Warum diese Hamburgerin Geld dafür zahlt, um auf dem Traum-Segler zu arbeiten
Deck schrubben, Segel einholen, in die Wanten klettern – das sind ihre täglichen Pflichten. Ein echter Knochenjob. Aber sie beschwert sich nicht. Im Gegenteil: Wenn Victoria König aus Bergedorf von ihrem Alltag als Schiffsjunge, pardon, Schiffsmädchen an Bord der „Götheborg of Sweden“ berichtet, dann leuchten ihre Augen vor Begeisterung. „Es ist das Beste, was ich je in meinem Leben getan habe.“ Warum sie sogar Geld dafür bezahlt, um auf dem Schiff zu schuften.
Deck schrubben, Segel einholen, in die Wanten klettern – das sind ihre täglichen Pflichten. Ein echter Knochenjob. Aber sie beschwert sich nicht. Im Gegenteil: Wenn Victoria König aus Bergedorf von ihrem Alltag als Schiffsjunge, pardon, Schiffsmädchen an Bord der „Götheborg of Sweden“ berichtet, dann leuchten ihre Augen vor Begeisterung. „Es ist das Beste, was ich je in meinem Leben getan habe.“ Um auf dem Schiff schuften zu dürfen, zahlt sie sogar Geld.
Seit Freitag ist das größte hochseetaugliche Holzschiff der Welt in Hamburg zu Gast – und wird regelrecht überrannt von Landratten, die es besichtigen wollen. Auch die MOPO war am Samstag an Bord. Die 22-jährige Victoria König, die – wenn sie nicht gerade auf den Weltmeeren unterwegs ist – an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg Umwelttechnik studiert, führte die Reporter herum.

Wie es dazu kam, dass sie Crew-Mitglied wurde? Ein Zufall, der möglicherweise für ihr Leben richtungsweisend ist. „Ich habe gar nicht gewusst, wie sehr ich auf Schiffe stehe“, erzählt sie. „Das ist mir erst klar geworden, als vergangenen Sommer die ,Götheborg of Sweden‘ zu Gast in Bremerhaven war und ich als stinknormaler Tourist an Bord ging, um mich umzuschauen. Ich war so begeistert, dass ich gar keinen anderen Gedanken mehr fassen konnte: Ich habe mich dann sofort beworben als Deckhand. Jetzt bin ich sicher: Meine Zukunft spielt sich auf See ab, wie auch immer das aussehen mag!“

