3,5 Millionen: Deshalb war die Sanierung dieses Hamburger Wahrzeichens so aufwendig
Bunte Bänder flattern am Kranz über dem Reetdach, ein Glas wird feierlich zu Boden geschmettert: Das Fischerhaus in Blankenese hat am Freitag feierlich Richtfest gefeiert. Dabei ist das Haus doch gar nicht neu, sondern schon 450 Jahre alt! Es wird gefeiert, dass die aufwendige Sanierung nach jahrelanger Arbeit und Kosten in Millionenhöhe nun beinahe fertig ist. Doch was machte die Arbeiten überhaupt so knifflig?
Bunte Bänder flattern am Kranz über dem Reetdach, ein Glas wird feierlich zu Boden geschmettert: Das Fischerhaus in Blankenese hat am Freitag feierlich Richtfest gefeiert. Dabei ist das Haus doch gar nicht neu, sondern schon 450 Jahre alt! Es wird gefeiert, dass die aufwendige Sanierung nach jahrelanger Arbeit und Kosten in Millionenhöhe nun beinahe fertig ist. Doch was machte die Arbeiten überhaupt so knifflig?
Reetdach, kleine Wohnräume und Schlafnischen in den Wänden: Wer das Fischerhaus an der Straße Elbterrasse betritt, spürt sofort, dass es aus einer anderen Zeit stammt. Tatsächlich ist das historische Gebäude eines der ältesten Wohnhäuser der Stadt. Und nach einer aufwendigen Sanierung soll den alten Gemäuern, die schon ziemlich baufällig waren, nun wieder neues Leben eingehaucht werden.
Fischerhaus in Blankenese: Bauarbeiten fast beendet
Etwa zwei Jahre haben die Bauarbeiten unter der Führung des Hamburger Architekturbüros „Alk Friedrichsen“ gedauert. Nun ist das Dach erneuert und mit frischem Reet belegt. Ehemalige Bausünden sind (soweit möglich) ausgebügelt und das Gebäude seinem ursprünglichen Zustand weitgehend angenähert. Sobald der Innenausbau fertig ist, kann das Haus wieder genutzt werden. Das wird vermutlich im Februar 2023 soweit sein.

Damit ist eines der wohl aufwendigsten Sanierungsprojekte der Stadt auf der Zielgeraden. 3,5 Millionen Euro hat der Senat in das Haus der städtischen Immobilienunternehmens Sprinkenhof investiert. Den Preis trieben vor allem die Baustoffe und die Arbeitskraft in die Höhe. Doch was machte das Vorhaben überhaupt so kompliziert?
Zum einen ist das die Lage: Denn das historische Bauwerk liegt mitten im Blankeneser Treppenviertel und ist von schmalen Wegen und steilen Stufen umgeben. Normale Baufahrzeuge können hier weder fahren noch parken – der Transport der Materialien wurde zum Kraftakt.
Historisches Bauwerk: Sanierung war eine Spurensuche
Doch auch die Sanierung selbst war aufwendig. Schließlich sollten in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz historische Bauteile möglichst erhalten oder wiederhergestellt werden. Dafür wurden etwa regionale Zimmerer und Mauerer engagiert, die die alten Handwerkstechniken beherrschen und alte Materialien neu verbauen können – und so zum Beispiel die Übergänge im Mauerwerk von alt zu neu für Laien-Augen nahezu verschwinden lassen.

Und die Arbeiten waren auch immer eine Spurensuche: Schließlich haben die zahlreichen Menschen, die über die Jahrhunderte hier lebten, durch Umbauten ihre Spuren hinterlassen. Besonders eine große Renovierung von 1967 machte den Fachleuten zu schaffen. Damals wurde „ohne Rücksicht auf Verluste“ gehandelt, so der Architekt Alk Arwed Friedrichsen zur MOPO. Der Dielenboden im Erdgeschoss war somit nicht mehr zu retten. Andere Teile, wie eine Wandmalerei im vorderen Zimmer, werden dagegen endlich wieder sichtbar sein. Auch die Durchreiche von der Küche in die Stube vom Ende des 17. Jahrhunderts bleibt für künftige Generationen erhalten.

Die größte Überraschung gab es aber im Dachstuhl: Denn erst bei der Sanierung stellte sich heraus, dass das Haus viel älter ist als bisher angenommen, erläutert Alexander Krauß vom Denkmalschutzamt der MOPO, der das Projekt begleitet hat. Er hat selbst die Holzproben genommen, die dendrochronologisch untersucht wurden. Bisher dachte man, das Haus stamme aus dem 17. oder 18. Jahrhundert. Doch die ältesten Bauteile wurden so schon auf 1570 datiert. Damit ist das Haus eines der ältesten Wohnhäuser der Stadt. Ganz sicher sein kann man sich allerdings nicht, so Krauß – denn möglicherweise wurden die Bauteile auch von einem Vorgängerbau wiederverwendet.
Einzigartige Bauform: Deshalb ist das Haus so besonders
Die Sanierung hat Millionen verschlungen. Warum es das wert ist? Das Haus ist architektonisch etwas ganz Besonders. Denn es ist eine lokale Sonderform des historischen niederdeutschen Fachhallenhauses, erklärt Architekt Friedrichsen – und die gibt es nur hier auf dem Elbhang. „Es wäre sehr schade, das zu verlieren“, findet er.
Das könnte Sie auch interessieren: Tische vs. Parkplätze: Das Tauziehen um die Außengastro
Die Senioren des Stadtteils dürfte diese Einstellung freuen. Denn sobald die letzten Arbeiten abgeschlossen sind, bekommen sie auch ihren Seniorentreff der Kirchengemeinde Blankenese zurück, den es schon vor den Arbeiten hier gab. Auch die Wohnung soll wieder bezogen werden.