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  • Die „Viva con Agua"-Unterstützer sammeln auf Festivals Pfandbecher, um den Verein finanziell zu unterstützen.
  • Foto: Markus Schwer für Viva con Agua

„Viva con Agua“ wird 15 Jahre alt: Warum sich ein Ex-Kicker für Trinkwasser stark macht

St. Pauli –

Dieser Fußballer hatte eine tolle Idee! Benjamin Adrion, ehemals Kicker beim FC St. Pauli, setzt sich mit mittlerweile mehr als 10.000 ehrenamtlichen Unterstützern dafür ein, dass alle Menschen weltweit einen Zugang zu sauberem Trinkwasser sowie einer sanitären und hygienischen Grundversorgung haben. Jetzt wird „Viva con Agua de Sankt Pauli“ 15 Jahre alt. Die MOPO hat mit Adrion über die Erfolgsgeschichte des Vereins gesprochen.

Wer schon einmal ein Musik-Festival besucht hat, kennt sie bestimmt: die Pfandbecher-Sammler von „Viva con Agua“. Mit ihren bunten Tonnen und Fahnen sammeln sie Spenden, um weltweit Wasserprojekte und Aktionen zu fördern. Getreu ihrem Motto: „Wasser für alle – alle für Wasser“ arbeitet die Organisation daran, Menschen ihr Recht auf Wasser einzuräumen. Es werden Strukturen geschaffen, um Menschen die Möglichkeit auf sauberes Trinkwasser, eine sanitäre Grundversorgung und verbesserte hygienische Situation zu geben. 

Viva con Agua South Africa

Benjamin Adrion (links) mit seinem Team in Südafrika.

Foto:

Paul Alexander Probst

Wie die Idee entstanden ist? „Im Trainingslager auf Kuba 2005 wurde der Wunsch in mir immer größer, gemeinsam mit dem Vereinsumfeld etwas Soziales auf die Beine zu stellen“, sagt der ehemalige FC St. Pauli-Kicker Benjamin Adrion im Gespräch mit der MOPO. Zurück in Deutschland gründete er noch im selben Jahr den gemeinnützigen Verein „Viva con Agua de Sankt Pauli“. Adrion mobilisiert bis heute Menschen, auf kreative Art und Weise Spenden für einen sozialen Zweck zu sammeln.

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Kinder in Äthiopien waschen sich mit sauberem Wasser die Hände.

Foto:

Lea May für Viva con Agua

Dafür haben sie eine Plattform gegründet. „Die Menschen haben von Anfang an gefühlt, dass wir gemeinsam etwas bewegen können“, erzählt Adrion. Der Netzwerkgedanke stand demnach immer schon im Vordergrund. Doch wie kam es zur Wasserinitiative? „Das Wasser haben wir uns nicht ausgesucht, es kam eher als eine glückliche Fügung zu uns“, sagt Adrion über die erste Zusammenarbeit mit einem kubanischen Wasserprojekt, woraufhin sich der Verein dem Wasser verschrieb.

Viva con Agua“ wächst über die Landesgrenzen hinaus

2010 wurde die erste Mineralwasserflasche verkauft – acht Jahre später waren es 30.000.000 in einem Jahr. Angefangen als Pfandbechersammler auf Festivals, gab es viele Aktionen, die auf die Vereinsarbeit aufmerksam machten. So zum Beispiel 2008 den „Wasser!Marsch“ von Hamburg nach Basel, wo damals die Fußball-EM stattfand. Auf dem Weg in die Schweiz stürmten die Unterstützer in verschiedenen Städten Hörsäle oder veranstalteten mit Musikern Konzerte, um Spenden zu generieren. In 55 Städten in Deutschland haben sich „Viva con Agua“-Crews gebildet, die mit bunten Aktionen auf das Thema Wasser aufmerksam machen.

Seither gibt es mehrere Ableger des Vereins weltweit: Angefangen auf St. Pauli, folgten kurz darauf „Viva con Agua“-Crews in der Schweiz und Österreich. Nach „Viva con Agua Kampala“ (Uganda), steht „Viva con Agua Südafrika“ in den Kinderschuhen. „Auch mit Südafrika folgen wir der glücklichen Fügung“, sagt Adrion. 

