• „Rich Kids“ bei der Demonstration von „Wer hat, der gibt“.
  • Foto: Röer

„Wer hat, der gibt”: Demo im Nobelviertel: „Rich Kids“ sorgen für Wirbel

Sie ziehen durch Hamburgs Nobel-Viertel in Harvestehude, um die Millionäre zur Kasse zu bitten: Das Bündnis „Wer hat, der gibt” startete am Samstag eine zuvor angemeldete Demonstration – in der Hoffnung, dass die Reichen dieser Stadt den Corona-Geschädigten unter die Arme greifen. 

Nach offiziellen Angaben fanden sich insgesamt 1100 Teilnehmer zusammen. Die Polizei war mit einem großen Aufgebot vor Ort und stand auch mit Wasserwerfern und Pferden bereit. Die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander, sagte ein Redner zu Beginn der Veranstaltung.

„Wir sind gekommen, um zu zeigen, dass es so nicht weitergehen kann und wir bereit sind, umzuverteilen.“ Dann wurde in Blöcken à 100 Menschen durch Hamburgs Nobel-Viertel marschiert. 

Hamburg: Corona-Demo mit Appell an Millionäre gestartet

Wie auf Plakaten deutlich wurde, fordern die Protestler unter anderem „Mietbefreiung für alle Corona-Geschädigten”. Weiter hieß es auf Plakaten: „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“, „Scheiß Corona, scheiß Kapitalismus!“ und „Freiheit für alle versteckten Milliarden“. Das Bündnis will die Reichen dazu aufrufen, für die Kosten der Coronakrise zu zahlen und hatte zuvor zu bundesweiten Demonstrationen am Samstag aufgerufen. 

Die Protestler der Millionärs-Demo in Hamburg fordern Mietbefreiung für alle Corona-Geschädigten.

Die Protestler der Millionärs-Demo in Hamburg fordern unter anderem Mietbefreiung für alle Corona-Geschädigten. 

Foto:

Röer

Kurz nachdem der Demonstrationszug losgelaufen war, kam es jedoch zu einem Zwischenfall. Parallel zur Demo hatten sich einige als „Rich Kids“ zu identifizierende junge Leute versammelt und unters Volk gemischt. In Anzügen und weißen Hemden gekleidet, mit gefüllten Sektgläsern in der Hand, formierten sie sich, provozierten und machten sich über die Demo-Teilnehmer lustig. Eine junge Frau im Pelzmantel hielt ein Schild mit der Aufschrift „Zutritt ab 1.000.000“ in die Höhe.

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Nach ein paar Selfies und dem Posieren vor den Kameras versuchten die Störenfriede, im Demozug mitzulaufen. Einer der jungen Männer bekam daraufhin prompt den Inhalt einer Flasche über sein Haar gegossen. Die Polizei musste einschreiten und schickte die „Rich Kids“ weg.

Möglicherweise waren diese „Rich Kids“ aber auch Teil der Demo und eine Inszenierung der Veranstalter. Bereits am Nachmittag hatten die Veranstalter ein Bild mit vermeintlichen Millionären getwittert, die augenscheinlich von Demo-Teilnehmern parodiert wurden.

Ein anderer Zwischenfall: Im Bereich Oberstraße und Mittelweg wurden laut Polizei „aus dem Aufzug heraus insgesamt sieben Bengalfackeln und ein schwarzer Nebeltopf entzündet“. Die Stimmung kippte aber nicht, sondern blieb weiter friedlich.

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„Der Großteil der Demo war kreativ angelegt, was man an Kostümen und Umzugswägen gesehen hat“, sagte Holger Vehren, Polizeipressesprecher. „Es war ein grundsätzlich friedlicher Verlauf.“

Um den Staatshaushalt wieder auszugleichen fordert das Bündnis unter anderem die Wiedereinführung der Vermögenssteuer sowie eine einmalige Vermögensabgabe für Millionäre und Milliardäre. 

Einige davon wären sogar bereit, dauerhaft mehr besteuert zu werden: 83 Millionäre in der ganzen Welt forderten genau das tatsächlich in einem offenen Brief, um an den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise beteiligt zu werden. 

Auch in anderen deutschen Städten wurde am Samstagabend demonstriert. Am Nachmittag demonstrierten in Hannover rund 200 Menschen. In Berlin zogen 1000 Demonstranten vom Adenauerplatz über den Ku’damm, vorbei an Luxusläden und Immobilienspekulanten.

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