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  • Polizisten sicherten den Mega-Fund  im Alsterdorfer Polizeipräsidium.
  • Foto: imago/Chris Emil Janßen

1,1 Tonnen Koks: Wie Corona ein Mammutverfahren um einen Mega-Drogendeal beschleunigte

Im Mammut-Prozess um einen großangelegten Schmuggel von 1,1 Tonnen Kokain hat das Hamburger Landgericht am Mittwoch acht Angeklagte zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und zehn Jahren verurteilt. Ungewöhnlich: Nach einem Jahr Verhandlung hatten sich die Beteiligten überraschend auf einen Deal geeinigt – eine Folge von Corona.

Das Vorgehen der Bande war filmreif: Getarnt als Zivilpolizisten täuschten sie im Oktober 2018 eine Verkehrskontrolle vor und stoppten  einen Laster auf einer Autobahn bei Hamburg. Der Lkw transportierte einen Container, der aus Brasilien im Hamburger Hafen angelandet war – und neben Gelatine auch 1,1 Tonnen Kokain enthielt.

Der sichergestellte Koks-Laster von innen.

Der sichergestellte Koks-Laster von innen.

Foto:

RUEGA

Auf einem Parkplatz brachten sie den ukrainischen Lkw-Fahrer und dessen Fahrzeug in ihre Gewalt und fuhren beide zurück nach Hamburg. Dort ließen sie den gekidnappten Fahrer frei. 

Kokain-Schmuggel: SEK nimmt Bande fest

Während der Entladung des Lasters bei einer Spedition wurde die Bande von der Polizei observiert, kurz darauf stürmte das SEK den Tatort. Die Fahnder waren bestens im Bilde: Das Handy des einen Angeklagten war bereits zuvor abgehört worden, weil er in Marihuanageschäfte verwickelt sein sollte. Nur dank dieser Telefonüberwachung hatte die Polizei Wind bekommen von dem Mega-Deal mit Kokain im Verkaufswert von rund 150 Millionen Euro. 

Die fleißigen Entlader der 1.100 Kilopäckchen Kokain kamen wegen Beihilfe zum Handel mit Drogen mit Haftstrafen von rund dreieinhalb Jahren davon. Der Hauptangeklagte, einschlägig vorbestraft, wandert für zehn Jahre hinter Gittern. Er sollte von den unbekannten Hintermännern 200.000 Euro Lohn erhalten.

Video: Gut beschützt wurde der Fund von der Polizei präsentiert

Kokain-Schmuggler mit Verbindungen zu den Hells Angels

Den Ermittlern zufolge pflegten einige Angeklagte enge Kontakte zu einem führenden Hells Angel. Im Prozess spielte eine mögliche Verbindung zu den Rockern aber keine Rolle. 

Der Prozess hatte im Mai 2019 begonnen und verlief zäh. Die Beweisaufnahme gestaltete sich schwierig, so konnte etwa der entführte Lkw-Fahrer nicht als Zeuge vernommen werden, da er in die Ukraine zurück gekehrt und für die dortigen Behörden nicht auffindbar ist. 

Corona-Folge: später Deal mit den Angeklagten

Nach 42 Verhandlungstagen, und damit ungewöhnlich spät, einigten sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung im März 2020 auf einen Deal: Wenn die Angeklagten ihre zaghaften Geständnisse etwas ausweiten, käme man ihnen im Strafmaß entgegen.

Grund für die ungewöhnliche Maßnahme: Angesichts der vielen Verfahrensbeteiligten bestand die Sorge, einer könnte sich mit dem Coronavirus infizieren, alle müssten in Quarantäne und der gesamte Prozess könnte platzen – eine Horrorvorstellung, die die Verhandlungsbereitschaft auf allen Seiten erhöhte. Ein Insider zur MOPO: „Ohne Corona wäre dieser Prozess mit Sicherheit noch lange weitergegangen.“ (ste/afp)

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