Festival Viva con Agua

Die „Viva con Agua“-Unterstützer sammeln auf Festivals Pfandbecher, um den Verein finanziell zu unterstützen.

Foto:

Markus Schwer für Viva con Agua

Gemeinsam mit dem dort lebenden Ajay Paul, einer Koryphäe im WASH-Bereich (Water, Sanitation and Hygiene), soll der positive Aktivismus nun auch in Südafrika Fuß fassen. Um die Lebensumstände von vielen Menschen zu verbessern, engagieren sich zahlreiche Initiativen weltweit mit Projekten in den Bereichen Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene. Um diese Ziele zu verfolgen, ist „Viva con Agua Südafrika“ seit Anfang des Jahres eine eigenständige Organisation.

In der Provinz Ostkap sollen 50 Grundschulen mit einem sicheren Zugang zu sauberen Trinkwasser einer  sanitären Grundversorgungen und Hygieneeinrichtungen versorgt werden. Das heißt im Klartext: sauberes Trinkwasser, Toiletten und Seife. Denn 19 Prozent der Bevölkerung im ländlichen Südafrika haben keinen oder nur einen begrenzten Zugang zu Trinkwasser. Zu einer sanitären Grundversorgung haben laut der Vereinten Nationen 25 Prozent keinen Zugang und ganze 73 Prozent haben keine oder nur eine eingeschränkte hygienische Versorgung.

„Viva von Agua“ in Südafrika: Helfen auf Augenhöhe

Wichtig ist den Aktivisten, dass sie mit allen auf Augenhöhe arbeiten. Sie helfen, damit die Menschen vor Ort sich selbst helfen können. Um die ökonomisch Schwächsten in dieser Regionen zu unterstützen, bauen oder sanieren sie Wasserversorgungsstellen. Workshops und Bildungsmaterialien werden angeboten. Denn nach der Projektzeit sollen die Anlagen auch richtig genutzt und im Notfall repariert werden können.

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Die Schüler in Mosambik nehmen begeistert an den WASH-Workshops von „Viva con Agua“ teil.

Foto:

Adrin Fretz für Viva con Agua

Doch sie wollen nicht nur bauen, sie wollen, dass die Menschen mitgestalten. Dazu engagieren sich Künstler aus Musik, Sport und Kunst, die gemeinsam die Regenwasserauffangsysteme, Latrinen oder Komposttoiletten kreativ gestalten. „Wir wollen die Schüler für das Thema sensibilisieren und mit ihnen gemeinsam durch viel Freude, mit Musik, Kunst und Sport eine Verhaltensänderung erwirken. Nicht nur um gute Erinnerungen zu schaffen, sondern vielmehr damit die Kinder etwas lernen und weitertragen können“ erklärt Adrion. Mit dem „WASH in school“-Projekt erhofft sich der Verein einen Dominoeffekt, der etwa 20.000 Menschen berühren soll.

„Viva con Agua“: Da geht noch mehr!

Doch damit nicht genug: Gemeinsam mit dem „Secret Love Project“ unterstützen sie eine Initiative, die Obdachlosen in Kapstadt „Herzen“ schenken. Diese Sticker können die Wohnungslosen auf der Straße verkaufen und dadurch etwas verdienen.

Mosambik Viva con Agua

In Mosambik hat die Entwicklungsorganisation mit Schülern bereits die neuen Anlagen im „Viva con Agua“-Style gestaltet.

Foto:

Adrin Fretz für Viva con Agua

Zusätzlich dazu möchte „Viva con Agua“ die Stadt liebevoller gestalten und ähnlich wie in Hamburg GoBanyo Busse fahren lassen, damit sie die Bedürftigen duschen können und an Hygieneartikel kommen.

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Und wenn tatsächlich jedem einzelnen Menschen ein Zugang zu Wasser ermöglicht wurde? „Dann suchen wir uns etwas anderes, womit wir gemeinsam und mit Freunden und Spaß etwas Gutes tun können“, verspricht Adrion.

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