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Bauernprotest am Montag in Hamburg.
  • Bauernprotest am Montag in Hamburg.
  • Foto: IMAGO/Horrmann Kislichko GbR

Bauern-Protest: Polizei beendet illegale Blockaden nicht – auch Dienstag droht Chaos

Wieder sind Hunderte Bauern mit ihren Traktoren nach Hamburg gefahren, um gegen die Sparpläne der Bundesregierung zu demonstrieren. Der Bereich rund um den Bahnhof Dammtor war zeitweilig lahmgelegt. Dort hatten sich Landwirte mit ihren Traktoren zur Zwischenkundgebung versammelt. Auch blockierten sie unangemeldet den Hafen – mit langen Staus als Folge. Den Anweisungen der Polizei widersetzten sie sich dabei einfach. Das Verkehrschaos geht damit weiter – möglicherweise bis zum Dienstag.

Trecker reiht sich an Trecker. Rund um den Dammtor-Bahnhof bewegte sich Montagmittag kein Auto mehr: Die Proteste der Landwirte haben den Straßenverkehr in Hamburg an mehreren Stellen teils für mehrere Stunden zum Stillstand gebracht. „Wir haben zwischen Grindelallee und Alsterglacis rund 550 Traktoren gezählt“, sagte ein Polizeisprecher. Rund um den Bahnhof konnten deshalb auch weder Busse noch Autos noch Lastwagen fahren. „Es ist komplett dicht.“

Am Vormittag versammelten sich Landwirte mit etwa 100 Traktoren unangemeldet rund um eine Kreuzung des Finkenwerder Rings und blockierten so den Verkehr zum Hafen. Bauern verteilten Misthaufen auf der Straße, auch eine Feuertonne und zwei Autoreifen wurden entzündet. „Das sind rund 100 Traktoren. Das hat Auswirkungen bis zur Köhlbrandbrücke und darüber hinaus. In Richtung Finkenwerder/Waltershof geht nichts mehr“, sagte der Sprecher weiter.

Die Polizei nahm vor Ort Kontakt zu den Protestierenden auf. Unklar blieb zunächst, ob sich die 100 Fahrzeuge aus einem der Aufzüge herauslösten oder eigenständig die Fahrt in den Hafen antraten.

Bauern-Proteste in Hamburg: Gespräche mit der Polizei scheitern

Die Autobahn-Abfahrt Waltershof der A7 war deshalb gesperrt. Der Lkw-Verkehr staute sich auch aus Richtung Süden ab dem niedersächsischen Fleestedt.

Da es sich um eine unangemeldete Versammlung handelte, forderte die Polizei die Teilnehmer über Lautsprecher mehrfach auf, sich zu entfernen. Kooperationsgespräche mit den Demonstrierenden seien allerdings erfolglos verlaufen, so die Polizei. Es seien Ordnungswidrigkeitsverfahren eröffnet worden. Auch strafrechtliche Ermittlungen, unter anderem wegen des Verdachts der Nötigung, seien eingeleitet worden.

Trotzdem sorgte die Blockade am Finkenwerder Ring weiter für große Verkehrsbehinderungen. Um 18.45 Uhr teilte die Polizei dann mit, dass sich sowohl an der Anschlussstelle Waltershof als auch im Bereich der Kornweide weiterhin rund 75 Fahrzeuge aufhielten. „Nach den Angaben der Protestierenden könnten die Blockaden noch bis morgen andauern“, schrieb die Polizei in einer Pressemitteilung. Davon ging die Polizei gegen 21.30 Uhr auf MOPO-Rückfrage weiter aus. Die Blockade-Situation vor Ort war laut eines Sprechers unverändert.

Man warne am Dienstag erneut vor Verkehrsbeeinträchtigungen und empfehle, den Bereich weiträumig zu umfahren und auf Rundfunkdurchsagen zu achten, hieß es von der Polizei.

Bauern-Proteste: Verkehrschaos in Hamburg

Die Blockade am Finkenwerder Ring sorgte am Abend im erweiterten Umkreis für Verkehrsbehinderungen: Am westlichen Ende der Köhlbrandbrücke in Waltershof war laut einem Sprecher der Verkehrsleitzentrale der Fahrzeug-Abfluss gehemmt. Auf der Brücke selbst staute sich der Verkehr nicht, da die Polizei die Zufahrt von der östlichen Seite gesperrt hatte. Damit sollte verhindert werden, dass sich zu viele schwere Lastzüge auf der Brücke standen.

Laut der Verkehrsleitzentrale gab es weitere Blockaden, die vor allem den Hamburger Süden betrafen: Auf der B75 stockte der Verkehr aufgrund einer Blockade in Kornweide und der Georg-Wilhelms-Straße, auch am Neuenfelder Hauptdeich war der Verkehrsfluss stadteinwärts aufgrund einer Blockade gestört. Eine „stark angespannte Verkehrslage“ registrierte die Leitzentrale zudem auf der B73 in Heimfeld. Auch am frühen Montagabend herrschte im Hamburger Süden weiterhin massives Verkehrschaos in beiden Richtungen, berichtet ein MOPO-Reporter vor Ort.