Deckhand, was ist das? „Deckhands sind die Helfer an Deck, die die Befehle des Kapitäns ausführen. Wir stehen am unteren Ende der Hierarchie an Bord.“ Was so ein Deckhand verdient? „Gar nichts“, antwortet sie. „Im Gegenteil. Für das Abenteuer, hier mitfahren zu dürfen, zahle ich pro Tag 100 Euro“, sagt sie und lacht, als sie die erstaunten Blicke sieht. Für das Geld erhält sie täglich Verpflegung aus der Kombüse und wird abends im Mannschaftsschlafraum im Takt der Wellen in den Schlaf geschaukelt. Sie übernachtet nämlich in einer Hängematte.
- Olaf Wunder Zahlreiche Touristen besichtigten am Wochenende die „Götheborg of Sweden“.
Zahlreiche Touristen besichtigten am Wochenende die „Götheborg of Sweden“. - dpa Touristen sind begeistert: Sie bestaunen die „Götheborg of Sweden" im Hamburger Hafen
Touristen sind begeistert: Sie bestaunen die „Götheborg of Sweden“ im Hamburger Hafen - Olaf Wunder Besatzungsmitglied Aurelion repariert die Segel.
Besatzungsmitglied Aurelion repariert die Segel. - Olaf Wunder Der Segelmacher bei der Arbeit
Der Segelmacher bei der Arbeit - Olaf Wunder Die Schiffsglocke der „Götheborg of Sweden“
Die Schiffsglocke der „Götheborg of Sweden“ - Olaf Wunder Blick auf die Bordwand der „Götheborg of Sweden“
Blick auf die Bordwand der „Götheborg of Sweden“ - Olaf Wunder Die Französin Camille fährt auf der „Götheborg of Sweden“ als „Bootsmann“ mit. Sie repariert und kontrolliert gerade Seile.
Die Französin Camille fährt auf der „Götheborg of Sweden“ als „Bootsmann“ mit. Sie repariert und kontrolliert gerade Seile. - Olaf Wunder Eine geöffnete Kanonenluke
Eine geöffnete Kanonenluke - Olaf Wunder Noch bis Mittwoch ist die „Götheborg of Sweden“ in Hamburg zu Gast.
Noch bis Mittwoch ist die „Götheborg of Sweden“ in Hamburg zu Gast. - Olaf Wunder Bewaffnung der „Götheborg of Sweden“: Mit solchen Kanonen werden heute Salutschüsse abgegeben.
Bewaffnung der „Götheborg of Sweden“: Mit solchen Kanonen werden heute Salutschüsse abgegeben. - Olaf Wunder Blick in die Kombüse der „Götheborg of Sweden“: Hier brutzelt der Smutje die Verpflegung für die 70-köpfige Besatzung.
Blick in die Kombüse der „Götheborg of Sweden“: Hier brutzelt der Smutje die Verpflegung für die 70-köpfige Besatzung. - Olaf Wunder Sieht bedrohlicher aus als es ist: Diese Kanone ist direkt auf das Musicaltheater am Ufer ausgerichtet.
Sieht bedrohlicher aus als es ist: Diese Kanone ist direkt auf das Musicaltheater am Ufer ausgerichtet. - Olaf Wunder Blick in die Takelage der „Götheborg of Sweden“
Blick in die Takelage der „Götheborg of Sweden“
Die „Götheborg of Sweden“ ist ein ziemlich ungewöhnlicher Großsegler. Es handelt sich um den originalgetreuen Nachbau eines Handelsschiffes der Swedish East India Company aus dem 18. Jahrhundert. „Hier an Bord zu sein, ist wie eine Zeitreise“, sagt Victoria König. „Wir erfahren aus erster Hand, was es vor 200, 300 Jahren bedeutet hat, ein Handelsschiff über die Weltmeere zu schippern.“ Denn außer, dass die „Götheborg“ über Funk, Radar und elektronischen Kompass verfügt, ist fast alles genau wie damals.

Das Schiff hat 70 Personen Besatzung. 20 Besatzungsmitglieder sind festangestellt und werden für ihre Tätigkeit auch bezahlt: der Kapitän, die Segelmacher und der Steuermann beispielsweise. Daneben gibt es 50 zahlende Gäste, die als Deckhands mitfahren und Hand anlegen, wo immer es nötig ist. Ohne sie könnte das Schiff nicht einmal ablegen.
50 Deckhands schuften an Bord – und zahlen noch dafür
Für Victoria König ist es bereits die zweite Reise auf der „Götheborg of Sweden“. Viele neue Freunde aus der ganzen Welt hat sie dazugewonnen. Denn die Besatzungsmitglieder kommen aus aller Herren Länder. „Sogar Leute aus Neuseeland, den USA und Australien gehören zur Crew“, sagt Victoria König. Untereinander verständigen sich die Besatzungsmitglieder auf Englisch. Die Kommandos aber werden auf Schwedisch gegeben. „Styrbord“ heißt beispielsweise Steuerbord.

Insgesamt acht Wochen hat Victoria König bisher auf der „Götheborg of Sweden“ verbracht – und in den nächsten Jahren werden wohl einige hinzukommen. Wenn das Schiff am Mittwochmorgen wieder in See sticht und den Hamburger Hafen verlässt, geht der aktuelle Törn langsam seinem Ende entgegen. „Am 2. Juni sollen wir in Göteborg sein“, erzählt Victoria König, „am 4. Juni verlasse ich das Schiff und kehre nach Hamburg zurück. Schließlich muss ich auch mal wieder ein bisschen studieren. Leider.“
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Die „Götheborg of Sweden“ kann Dienstag, 23. Mai, noch einmal besichtigt werden: von 12 bis 14.30 Uhr (letzter Einlass 13.30 Uhr). Mittwochmorgen sticht der imposante Segler dann um 9 Uhr in See: Es geht zurück in den Heimathafen Göteborg, wo das Schiff am 2. Juni die 400-Jahr-Feier der Stadt eröffnen wird.