• Mit fünf Tagen Verspätung hat das RKI Hamburg zum innerländischen Risikogebiet erklärt (Symbolbild).
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Fünf Tage später: Warum Hamburg vom RKI erst jetzt zum Risikogebiet erklärt wird

Seit Montag liegen die wöchentlichen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in Hamburg über der kritischen Grenze von 50, trotzdem erklärt das Robert-Koch-Institut (RKI) die Stadt erst am Freitag zum innerländischen Risikogebiet. Grund ist unter anderem die Meldepraxis der Hamburger Sozialbehörde, die zu völlig verzerrten Zahlen beim RKI führt.

Als der 7-Tage-Inzidenzwert in Hamburg am Montag erstmals über 50 stieg, dümpelte der offizielle RKI-Wert für das Bundesland noch bei 42 – und näherte sich über die folgenden fünf Tage in Mini-Schritten der Hürde zum Risikogebiet. Als er laut RKI endlich die 50 übersteigt, liegt er tatsächlich bereits bei mehr als 75,1.

Erfreuliche Folge für die Hamburger: Obwohl sie faktisch längst in einem innerländischen Risikogebiet lebten, konnten sie in der Woche noch an Nord- und Ostsee urlauben, denn das Beherbergungsverbot in Schleswig-Holstein orientiert sich an den viel zu niedrigen Werten des RKI.

Warum das RKI Hamburg erst jetzt zum Risikogebiet erklärt

Warum aber ist Hamburg nicht spätestens am Dienstag offiziell vom RKI zum Risikogebiet erklärt worden? Das liegt erstens an der Uhrzeit, zu der Hamburg seine Neuinfektionen an das RKI meldet – und zweitens an der kuriosen Rechenmethode des Instituts.

Denn: Das RKI nimmt für seine Berechnung die Zahlen, die um Mitternacht vorliegen. Hamburg meldet seine Zahlen aber immer erst am nächsten Tag um neun Uhr morgens, mit der Folge, dass das RKI um Mitternacht für den aktuellen Tag meist den Wert „null“ einträgt – und die 7-Tages-Inzidenz folglich nur aus sechs Tagen berechnet. 

Hamburger Inzidenzwert: Zahlen des RKI regelmäßig zu niedrig

Wie der „Spiegel“ errechnet hat, fehlen dem RKI in 79 Prozent alle Fälle für Hamburg die Werte für den aktuellen Tag – das ist bundesweiter Rekord. Bei Bremen etwa tritt das nur in fünf Prozent der Fälle auf.

Neuinfektionen in Hamburg: Das sagt die Sozialbehörde zum RKI

In der Hamburger Sozialbehörde sind die unrealistisch niedrigen RKI-Wert für Hamburg bekannt, werden aber nicht als großes Problem betrachtet. „Entscheidend ist doch, dass wir entsprechende Maßnahmen eingeleitet haben, sobald unsere eigenen Zahlen einen Inzidenzwert über 50 angezeigt haben“, heißt es auf MOPO-Nachfrage. Und etwas lapidar: „Dass die RKI-Werte regelmäßig zu niedrig sind, darauf weist auch das RKI selbst hin.“

Dass die Neuinfektionen immer erst am Folgetag um 9 Uhr gemeldet werden, erklärt die Behörde damit, dass auf diese Weise auch Nachmeldungen von Vorabend noch mit einfließen können.

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