehr mit längeren Fahrdistanzen ausgerichtet“, so die Behörde. Ziel sei es, diese ab 2021 auszuplanen und zu realisieren.

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Konkrete Projekte sind die noch in diesem Herbst geplante Pop-Up-Bikelane in der Max-Brauer-Alle zwischen Holstenstraße und Stresemannstraße und eine Pop-Up-Bikelane zwischen Am Sandtorkai und Brooktorkai im Frühjahr 2021. In Harburg soll in der Nähe vom Bahnhof ein Fahrradparkhaus mit 1200 Plätzen entstehen sowie die erste Protected Bike Lane Hamburgs. Dort soll zwischen der Auto- und Fahrradspur unter anderem eine bauliche Barriere, wie Poller, errichtet werden.

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