Schrill, schräg, kunterbunt: Mieterhöhung bringt Hamburger Unikum in Not
In der Hanseatischen Materialverwaltung an der Stockmeyerstraße kann man eine Bushaltestelle, einen Schiffsbug oder eine Lokomotive für wenig Geld kaufen oder ausleihen. Was verrückt klingt, ist ein europaweit einmaliges Konzept: Hier werden Film- und Theaterrequisiten vor dem Müllcontainer gerettet. Doch eine saftige Mieterhöhung bringt dieses „Wunderland“, das auch für Veranstaltungen gebucht werden kann, in Existenznot.
In der Hanseatischen Materialverwaltung an der Stockmeyerstraße kann man eine Bushaltestelle, einen Schiffsbug oder eine Lokomotive für wenig Geld kaufen oder ausleihen. Was verrückt klingt, ist ein europaweit einmaliges Konzept: Hier werden Film- und Theaterrequisiten vor dem Müllcontainer gerettet. Doch eine saftige Mieterhöhung bringt dieses „Wunderland“, das auch für Veranstaltungen gebucht werden kann, in Existenznot.
Die Räume der Hanseatischen Materialverwaltung (HMV) im Oberhafen zu betreten, fühlt sich ein bisschen an, wie in eine andere Welt abzutauchen. Man kann sich kaum sattsehen an den vielen Diskokugeln, den bunten Stoffen, Puppen, Kleidern und Möbeln.
In einer Ecke steht der Bug eines Schiffes, an einer Wand eine riesige Standuhr. Unzählige bunte Lampen und Lichterketten verströmen ein warmes Licht.
Hanseatische Materialverwaltung im Hamburger Oberhafen
Auf den 600 Quadratmetern Lagerfläche wird ein besonderer Auftrag erfüllt: Theater, Filmproduktionen und andere spenden die Requisiten, die sie nicht mehr brauchen, damit die Hanseatische Materialverwaltung sie kostengünstig entweder an kleine kulturelle Projekte, zum Beispiel Schulaufführungen, verkaufen oder verleihen kann.
Auch für Privatpersonen und kommerzielle Vorhaben stehen die Dinge zum Verkauf, dann allerdings zu einem etwas höheren Preis. „Es ist eine Win-Win-Situation für alle Seiten“, sagt Mitarbeiterin Alessa Lippert. „Die Produktionen sparen sich Entsorgungskosten, die Umwelt wird geschont und kleinere Projekte bekommen richtig tolle Requisiten.“ Lippert hat die HMV vor zehn Jahren mitgegründet.

Weitere 400 Quadratmeter sowie eine großzügige Außenfläche dienen der Hanseatischen Materialverwaltung als Veranstaltungsbereich. Hier findet beispielsweise einmal im Jahr der „Winterbasar“ statt, zum Geburtstag der HMV im Mai gibt es eine große Fete und im Sommer fast jeden Abend gemütliche Zusammenkünfte. Die Veranstaltungsflächen können auch gebucht werden.

Doch die Zukunft des Konzepts, das Alessa Lippert als europaweit einmalig bezeichnet, steht auf dem Spiel. Im Rahmen der umfangreichen Erneuerungen des Oberhafens soll auch das Gebäude der Hanseatischen Materialverwaltung saniert werden: Neues Dach und neue Wände, eine bessere Versorgung mit Strom, Wasser und Internet und Wärme.

„Das freut uns erstmal sehr“, sagt Mitarbeiterin Lippert. Steckdosen sind bei der HMV nämlich Mangelware und die Winter ungemütlich. „Leider ist damit aber eine erhebliche Mieterhöhung verbunden – im Jahr wären es 100.000 Euro mehr. Und das ist für uns nicht machbar.“ Ihre Kollegin Jeanette Kratzert fügt hinzu: „Wir haben viel erreicht für Nachhaltigkeit im Kulturbereich. Allerdings auch mit enormem Engagement bei sehr niedrigen Löhnen. Hier brauchen wir dringend eine nachhaltige Lösung.“
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Bereits im August sollen die Arbeiten beginnen. „Wir stehen im Austausch mit der Stadt, die die Bedeutung der Hanseatischen Materialverwaltung für Hamburg erkannt hat und uns unterstützen will“, sagt Alessa Lippert. „Wir brauchen bald eine Antwort. Vor allem wäre es gut, wenn man uns die Sommersaison noch lassen und erst im November mit den Arbeiten beginnen würde.“
Außerdem werde noch nach einer Übergangslagerfläche für die Großrequisiten gesucht. Sie und ihre Kollegin sind zuversichtlich, dass eine gute Lösung gefunden wird. Denn Aufgeben ist keine Option – nicht in diesem besonderen Wunderland.