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„Das System ist eine Katastrophe“: 116117 – Ärzte-Hotline in Hamburg total überlastet

Für Hamburger mit Corona-Symptomen ist es aktuell schwer, Hilfe zu bekommen. Das liegt vor allem an der völlig überlasteten Ärzte-Hotline. Nun soll mehr Telefon-Personal organisiert werden.

Tut, tut, tut… – diese Tonabfolge hören viele Hamburger mit Symptomen häufig, wenn sie die Nummer des Ärzte-Notrufs wählen. Das Besetztzeichen – eine Stimme ist nur selten am anderen Ende zu hören. Das liegt daran, dass die Ärzte-Hotline in Hamburg komplett überlastet ist. Ein Problem, da viele Menschen mit schlimmen Symptomen kaum oder viel zu spät Hilfe bekommen. 

„Ununterbrochen versucht, jemanden zu erreichen“

So auch Kristina N., die mit Husten, Fieber und Halsschmerzen aus dem Ski-Urlaub wiederkam: „Ununterbrochen habe ich versucht, jemanden unter der 116117 zu erreichen. Irgendwann am späten Abend hatte ich dann Erfolg. Der Arzt, der Sie besuchte, erzählte von Menschen ohne Symptome, die zudem die Leitungen belegen. 

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„Das System ist eine Katastrophe. Wer nicht durchkommt, kann nicht getestet werden und bleibt ungeachtet“, ist Malena H. schockiert von dem angeblichen Service. Sie würde gerne bald wieder ihre Arbeit im Kreißsaal in der Klinik antreten, doch nur wenn sie Gewissheit über ihren Zustand habe. 

Lungen brennen wie Feuer – keine Möglichkeit auf Test

Uta-Ernst-D. hatte in der vergangenen Nacht 40 Grad Fieber. „Meine Lungen brennen wie Feuer“, erzählt sie der MOPO. Seit 7.30 Uhr versuchte sie vergeblich, jemanden über die Ärzte-Hotline zu erreichen. Um 17 Uhr wählte sie dann die Nummer des Gesundheitsamts, doch auch dort wurde sie nur wieder auf die Hotline verwiesen„

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„Die Ansagen bei der 116117 kenne ich schon auswendig. Ich denke, ich habe mich infiziert – somit auch meine drei Kinder und mein Mann. Meine Symptome sind schwer, aber nach eigener Einschätzung nicht lebensbedrohlich.“ Doch sie wisse nicht, ob sie damit richtig liege. Denn einen Arzt erreicht sie nicht. „Wie komme ich an den Test? Ich bin zu schwach, um mehr zu tun und darf ja auch nicht raus.“

Ärzte-Hotline: Nur in begründeten Fällen anrufen

Es sind viele Einzelschicksale, die die Probleme bei der Hotline verdeutlichen. Doch offenbar sind es auch Personen ohne Symptome, die die Leitungen belegen und damit den Zugang für die wirklich kranken Menschen erschweren. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat deshalb an die Bürger appelliert, sich nur in begründeten Fällen an den Arztruf 116117 zu wenden. 

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Die Hotline sei sehr stark ausgelastet, sagte Tschentscher am Dienstag. „Wir müssen darum bitten, dass man wirklich sich nur meldet, wenn es bestimmte Situationen gibt, in denen man etwas zu entscheiden hat und auch diese Beratung braucht.“

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Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) ergänzte, nur Menschen mit Grippe-Symptomen, Rückkehrer aus Risikogebieten und Kontaktpersonen von Infizierten sollten sich an die Hotline wenden. Viele Anrufer hätten diesen Hintergrund aber nicht. Prüfer-Storcks betonte: „Solidarität in diesen Zeiten heißt auch, dass man nicht unbegründet medizinische Versorgungskapazitäten in Anspruch nimmt.“

Hotline in Hamburg: Bis zu 20.000 Anrufe pro Tag

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Walter Plassmann, ist der selben Meinung: „Wir schließen uns ausdrücklich den Aussagen von Bürgermeister Peter Tschentscher und Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks an. Wir erhielten in den vergangenen Tagen
bis zu 20.000 Anrufe am Tag, das ist 25 mal so viel wie in normalen Zeiten.“ Ein großer Teil der Anrufenden sei symptomfrei und gehöre damit nicht in die KV-Versorgung. „Die Nummer 116117 ist denjenigen vorbehalten, die aus einem Risikogebiet kommen oder Kontakt mit einem nachweislich positiv getesteten Menschen hatten und Erkältungssymptome aufweisen“, erklärte Plassmann in einer Pressemitteilung.

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In Absprache mit der Kassenärztlichen Vereinigung solle das Personal für die Hotline und die Tests nun aufgestockt werden. Die Gesundheitssenatorin Prüfer-Storcks rief Medizinstudenten und pensionierte Ärzte auf, den Gesundheitsämtern etwa bei der Rückverfolgung von Kontakten Infizierter und beim Arztruf zu helfen. Ob das Problem damit gelöst wird, bleibt abzuwarten. Wichtig ist nur, dass den Menschen mit echten Symptomen schnell geholfen werden kann. 

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