• Auf dem Rathausmarkt ist die zwölfte Hamburger Klimawoche in vollem Gange. Am Freitag lockte ein Gespräch zwischen drei bekannten Experten zahlreiche Zuschauer. 
  • Foto: Pauline Reibe 

„So schnell wie möglich“: Tschentscher: So soll Hamburg zum Klima-Vorbild werden

Altstadt –

Seit dem 20. September steht Hamburg voll im Zeichen von Nachhaltigkeit, noch bis Sonntag läuft die 12. Hamburger Klimawoche. Auf dem Rathausmarkt steht unter einem corona-konform durchgelüfteten Zelt die Bühne, auf der die Vorträge und Diskussionen stattfinden: Anhören kann man sie sich online oder vor Ort, beides ist kostenlos. 

Während die Stuhlreihen vor der großen Bühne bei den meisten Veranstaltungen am Freitagnachmittag nur teilweise oder gar nicht besetzt waren, wurde es gegen 19.30 Uhr deutlich voller. Der Grund waren die drei namhaften Gäste, die sich auf der Bühne eine Debatte lieferten: Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, Transformationsforscherin Maja Göpel und die Wirtschaftswissenschaftlerin und Schirmherrin der Klimawoche, Claudia Kemfert. 

Klimawoche 2020 auf dem Rathausmarkt: Noch bis Sonntag

„Corona und Klima: Was wir wirtschaftlich und gesellschaftlich ändern müssen“, lautete der Titel der Veranstaltung und wenn man Peter Tschentscher Glauben schenkt, dann hat sich in den letzten beiden Jahren seiner Amtszeit bereits einiges zum Positiven verändert. Er berichtete von der Initiierung der „Chicago Climate Charta“, von Gesprächen mit „Fridays For Future“-Aktivisten und von seinem Eindruck, dass das Thema Klimaschutz nun im Bewusstsein „aller Generationen, aller Parteien, aller Akteure, auch der Wirtschaft“ angekommen sei. 

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Auch den sehr ambitionierten Hamburger Klimaplan mit etwa 400 Maßnahmen lobte der Erste Bürgermeister. „Hinter jeder Maßnahme steht eine bestimmte Menge an CO2, die eingespart wird. Diese sehr konkrete Planung der CO2-Verringerung ist etwas Besonderes.“ Zudem seien noch weitere Projekte in der Vorbereitung.

„Ich streite mich nicht über Jahreszahlen“, so Tschentscher. „Ich möchte, dass unsere Stadt so schnell wie möglich klimaneutral wird.“ Damit wolle er zu einem Klimaschutz-Vorbild für andere große deutsche Städte werden: bis 2030 solle der CO2-Ausstoß in Hamburg um 55 Prozent sinken. 

Klimaschutz: Hamburg soll Vorbild für andere Städte werden

Das hat bundesweit noch niemand geschafft – doch Claudia Kemfert hält es für nicht unrealistisch, auch wenn es „ein paar Baustellen“ gebe. Die Wirtschaftswissenschaftlerin kritisierte scharf das Kohlekraftwerk Moorburg, das man „eigentlich gar nicht hätte bauen dürfen.“ Auch die Straßenverkehrsordnung sei ein großes Problem: Der fließende Autoverkehr dürfe nicht länger Vorrang vor Fahrradfahrern haben. 

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„Corona und Kim: Was wir wirtschaftlich und gesellschaftlich ändern müssen“ war am Freitagabend das Thema von Forscherin Maja Göpel, Bürgermeister Peter Tschentscher und Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert. 

Foto:

Pauline Reibe 

Die Verkehrswende ist für Bürgermeister Peter Tschentscher ebenfalls ein wichtiges Thema. Um die Stadt von Autos zu entlasten, wolle er zum einen Bus und Bahn ausbauen, zum anderen sichere Radwege schaffen. Seine Strategie: Mehr Alternativen zum Auto anbieten, „dann verzichten die Leute ganz von allein darauf.“

Klimawoche in Hamburg: Kritik an Kohlekraftwerk Moorburg

Was das Kohlekraftwerk Moorburg betrifft, kam es zwischen Tschentscher und Kemfert noch zu einem kleinen Schlagabtausch. Der Bürgermeister betonte die enormen Potentiale der Windenergie im Norden – schon jetzt erzeuge man aus Windkraft mehr Strom, als man brauche. Man müsse schon vorhandene Windenergieanlagen abschalten, weil die Leitungen mit all dem Überschussstrom nicht umgehen könnten. 

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Das konnte die Wirtschaftswissenschaftlerin nicht so stehen lassen. „Es stimmt faktisch nicht, dass die Stromleitungen nicht ausreichen. Der einzige Grund für die Abriegelung von Windkraftanlagen ist, dass Moorburg die ganze Zeit Strom ins Netz liefert. Wenn man es vom Netz nehmen würde, wären ausreichend Kapazitäten für die Windenergie da“, so Kemfert. Sie wolle dem Bürgermeister die Angst nehmen, dass nach der Abschaltung des Kohlekraftwerks nicht genug Strom vorhanden sei: Die Technik zur Umwandlung der Windenergie sei in jedem Fall vorhanden.

Die Corona-Krise schließlich bezeichnete Peter Tschentscher als Chance. Sie habe gezeigt, dass vieles auch anders möglich sei: Mehr Home-Office und Videokonferenzen, weniger Meetings „irgendwo auf der Welt“. Nun müsse neue wirtschaftliche Kraft entwickelt und in die richtigen Bereiche gelenkt werden. 

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