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  • Die Hamburgerin Fenja Kramer hat sich während ihrer Corona-Erkrankung von den Behörden allein gelassen gefühlt. (Symbolbild)
  • Foto: Karl-Josef Hildenbrand/picture alliance/dpa

„Schmerzen überall“: Hamburgerin hat Corona – und dann Behörden-Ärger

Die Hamburgerin Fenja Kramer kehrte Mitte März aus Tirol in die Hansestadt zurück und begab sich in freiwillige Selbstquarantäne. Nur einen Tag später bekam sie Corona-Symptome. Die nachfolgenden Wochen – eine harte Belastungsprobe.

Im Webmagazin Peppermynta, das eigentlich die Menschen für mehr Nachhaltigkeit im Alltag begeistern soll, schildert die 48-Jährige aus St. Pauli und Gründerin des Magazins, Fenja Kramer, ihren ganz persönlichen Erfahrungsbericht mit dem Coronavirus. 

Die selbstständige Grafikerin fuhr mit der Bahn in der Nacht vom 14. auf den 15. März zusammen mit ihrem 16-jährigen Sohn von Tirol zurück nach Hamburg. Sie hatten Freunde in Österreich besucht. Wieder zurück begaben sich die Beiden in eine freiwillige Selbstquarantäne – einen Tag später beginnen bei Fenja Kramer die ersten Symptome.

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„Ich fühle mich schlapp und müde, habe einen Frosch im Hals, etwas erhöhte Temperatur.“ beschreibt sie ihren Zustand auf Peppermynta. Nach ein paar Tagen entschließt sie sich, die Vertretungsärztin ihres Hausarztes anzurufen. „Dort hat man mir ernsthaft geraten, ins UKE zu fahren“, erzählt sie der MOPO. „Wen ich da noch hätte alles anstecken können auf dem Weg!“ 

„Extreme psychische Belastung“: Eine Hamburgerin über ihre Corona-Odyssee

Als nächstes versucht sie es bei der 116 117, die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes. „Da bin ich dauernd aus der Leitung geworfen worden“, berichtet sie, „eine extrem psychische Belastung.“ Nach erst zwei Tagen erreicht sie dort jemanden, weitere zwei dauert es, bis ein Mann von der Kassenärztlichen Vereinigung mit einem Test vorbeikommt.

Fenja Kramer geht es jetzt immer schlechter. „Ich bin kurzatmig, habe Brustdruck und leichte Stiche in der Seite“, schreibt sie auf Peppermynta. Weil noch kein offizielles Testergebnis vorliegt, bekommt sie bei Anrufen bei ihrem Hausarzt kein Verständnis mehr. „Die Ärztin meinte, dass es sich hundertprozentig um einen grippalen Infekt handelt“, erzählt sie, „sie hat mich und meine Angst vor der Krankheit nicht ernst genommen, war verständnislos“. Als sie beim Einatmen einen tiefen Stich fühlt, wird sie panisch, der Druck beim Atmen wird immer schlimmer.

Corona in Hamburg: Eine Hamburgerin erzählt ihre Erfahrungen

Das Testergebnis kommt erst nach fünf Tagen – und es ist positiv. Kramer wird aufgrund ihrer schlimmen Symptome im Krankenhaus Altona untersucht, darf danach aber wieder nach Hause. Mittlerweile ist es schon Ende März. Sie fühlt sich mit ihren vielen Fragen alleine gelassen. „Am 2. April hab ich dann vom Gesundheitsamt die Anweisung bekommen, dass ich geltend ab dem 16. März bis auf Weiteres in Quarantäne bin. Da war ich aber schon zweieinhalb Wochen krank!“

Wann wüsste sie eigentlich, wann sie nicht mehr ansteckend sei? „Wenn ich 48 Stunden keine Symptome hätte, hat man mir dann erklärt. Aber ich hatte ja nicht mal diese typischen Symptome wie Husten, woher sollte ich denn beurteilen, wann ich symptomfrei bin?“

Corona in Hamburg: Stress mit den Behörden

Es ist der 8. April abends, als Fenja Kramer auf einmal von einer unbekannten Nummer angerufen wird. Sie fühlt sich symptomfrei seit 48 Stunden und macht einen kurzen Spaziergang mit Maske. Es ist ein Amtsarzt dran, der ihr die Nachricht hinterlässt, ihn umgehend zurückzurufen. Einen Tag später ruft sie ihn an: Der Arzt erklärt ihr, er hebe ihre Quarantäne rückwirkend zum 5. April auf.

„Warum ruft er mich denn erst am Donnerstagmorgen an, um mir dann drei Tage der Quarantäne zu streichen?“, die 48-Jährige ist sauer, „ich bin selbstständig und nach dem Seuchenschutz-Gesetz habe ich auf diese drei Tage dann offiziell keinen Entschädigungsanspruch.“

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Seit mehr als zwei Wochen wartet die Hamburgerin mittlerweile auf das Entlassungsschreiben vom Gesundheitsamt. Bevor sie das nicht in den Händen hält, darf ihr Sohn zurück nicht in die Schule gehen und seine Abschlussprüfung machen. „Es ist einfach nur noch ermüdend“, klagt Fenja Kramer bitter.  „Warum der Arzt mich erst nach Entlassung meiner Quarantäne angerufen hat, kann man mir nicht erklären.“ 

Corona in Hamburg: Warten auf das Entlassungsschreiben

Das Datum der Entlassung der Quarantäne ließe nicht mehr ändern, erzählt Kramer. „Am 5. April hatte ich noch Muskel- und Gelenkschmerzen und war unglaublich schlapp“, berichtet sie. „Der Arzt sagte aber, dass das keine ansteckenden Symptome mehr von Corona wären. Darunter zählten nur laufende Nase oder Husten. Die hatte ich aber nie während der ganzen Zeit.“

Über zwei Wochen wartet die Hamburgerin auf das Entlassungsschreiben, am 23. April kommt es endlich per Mail an – und sogar mit dem für Kramer passenden Enddatum der Quarantäne. „Ich bin unglaublich erleichtert“, freut sich die 48-Jährige, „das schicke ich jetzt erst mal an die Lehrerin meines Sohnes.“

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