15-Minuten-Stadt und Balkonkraftwerke: Wie Eimsbüttel zum Hamburg-Vorbild werden will
Es sind zwar noch zwei Jahre bis zur Bürgerschaftswahl, aber Hamburgs Grüne laufen sich schon mal warm – und wollen mehr! Am Samstag präsentierte die Eimsbütteler Fraktion ihre Ideen für den Bezirk, in dem es seit Monaten immer wieder politisch brodelt. Es geht um Balkonkraftwerke, die „15-Minuten-Stadt“ auch für Stadtteile wie Lokstedt – aber ebenso um die Konflikte der Grünen mit sich selbst.
Es sind zwar noch zwei Jahre bis zur Bürgerschaftswahl, aber Hamburgs Grüne laufen sich schon mal warm – und wollen mehr! Am Samstag präsentierte die Eimsbütteler Fraktion ihre Ideen für den Bezirk, in dem es seit Monaten immer wieder politisch brodelt. Es geht um Balkonkraftwerke, die „15-Minuten-Stadt“ auch für Stadtteile wie Lokstedt – aber ebenso um die Konflikte der Grünen mit sich selbst.
„Das Leben soll Spaß machen, genauso wie das Engagement dafür!“, betont die Kreisvorsitzende Gabriele Albers an diesem Tag im Eimsbütteler Hamburg-Haus. „Um die Eigeninitiative und das Bewusstsein der Menschen für die Klimakrise und ihren Stadtteil zu stärken, müssen wir fördern, was im Kleinen möglich ist!“
Was steckt hinter einem eigenen Balkonkraftwerk?
Als positives Beispiel nennt sie die Balkonkraftwerke. Das sind Mini-Solaranlagen, die von der Initiative „SoliSolar“ bereits auf Hamburgs Balkonen montiert werden können. „Etwa zehn bis 15 Prozent des Strombedarfs eines Haushaltes lassen sich durch zwei Photovoltaikplatten erzeugen“, erklärt der 66-jährige Solateur und Informatiker Volker Deck, der ebenfalls zu der Veranstaltung gekommen ist.

Denn was viele Hamburger nicht wissen: Kleine Stecksolarmodule mit insgesamt bis zu 600 Watt können auch ohne spezielle Genehmigung und Elektro-Fachmann an Balkongeländern oder Häuserfassaden montiert werden.
„Bei dem Thema stehen wir uns auch selbst im Weg“, sagt der Bundestagsabgeordnete für Eimsbüttel, Till Steffen (Grüne). „Während wir auf Genehmigungen für riesige Solarflächen warten, hätten wir die kleinen Photovoltaikanlagen schon längst am Balkon aufgehängt.“ Damit spielt er auf Hamburgs grottenschlechte Solarbilanz an – im Jahr 2022 hat die Stadt keine einzige Anlage auf einem ihrer Dächer gebaut.
Wie soll aus Hamburg eine „15-Minuten-Stadt“ werden?
Allgemein – da sind sich die Eimsbütteler Grünen einig – müsse die bezirkliche Politik weg von den vielen technischen Fragen um ein paar Zentimeter bei Genehmigungen und zurück zu den Bedürfnissen der Menschen. Dabei fällt der Begriff „15-Minuten-Stadt“, der bereits auf dem Landesparteitag Ende Februar als Wahlkampfthema beschlossen wurde. Nach Pariser Vorbild sollen die Hamburger alles, was sie zum Leben brauchen, innerhalb einer Viertelstunde im Umkreis ihres Zuhauses erreichen: Arbeit, Ärzte, Cafés, Supermärkte, Sportmöglichkeiten und vieles mehr.
„Viele Lokstedter fahren zum Essen oder Arbeiten in die Innenstadt oder ins Grindelviertel“, nennt der Eimsbütteler Fraktionsvorsitzende Ali Mir Agha ein Beispiel. „Dort können wir ansetzen und mehr urbane Gebiete errichten.“ Natürlich solle die Diversität der Stadtteile aber gewahrt bleiben. „Stellingen und Lokstedt sollen nicht zu Eimsbüttel werden“, betont er.
Dabei gerate die Partei in seinen Augen aber auch immer öfter in ein Dilemma: „Wo schützen wir die dringend benötigten ökologischen Notwendigkeiten und wo brauchen wir bezahlbaren Wohnraum?“ Das sei ein wichtiger Abwägeprozess.
Was entsteht in der „Neuen Mitte Stellingen“?
Auf jeden Fall müsse die Stadt aus dem „Bauen-Bauen-Bauen-Wahn“ herauskommen, ist sich Mir Agha sicher. Damit meint er das noch vom damaligen SPD-Bürgermeister Olaf Scholz entworfene 10.000-Wohnungen-pro-Jahr-Ziel. Es müsse das gebaut werden, was auch wirklich gebraucht werde – und das seien vor allem kleinere Wohnungen.
Große Hoffnungen setzen die Grünen jedenfalls auf die „Neue Mitte Stellingen“, die am Sportplatzring mit 153 öffentlich geförderten Wohnungen, einem Wochenmarkt und Einzelhandel entsteht. Das könnte ein neues Zentrum für den Stadtteil werden – wenn es nach ihnen geht mit so wenig Durchgangsverkehr wie möglich. Aber auch die Kieler Straße steht weiterhin im Fokus: Dort soll es zwischen der A7-Anschlussstelle Stellingen und dem Eidelstedter Platz für Autofahrer einspurig werden, während Radfahrer künftig auf der Straße radeln.

Derzeit regiert die Partei in Eimsbüttel mit wechselnden Mehrheiten, nachdem die erste grün-schwarze Koalition im November 2021 mit einem Knall zerbrochen war. Seitdem gibt es immer wieder Knatsch, vor allem mit der SPD, die unter anderem gegen die von den Grünen angestrebte Fahrradzone im Grindel gestimmt hatte.