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  • Beim CSD 2017 liefen im Rahmen des Austauschprogramms wie jedes Jahr Jugendliche aus Russland mit dem LSVD Hamburg mit.
  • Foto: LSVD Hamburg

„Die Ehe für alle war ein großer Schritt“: Lesben- und Schwulenverband feiert 25 Jahre

Seit 25 Jahren setzt sich der Lesben- und Schwulenverband Hamburg (LSVD) für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) ein. 2020 feiert der ehrenamtliche Verband in der Hansestadt Jubiläum. Er blickt auf eine ereignisreiche Geschichte zurück.

Jedes Jahr am 17. Mai ist der Himmel in Hamburg kunterbunt. Denn an diesem Tag lässt der LSVD Hamburg seit 2009 jährlich hunderte rote, gelbe, blaue und grüne Luftballons in die Höhe steigen. Damit soll ein Zeichen gegen Hass und Homophobie gesetzt werden. 

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2020 musste der jährliche Rainbow-Flash des LSVD Hamburg etwas anders gefeiert werden.

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LSVD Hamburg

Die Anfänge in der Hansestadt reichen zurück bis ins Jahr 1995. Am 11. Februar gründete sich der LSVD Hamburg, damals noch SVD-Hamburg (Schwulenverband in Deutschland).  Erst vier Jahre später wird der SVD zum LSVD. Bis 2007 war der Verein dann mal mehr, mal weniger aktiv – die letzten drei Jahre sogar ohne Vorstand. 2008 übernahmen Barbara Mansberg und Wolfgang Preussner den Landesvorstand, mittlerweile im 13. Jahr.

25 Jahre LSVD Hamburg: Eine bewegte Geschichte

„Über die ersten Jahre vor 2008 kann ich fast nichts sagen“, erzählt Wolfgang Preussner im Gespräch mit der MOPO. „Davon existieren fast überhaupt keine Akten. Es war ziemlich viel Arbeit, nach drei Jahren ohne Vorstand mit der Arbeit richtig anzufangen.“ Mittlerweile sind etwa 200 Mitglieder im Hamburger LSVD. 

Preussner und Mansberg begannen, sich als Landesverband Hamburg in politische Themen einzumischen – mit dem Ziel der Gleichstellung der LSBTI-Menschen. Dabei sind sie aber nicht alleine, sondern stellten zusammen mit der Hamburger Community verschiedene Projekte auf die Beine, arbeiten mit der Aids-Hilfe und dem „Lesbenverein Intervention“ zusammen.

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„Die Hamburger Politik unterstützt den Verein und unsere Forderungen seit Jahren“, so Preussner. „Hamburg stimmt auf Bundesebene immer für die Ergänzung von Artikel 3 im Grundgesetz. Andere Bundesländer stellen sich allerdings dagegen.“ Der LSVD will Artikel 3 um „sexuelle Identität“ ergänzen. Dort steht bisher: „Niemand darf wegen seines Geschlecht, seiner Abstammung, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft […] benachteiligt werden.“

25 Jahre LSVD in Hamburg: Rainbow-Flash und Demokratiepreis

„Ein großer Schritt war für uns die Öffnung der Ehe 2017″, sagt Preussner, „das haben wir ganz groß gefeiert. Der Bundesverband arbeitet daran seit seiner Gründung. Aber auch das Jubiläum der zehn Jahre Lebenspartnerschaft im Jahr 2011 sind etwas, an das wir uns sehr gerne erinnern.“

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Dekoration des LSVD zum 10-jährigen Jubiläum des Lebenspartnerschaftsgesetz 2011.

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LSVD Hamburg

Ein jährliches Highlight sei normalerweise der CSD, dieser kann in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nicht wie sonst stattfinden. „Hamburg Pride plant derzeit eine Fahrraddemo“, so Preussner, „das ist noch nicht beschlossen, aber ich sehe darin kein Problem, wenn die Menschen im Abstand eine Tour durch Hamburg fahren.“ Der CSD sei ein wichtiges Event, um sichtbar zu sein für die Gesellschaft. In Hamburg kommen dort sonst etwa 250.000 Menschen zusammen.

25 Jahre LSVD Hamburg: Austauschprogramm mit St. Petersburg

Besonders stolz ist Preussner auf das Menschenrechtsprojekt im Rahmen der Städtepartnerschaft Hamburg – St. Petersburg im Bereich der Jugendarbeit. Jugendliche zwischen 18 und 26 Jahren können an dem jährlichen Austausch teilnehmen und die jeweiligen Projekte im anderen Land besuchen.

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Wolfgang Preusner und Barbara Mansberg sind der Vorstand des LSVD Hamburg.

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LSVD Hamburg

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Der Besuch in Russland verlaufe allerdings immer ein wenig anders als in Hamburg. „Ich sage den Teilnehmern vorher, dass sie ihre Regenbogen-Klamotten zu Hause lassen sollen“, erklärt der 59-Jährige, „die Festivals finden meistens in großen Hotels oder Kinos statt. Dort sind sie etwas vor dem Gesetz geschützt.“ Umso schöner findet er es, wenn die russischen Jugendlichen nach Hamburg zum CSD kommen. „Wenn sie am Bahnhof die bunten Flaggen sehen, sind sie meistens schon total überwältigt.“

25 Jahre LSVD Hamburg: Es bleibt noch viel zu tun

Die Toleranz in Hamburg sieht er als relativ hoch an – im Gegensatz zur Hauptstadt. „In Berlin werden jeden Tag ein bis zwei Menschen wegen ihrer Homosexualität denunziert, geschlagen oder überfallen“, mahnt er. Das sei in der Hansestadt nicht so, trotzdem gebe es natürlich Pöbeleien und Stadtteile, in denen Männer nicht Händchen haltend spazieren gehen können.

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Es bleibt also auch nach 25 Jahren noch viel zu tun. Ein großes Anliegen ist dem LSVD die Änderung der Abstammungsregeln. Laut dieser ist nur Mutter eines Kindes, die dieses tatsächlich auch geboren hat. Für Kinder, die in eine Ehe hineingeboren werden, bestimmt das Gesetz, dass der Ehemann der zweite rechtliche Elternteil des Kindes ist – gleichgültig ob er tatsächlich der biologische Vater des Kindes ist oder nicht.

Aber diese Vorschrift sei nicht um „die Ehefrau der Mutter“ erweitert worden. „Die Ehefrau der Mutter kann deshalb weiterhin nur im Wege der Stiefkindadoption der zweite rechtliche Elternteil des Kindes werden“, erklärt Preussner. „Und das wollen wir ändern.“

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