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  • Billard spielen wie hier im Duckdalben ist für die Seeleute sehr wichtig – denn das geht nur mit festem Boden unter den Füßen.
  • Foto: dpa

200.000 Seeleute weltweit: Sie können weder nach Hause noch an Land

Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sitzen bis zu 200.000 Seeleute weltweit wegen des Coronavirus auf Schiffen fest. Viele Verträge sind schon vor Wochen ausgelaufen, doch wegen der anhaltenden Reisebeschränkungen müssen die Seeleute an Bord weiter arbeiten. Oft sind Landgänge untersagt. Laut UN werde die Lage von Tag zu Tag schlimmer. In Hamburg dürfen seit Pfingstsonntag immerhin einige Seeleute wieder in den Seemannsclub Duckdalben.

„Dass wir jetzt unter Auflagen wieder einige Seeleute empfangen dürfen ist erstmal ein Versuch. Der Hafenärztliche Dienst und die Bundespolizei haben sich ein Herz gefasst und den Gang zum Seemannsclub zugelassen. Damit sind wir gleichgestellt mit einem Arztbesuch“, erklärt Jan Oltmanns, Seemannsdiakon und Leiter des Seemannsclub Duckdalben im Hamburger Hafen.

Hamburg: Duckdalben darf seit Pfingstsonntag wieder Seeleute aufnehmen

Die Seeleute die ihre Schiffe verlassen dürfen, seien unglaublich glücklich und dankbar endlich mal wieder eine Partie Billard zu spielen, sagt Oltmanns. „Das ist das Symbol für festen Boden unter den Füßen.“ Aber auch um neue Gesichter zu sehen, ein neues Buch in die Hände zu bekommen und natürlich mit der Familie Kontakt aufzunehmen sei ein Landgang unglaublich wichtig für die Seeleute. „Wir haben hier Jungs die bereits seit einem Jahr unterwegs sind und nicht nach Hause können“, so Oltmanns.

Ein Schicksal, dass weltweit viele Seeleute teilen. Mitte Juni müssten etwa 200.000 Seefahrer abgelöst werden, da ihre Verträge auslaufen, schätzt der Generalsekretär von Intermanager, Kuba Szymanski. Doch wenn es so weiterlaufe wie jetzt, sagt der Verbandschef, würden es nur „ungefähr 40.000 bis 50.000 Seeleute“ von Bord schaffen.

Weltweit: 200.000 Seeleute müssen abgelöst werden

Deswegen sei es so wichtig, dass die Seeleute in den Häfen auch mal von Bord gehen dürften, um Abwechslung vom eintönigen Seealltag zu bekommen, meint Oltmanns. Aber auch in Hamburg dürften nicht alle Seeleute ihre Schiffe verlassen. „Manche Reedereien lassen das zu und manche nicht. Einige sind sehr besorgt, dass sich einer beim Landgang mit Corona infizieren könnte“, sagt Oltmanns.

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Deswegen würden die Seeleute auch mit Kleinbussen abgeholt und in den Club gefahren. Duckdalben habe natürlich auch ein Hygiene-Konzept. Es werden Masken getragen und Abstand gehalten, auch wenn so keine Stimmung aufkäme. „Außerdem nehmen wir zurzeit maximal 30 Seeleute auf. Normal sind es über 100“, erklärt Oltmanns.

Hamburg: Zumindest auf den Kreuzfahrtschiffen ist Besserung in Sicht

In Hamburg seien zurzeit etwa 800 Seeleute von Kreuzfahrschiffen im Hafen. Zudem 14 Leute von einem Handelsschiff. Hinzu kämen natürlich diejenigen, die in Hamburg einen Stopp einlegen und nicht von Bord dürften. „Positiv ist, dass die Kreuzfahrt-Reedereien es hinbekommen haben einige Flugzeuge zu chartern. Manche Seeleute können also bald nach Hause fliegen.“

Generell gehe es den Seeleuten in Hamburg noch verhältnismäßig gut, sagt Oltmanns. In manchen Häfen dürften nicht einmal Ärzte an Bord. Da müsse unbedingt eine weltweite Lösung gefunden werden. „Seeleute sind eine wichtige Gruppe von Menschen, die uns mit allem versorgen, was wir so zum Leben brauchen“, sagt Oltmanns. Sie dürften jetzt nicht im Stich gelassen werden. 

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