10.000 Privatjet-Flüge in 15 Monaten: Der Boom der Klima-Killer am Hamburg Airport
Lieber schnell mit dem Privatjet nach Sylt fliegen als die rund dreistündige Zugfahrt in Kauf zu nehmen? Oder gar nach Lübeck oder Bremen? Insgesamt gab es in 15 Monaten sogar mehr als 10.000 Flüge mit Privatjets vom Hamburger Flughafen aus – diese Zahlen liegen der MOPO vor. Dabei sind gerade diese privaten Flüge besonders klimaschädlich. Jetzt fordern die Linken klare Grenzen.
Lieber schnell mit dem Privatjet nach Sylt fliegen als die rund dreistündige Zugfahrt in Kauf zu nehmen? Oder gar nach Lübeck oder Bremen? Insgesamt gab es in 15 Monaten sogar mehr als 10.000 Flüge mit Privatjets vom und zum Hamburger Flughafen – diese Zahlen liegen der MOPO vor. Dabei sind gerade diese privaten Flüge besonders klimaschädlich. Jetzt fordern die Linken klare Grenzen.
Allein nach Sylt hoben Privatjets im Jahr 2022 immerhin 231 Mal vom Hamburger Flughafen ab – das sind 19 Flüge pro Monat im Schnitt. Damit ist Westerland das am häufigsten angesteuerte Ziel der privaten Flieger. Auch Palma de Mallorca war mit 184 Abflügen im Jahr 2022 besonders beliebt. Auch im ersten Quartal dieses Jahres starteten schon mehr als 30 Privat-Flieger in Richtung der beiden Flughäfen.
Hamburg: 4714 Landungen und 5587 Starts von Privatjets
Diese Zahlen ergeben sich aus einer Kleinen Anfrage von Stephan Jersch (Linke), die der MOPO vorliegt. Insgesamt gab es in den 15 Monaten von Anfang 2022 bis April 2023 mehr als 10.000 Privatjet-Flüge von und zum Hamburg Airport. 4714 Privatjetlandungen und 5587 Starts sind vermerkt – 144 Flüge sogar während der Nachtruhe zwischen 22 und 6 Uhr. Auch Krankentransporte sind laut Senat eingeschlossen. Wie groß dieser Anteil ist, bleibt aber offen.
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„Das Wissen des Senats um die Privatjets in Hamburg ist zwar dürftig und die Behauptung, diese Flüge dienten unserer Wirtschaft, ist durch nichts bewiesen – aber die Flugziele sprechen eine deutliche Sprache: 1241 der Starts und Landungen gehen in die Wirtschaftsmetropolen Westerland, Palma de Mallorca, St. Moritz, Teneriffa und Ibiza”, kommentiert Jersch ironisch. Mehr als zwölf Prozent der mehr als 10.000 Flüge hätten diese Orte als Start oder Ziel.
Privatjets: Deshalb sind sie so klimaschädlich
Besonders auffällig: 4500 Flüge blieben in Deutschland und knapp 800 waren Kurzstreckenflüge, etwa nach Berlin, Hannover, Bremen und sogar nach Lübeck – obwohl man diese Ziele problemlos mit der Bahn erreichen kann. Nach Lübeck fährt der Regionalzug gerade mal 45 Minuten.
„Jeder einzelne dieser Flüge hat eine katastrophale Klimabilanz, gerade auch im Gegensatz zur Bahn, die auf diesen Strecken stündlich fährt“, kritisiert Jersch. „Mit dem Privatjet auf Kurzstrecke – das ist Klimaarroganz und das ist ein ‚Nach mir die Sintflut‘.“

Denn bei Starts und Landungen werden besonders viele Emissionen wie CO2 und andere klimaschädliche Treibhausgase ausgestoßen – und weil Privatjets oft nur wenige Passagiere transportieren, gelten sie als besonders klimaschädlich. Einer Recherche von NDR und SZ nach werden die gecharterten Maschinen von den Anbietern häufig sogar leer zum angeforderten Flughafen geflogen. Greenpeace zufolge verursachen Privatjets pro Passagier fünf bis 14-mal so viele Treibhausgase wie kommerzielle Flüge und 50-mal mehr als eine Zugfahrt auf der Strecke.
Privatjet-Flüge: Hamburgs Linke fordert klare Grenzen
In Deutschland ist die Zahl der Privatjet-Flüge in die Höhe geschossen: Im Jahr 2022 starteten Maschinen, die dem sogenannten Business-Segment (Geschäftsreiseflugzeuge) zugerechnet werden, mehr als 94.000 Mal, so die Luftsicherheitsorganisation Eurocontrol. Das sind fast 260 Starts am Tag und neun Prozent mehr als 2021.

Mehr als 85 Prozent sind private und geschäftliche Reisen, berichtet die ARD mit Verweis auf die Daten der European Business Aviation Association (EBAA). Das Thema polarisiert: Anfang Juni besprühten Aktivisten der Letzten Generation einen Privatjet auf Sylt fast vollständig mit orangener Farbe und klebten sich fest.
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Die Linke fordert jetzt klare Begrenzungen am Hamburger Flughafen: „Es kann nicht sein, dass uns Normalbürge:rinnen Einschränkungen für den Klimaschutz abverlangt werden, aber gleichzeitig eine Kaste von Reichen den Rest der Nation und die Zukunft der Welt verhöhnt“, sagt Jersch. „Wir brauchen klare Grenzen für Spaßflüge und Lustausflüge auf Kosten aller.“
Amsterdam etwa versuche Privatjets vom Flughafen zu verbannen. Hamburg solle sich dies zum Vorbild nehmen.