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Schäferkampsallee
  • Notarzteinsatz auf der Schäferkampsallee. Der 19-Jährige wird behandelt und kommt ins Krankenhaus.
  • Foto: Marius Röer

1. Mai in Hamburg: Demo-Teilnehmer schwer verletzt – das sagt die Polizei

Der Tag der Arbeit ist traditionell ein Tag des Protests: Auch dieses Jahr hat es in Hamburg wieder zahlreiche Demonstrationen gegeben. Vor allem am Nachmittag begleitete die Polizei Aufzüge mit einem Großaufgebot, weil aus ihrer Sicht die Gefahr bestand, dass einzelne Teilnehmer, die die Beamten der extremistischen Szene zuordnen, für Ärger sorgen könnten. So verlief der große Demo-Tag.

Um 13 Uhr startete die erste Demo: Unter dem Motto „Wer hat, der gibt“, zogen in der Spitze 2700 Menschen vom Eppendorfer Baum in Richtung Dammtorbahnhof. Das Teilnehmerfeld war dabei bunt gemischt, teils waren Eltern mit ihren Kindern beim Protest dabei. Die Stimmung war laut Polizei „friedlich“, nur vereinzelt seien zu Beginn Nebeltöpfe gezündet worden.

Teilnehmer wechseln Vermummung

Das einzig richtige Problem: die Vermummung. Immer wieder soll sich ein größerer Teil der Teilnehmer mit Schals vermummt haben. Bei einer Zwischenkundgebung am Mittelweg wechselten die Betroffenen dann von Schals auf FFP2-Masken – für die Polizei nur eine „Fortführung der Vermummung“, wie ein Sprecher sagte. Zeitweise habe man in Erwägung gezogen, die Demo zu beenden, doch dann hätten die Teilnehmer ihre Masken abgenommen.

Mehrere Teilnehmer haben sich bei der „Wer hat, der gibt“-Demo vermummt. Marius Röer
Mehrere Demo-Teilnehmer haben sich vermummt.
Mehrere Teilnehmer haben sich bei der „Wer hat, der gibt“-Demo vermummt.

Mit großer Verspätung startete dann die Demonstration des anarchistischen Bündnisses „Schwarz-Roter 1. Mai“ vor dem Tierpark Hagenbeck, bei der 800 Menschen erwartet waren, letztlich aber 1000 kamen, darunter auch viele der Demo vom Eppendorfer Baum, die einem entsprechenden Twitter-Aufruf gefolgt waren. Das Motto: „Das System ist die Krise, Anarchismus in die Offensive“.

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Verspätung wegen Lautsprecherwagen

Die Verspätung war zunächst darauf zurückzuführen, dass die Demo-Anmelder noch auf den zuvor bei der „Wer hat, der gibt“-Demo eingesetzten Lautsprecherwagen hatten warten müssen.

Dann waren vor Beginn des Marsches an der Spitze des Aufzuges rund 150 vermummte und schwarz gekleidete Teilnehmer zusammengerückt, umhüllt von Bannern, auf denen unter anderem „Bullenschweine, Mörder, Lügner“ standen. Die Polizei ließ die Demonstranten so nicht starten, doch diese rückten immer wieder einige Schritte vor; möglich, dass es eine gezielte Provokation war. Die Stimmung heizte sich auf, „Halt die Fresse“ riefen Teilnehmer der Polizei entgegen, die mit mehreren Lautsprecherdurchsagen darauf hinwies, dass Vermummung verboten sei.

Teilnehmer:innen der „Wer hat, der gibt“-Demo in Hamburg. dpa
„Wer hat, der gibt“-Demo
Teilnehmer:innen der „Wer hat, der gibt“-Demo in Hamburg.

Schließlich setzte sich der Zug nicht mehr in Bewegung: Gegen 18 Uhr wurde die Demonstration, die eigentlich zum Theodor-Heuss-Platz führen sollte, in eine stationäre Kundgebung abgeändert – nach etlichen Verhandlungsrunden zwischen Polizei und Anmelder.