Auf dem Veddeler Damm Richtung Hafen geht zur Mittagszeit überhaupt nichts mehr. Mathis Neuburger
Auf dem Veddeler Damm Richtung Hafen geht zur Mittagszeit überhaupt nichts mehr.
Auf dem Veddeler Damm Richtung Hafen geht zur Mittagszeit überhaupt nichts mehr.

Lage in Hamburger Innenstadt hat sich wieder entspannt

In der Hamburger City kam es durch den Bauern-Protest schon deutlich früher zu großen Verkehrsbehinderungen. Vor allem der Bereich rund um den Bahnhof Dammtor war betroffen. Gegen 14.45 Uhr gab die Hamburger Polizei dann via X bekannt, dass sich die Demonstration am Dammtor langsam auflöse. Zwei Stunden später, gegen 16.45 Uhr, hatte sich die Lage auch im restlichen Hamburger Innenstadtgebiet entspannt, so die Polizei.

Am Morgen staute es sich auf dem Mundsburger Damm Richtung Innenstadt, HVV-Busse steckten fest. Von den Verkehrsbehinderungen waren auch die Fahrzeuge der Müllabfuhr betroffen: Die Stadtreinigung bat daher in einer Mitteilung um Verständnis, falls nicht alle Leerungstermine durchgeführt werden könnten. In diesem Fall sollten noch diese Woche entsprechend versäumte Leerungen nachgeholt werden.

Bauern-Protest in der Innenstadt: Viele Traktoren sind mittlerweile am Theodor-Heuss-Platz angekommen. Hier eine Kolonne auf Höhe Alsterglacis. Marius Röer
Viele Traktoren sind mittlerweile am Theodor-Heuss-Platz angekommen. Hier eine Kolonne auf Höhe Alsterglacis.
Bauern-Protest in der Innenstadt: Viele Traktoren sind mittlerweile am Theodor-Heuss-Platz angekommen. Hier eine Kolonne auf Höhe Alsterglacis.

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Am frühen Montagmorgen stockte bereits wegen der anrollenden Trecker auf der Köhlbrandbrücke der Verkehr, wie ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale sagte. Gegen 6 Uhr überquerte ein Aufzug Traktoren von der A7 kommend die Brücke und sorgte etwa eine Stunde lang für Verkehrsbeeinträchtigungen. Auch auf der B75 Richtung Norden kam es zu Behinderungen.

Diese Demo-Routen waren geplant:

Aufzug eins (aus Bergedorf kommend):

Wentorfer Straße – Mohnhof – Bergedorfer Straße – Eiffestraße – Anckelmannplatz – Bürgerweide – Wallstraße – Lübecker Straße – Sechlingspforte – Schwanenwik – An der Alster – Kennedybrücke – Alsterglacis – Theodor-Heuss-Platz

Aufzug zwei (aus Lurup kommend):

Luruper Hauptstraße – Luruper Chaussee – Bahrenfelder Chaussee – Stresemannstraße – Alsenstraße – Alsenplatz – Doormannsweg – Fruchtallee – Schäferkampsallee – Schröderstiftstraße – An der Verbindungsbahn – Bundesstraße – Edmund-Siemers-Allee – Theodor-Heuss-Platz

Aufzug drei (aus Rahlstedt kommend):

Meiendorfer Straße – Bargteheider Straße – Stein-Hardenberg-Straße – Ahrensburger Straße – Wandsbeker Zollstraße – Rüterstraße – Wandsbeker Marktstraße – Wandsbeker Chaussee – Lübecker Straße – Sechlingspforte – Schwanenwik – An der Alster – Kennedybrücke – Alsterglacis – Theodor-Heuss-Platz

Aufzug vier (aus Rissen kommend):

Wedeler Landstraße – Sülldorfer Landstraße – Osdorfer Landstraße – Osdorfer Weg – Von-Sauer-Straße – Bahrenfelder Chaussee – Stresemannstraße – Alsenstraße – Alsenplatz – Doormannsweg – Fruchtallee – Schäferkampsallee – Schröderstiftstraße – An der Verbindungsbahn – Bundesstraße – Edmund-Siemers-Allee – Theodor-Heuss-Platz

Aufzug fünf (aus Marmstorf kommend):

Bremer Straße – Hohe Straße – B75/Wilhelmsburger Reichsstraße – Neuländer Straße – Hannoversche Straße – Brücke des 17. Juni – König-Georg-Deich – Georg-Wilhelm-Straße – Hohe-Schaar-Straße – Rethedamm – Neuhöfer Damm – Roßdamm – Ellerholzbrücke – Veddeler Damm – Am Saalehafen – Am Moldauhafen – Freihafenelbbrücke – Versmannstraße – Überseeallee – Shanghaiallee – Brooktorkai – Am Sandtorkai – Niederbaumbrücke – Baumwall – Vorsetzen – Johannisbollwerk – Bei den St. Pauli-Landungsbrücken – Helgoländerallee – Millerntorplatz – Glacischaussee – Holstenglacis – Karolinenstraße – Messeplatz – An der Verbindungsbahn – Bundesstraße – Edmund-Siemers-Allee – Theodor-Heuss-Platz

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Nach der Zwischenkundgebung am Bahnhof Dammtor wollten sich die Landwirte mit ihren Treckern wieder zu den Landesgrenzen bewegen. Abschlusskundgebungen waren nicht geplant.

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