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  • Am Montag wurde Olaf Scholz als Kanzlerkandidat in Berlin vorgestellt. 
  • Foto: picture alliance/dpa

„Inkonsequenz mit Wumms“: Kanzlerkandidat! Die Reaktionen auf den Scholz-Kracher

Mitten in der politischen Sommerpause ernennt die SPD ihren Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl in gut einem Jahr. Der ehemalige Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz soll für die Sozialdemokraten ins Rennen gehen – das stößt parteienübergreifend nicht nur auf Begeisterung.  

CDU/CSU:

Aus der Union hagelte es Kritik zur Bekanntmachung der Kanzlerkandidatur. „Jetzt ist nicht die Zeit für Wahlkampf und Kandidatenkür. Unser Land steht vor großen Herausforderungen und riesigen Aufgaben in der Corona-Pandemie“, sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume der „Passauer Neuen Presse“. Ähnlich äußerte sich auch Parteichef Markus Söder: „Kein Mensch in Deutschland hat Verständnis dafür, dass wir jetzt über Wahlkampf reden“, sagte der bayerische Ministerpräsident. Den unpassenden Zeitpunkt für die Nominierung beklagte auch Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW.

Die Junge Union störte sich hingegen eher an Scholz‘ Inhalten. „Wie ein linkes Programm mit Ausrichtung auf Grün-Rot-Rot zum Kandidaten Olaf Scholz passen soll, bleibt ein Rätsel“, sagte Tilman Kuban, Vorsitzender der Jungen Union, bei RTL. Die Ernennung von Olaf Scholz als Kanzlerkandidat sei ein „Akt der Verzweiflung“, hieß es indes aus der Senioren-Union.  

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Tilman Kuban, Vorsitzender der Jungen Union. 

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FDP:                                 

FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg hat die Nominierung von Olaf Scholz zum SPD-Kanzlerkandidaten als „Inkonsequenz mit Wumms“ bezeichnet. Sie bezog sich dabei auf den Tweet von SPD-Chefin Saskia Esken, die Scholz‘ Kandidatur mit den Wort „Olaf hat den Kanzler-Wumms“ kommentiert hatte. „Das seit Jahren bekannte Modell der SPD – mit einem in der Bevölkerung angesehenen, aber in der Partei nicht unterstützten Minister als Kanzlerkandidat anzutreten und spätestens im Wahlkampf wird der Widerspruch zwischen pragmatischem Kandidaten und linkem Programm klar – wird jetzt nach gescheiterter Kandidatur für den Vorsitz und mit Linksbündnis-Ansage neu aufgelegt“, sagte Teuteberg der Düsseldorfer „Rheinischen Post“.

Linke:

Katja Kipping, Linke-Parteichefin, bewertete die Berufung zum Kanzlerkandidaten zurückhaltend. „Ich gestehe auch ihm zu, dass er sich inhaltlich neu orientiert. Ob er das macht, das wird sich zeigen. Mein Eindruck war, dass sich die SPD selber jetzt in einigen Fragen neu aufgestellt hat, sozialpolitisch“, betonte Kipping.

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Grüne:

„Die Überraschung hielt sich in Grenzen. Wir haben damit gerechnet, jetzt ist es so gekommen. Wie erwartet“, sagte Robert Habeck, Parteichef der Grünen, auf einer Pressekonferenz. Durch die Kandidatur ändere sich „gar nichts“, kommentierte er die Neuigkeiten. Auch Habeck kritisierte den Zeitpunkt der Verkündung mitten in der Corona-Krise, für Wahlkampf sei es noch viel zu früh, sagte er. An Scholz gewandt wünschte er dem neuen Kanzlerkandidaten „Viel Glück auf der Reise.“  

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Robert Habeck kommentierte die Nominierung gelassen. 

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AfD:

Jörg Meuthen, Bundessprecher der Alternative für Deutschland, bezeichnete Scholz auf Twitter als „Trojanisches Pferd“, der aus rein taktischen Gründen von der Parteispitze ausgewählt wurde, um der Partei einen „bürgerlichen Anstrich zu geben“. Lauf Hamburger Fraktionschef Dirk Nockemann sei eine Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz „zum Scheitern verurteilt“, sagte er bei NDR 90,3.

SPD:

Aus der eigenen Partei erhielt Scholz gemischte Reaktionen. Während SPD-Chef Norbert Walter-Borjans die Nominierung zwar begrüßte, wies er auch nachdrücklich daraufhin, dass die Partei nach wie vor ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Wahlprogrammes für die Bundestagswahl hätte. Es habe unter den Mitgliedern auch einige Kritiker gegeben, doch: „Wir haben mit vielen Menschen in der SPD gesprochen, und am Ende war klar, dass Olaf Scholz der beste Kandidat für die Partei und für das Land ist“, sagte Walter-Borjans.

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Und auch abseits der politischen Bühne gab es bereits erste Reaktionen auf die plötzliche Ernennung eines Kanzlerkandidaten. Die „Neue Zürcher Zeitung“ (Schweiz) meinte am Dienstag: „Wer Politik auch nach ihrem Unterhaltungswert beurteilt, wird mit diesem Kandidaten eher wenig (…) anfangen können“. (afp/dpa/ots/hb)

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