Demo: Stimmung drohte zu kippen

Durch die Änderung, die vom Demo-Anmelder selbst angefragt worden war, drohte die Stimmung erneut zu kippen: Spezialkräfte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) setzten Helme auf und rückten vor, umstellten den noch immer schwarz gekleideten und vermummten Demonstranten-Block. Zwischenzeitlich rückte die Polizei auch mit Wasserwerfern, die in Seitenstraßen geparkt waren, vor. Um 19 Uhr wurde die Demonstration dann vom Anmelder offiziell für beendet erklärt, die Teilnehmerzahl minimierte sich langsam aber stetig.

Die Polizei hat vermummte Demonstrant:innen eingekesselt. Röer
Die Polizei hat vermummte Demonstrant:innen eingekesselt.
Die Polizei hat vermummte Demonstrant:innen eingekesselt.

Die Lage blieb zunächst angespannt. An mehreren U-Bahnhöfen zwischen Hagenbecks Tierpark und Sternschanze kam es zu Polizeieinsätzen, nachdem Demo-Teilnehmer in größeren Gruppen versucht hatten, einen Zug der Linie U2 gemeinschaftlich zu verlassen und zum Schanzenviertel zu ziehen. Polizeiauflage war allerdings, dass sich die Demo in Kleingruppen auflöst, die Polizei ließ beispielsweise am U-Bahnhof Christuskirche nur einzelne Teilnehmer passieren.

Demo-Teilnehmer muss von Notarzt versorgt werden

Auf der Schäferkampsallee nahe des U-Bahnhofs Schlump wurde am Abend ein Demo-Teilnehmer von Notarzt und Rettungsdienst versorgt. Nach MOPO-Informationen soll es zuvor zu einem Zusammenprall mit einem Polizisten gekommen sein, bei dem der Mann gestürzt war– der genaue Ablauf ist unklar. Der Mann soll anschließend einen Krampfanfall erlitten haben. Zum Gesundheitszustand des Mannes gab es am Abend zunächst keine weiteren Informationen.

Die Polizei äußerte sich am späten Abend bei Twitter: „Uns wurde inzwischen ein Video bekannt, das ein Einschreiten von Polizeikräften am Bahnhof Schlump zeigt. Ein Mann erlitt dabei schwere Verletzungen. Das Dezernat Interne Ermittlungen wurde umgehend informiert.“

Notarzteinsatz auf der Schäferkampsallee. Der 19-Jährige wird behandelt und kommt ins Krankenhaus. Marius Röer
Schäferkampsallee
Notarzteinsatz auf der Schäferkampsallee.

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Weitere Demo startete in der Innenstadt

Beinahe zeitgleich zur Demo in Stellingen sollte am Nachmittag vom Hauptbahnhof die sogenannte revolutionäre 1.Mai-Demonstration aus dem Umfeld des „Roten Aufbaus Hamburg“, den der Verfassungsschutz als gewaltorientiert einstuft, starten. Doch auch dieser Aufzug verzögerte sich, die Anmelder warteten zunächst auf weiteren Zulauf.

Rund sieben Kilometer lang war die Route, die die mehr als 1500 Teilnehmer letztlich hinter sich ließen. Der Protest endete an der Fuhlsbüttler Straße in Barmbek-Nord, laut Polizei ohne nennenswerten Zwischenfälle.

Mehr als 1000 Hamburger Polizisten im Einsatz

Die Polizei Hamburg war mit mehr als 1000 Kräften am 1. Mai im Einsatz. Unterstützt wurde sie auch von Kräften der Bundespolizei, die zusätzlich ihren eigenen Großeinsatz koordinierte: Nach MOPO-Informationen sorgten rund 400 Bundesbeamte für Sicherheit an Bahnhöfen und Bahnanlagen.

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