250 Millionen Euro für Wasserstoff aus Hamburg: Bremst die A26 Moorburg aus?
Die EU hat den Weg freigemacht für den Umbau des Kohlekraftwerks Moorburg für die Wasserstoff-Produktion. In den nächsten Jahren sollen dort allein 250 Millionen Euro an Fördergeldern von Stadt und Bund investiert werden. Doch nun gibt es Probleme mit der geplanten A26 Ost – denn Wasserstoff ist ein Gefahrstoff. Und die Gasleitungen und Lagerplätze dürfen nicht in der Nähe einer Autobahn verlaufen.
- Deutsch (Deutschland)
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Die EU hat den Weg freigemacht für den Umbau des Kohlekraftwerks Moorburg für die Wasserstoff-Produktion. In den nächsten Jahren sollen dort allein 250 Millionen Euro an Fördergeldern von Stadt und Bund investiert werden. Doch nun gibt es Probleme mit der geplanten A26 Ost – denn Wasserstoff ist ein Gefahrstoff. Und die Gasleitungen und Lagerplätze dürfen nicht in der Nähe einer Autobahn verlaufen.
Wie sollen die großen Energieverbraucher im Hafen in Zukunft ohne klimaschädliches Erdgas und Erdöl auskommen? Die Antwort sieht der Senat vor allem in der Produktion von grünem Wasserstoff als Energiespeicher. Vor knapp einem Jahr hat die Stadt dazu bereits das Kraftwerk in Moorburg von Vattenfall gekauft. Derzeit wird es teilweise zurückgebaut. Geplant ist, dass ab 2026 hier mit einem Elektrolyseur (spaltet Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff) grüner Wasserstoff produziert wird.
„Wir sind dem Ziel, einen 100-Megawatt-Elektrolyseur 2026 in Betrieb zu nehmen, ein großes Stück nähergekommen“, sagt Christian Heine, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke. Dem städtischen Versorger gehört das Kraftwerk nun. Geplant wird die Produktionsanlage gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmen Luxcara. 100 Megawatt (MW) sind erst der Anfang, auf lange Sicht sind 800 MW geplant.
Kraftwerk Moorburg wird zu Wasserstoff-Elektrolyseur
Die Infrastruktur kommt von Gasnetz Hamburg. Michael Dammann, technischer Geschäftsführer: „Wir schreiben noch im Frühjahr die ersten Abschnitte des Leitungsbaus aus, der Baustart ist für den Sommer 2024 geplant.“ Zunächst sollen 40, später voraussichtlich mindestens 60 Kilometer Leitungen entstehen, mit denen ein Großteil der ansässigen Industrieunternehmen – etwa das Stahlwerk ArcelorMittal – versorgt werden.
Die finanzielle Förderung beider Projekte, die Wasserstoffproduktion und der Leitungsbau, muss von der EU genehmigt werden. Das ist in dieser Woche passiert. Der Bund fördert das Vorhaben zu 70 Prozent, Hamburg zu 30 Prozent. Insgesamt liegt die Summe bei 250 Millionen Euro.
BUND und Nabu: A26 gefährdet Wasserstoff-Herstellung
Kritik kommt von den Umweltverbänden BUND und Nabu. Aber natürlich nicht am grünen Wasserstoff, sondern an den Plänen für die Autobahn 26 durch den Hafen. Sie sorgen sich, dass der geplante Ausbau der Anlage auf 800 MW durch die A26 quasi verbaut wird. So heißt es in einer Stellungnahme der Verbände: „Die Wasserstoffproduktion muss wachsen, wofür deutlich mehr Flächen benötigt werden. Diese gibt es in unmittelbarer Nähe im Hamburger Hafen auf der Hohen Schaar.“
Doch über diese Flächen führt die Trasse der A26 Ost. „Wasserstoff fällt unter die Störfallverordnung, so dass Mindestabstände zwischen der geplanten Autobahn und der Wasserstoffinfrastruktur einzuhalten sind. Beides zusammen wird am gleichen Standort nur eingeschränkt möglich sein“, mahnen BUND und Nabu.
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Hansjörg Schmidt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD, sieht diesen Interessenkonflikt nicht: „Darüber wurde mehrfach in den Ausschüssen gesprochen, die Wirtschaftsbehörde hat versichert, dass es da keine Konflikte gibt.“ Bisher habe noch kein Investor oder Bauherr da Bedenken gehabt und es handle sich dabei nur um ein weiteres Argument der Umweltverbände gegen die A26 Ost, gegen die sie ja auch ohnehin klagen würden.
Hamburg: Grüne gegen Autobahn A26 Ost
Zu einer anderen Bewertung kommen die Grünen, die ebenfalls gegen die A26 Ost sind und sie in den Koalitionsverhandlungen mit der SPD nur als notwendige Kröte geschluckt haben. Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen sieht durchaus eine Konkurrenz der beiden Projekte um die Flächen im Hafen: „Der Autobahnbau würde eine Einschränkung für die notwendige Wasserstoff-Infrastruktur bedeuten.“ In welchem konkreten Ausmaß sei bisher noch nicht klar.
Lorenzen fordert: „Der Wasserstoff-Standort muss im Planfeststellungsverfahren für die A26 Ost berücksichtigt werden.“