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„Social Distancing“ ist hier unmöglich: Hamburg will die Radwege nicht ausweiten

Das „Social Distancing“ hat in den Zeiten der Corona-Krise oberste Priorität – doch in Hamburg können sich Fahrradfahrer oft nicht daran halten. Auf den Radwegen ist ein Abstand von 1,50 Metern schlicht unmöglich – und Hamburg will nichts dagegen unternehmen.

1,50 Meter sollen zwischen zwei Fremden, die sich auf der Straße begegnen, mindestens liegen. Damit sich auch Fahrradfahrer an diese Vorschrift halten können, wurden in Städten wie Berlin und New York auf Autospuren temporäre Radwege eingerichtet. Doch in Hamburg soll eine solche Maßnahme nicht ergriffen werden – der Radfahrerverband ADFC ist empört.

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Dirk Lau ist Sprecher des Radfahrerverbands ADFC und kritisiert Hamburgs zu schmale Radwege. In einem Interview mit „Nahverkehr Hamburg“ macht er seinem Ärger Luft. Gerade bei gutem Wetter und aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr in den öffentlichen Verkehrsmitteln weichen viele Hamburger jetzt auf das Fahrrad aus. Die Radwege in der Hansestadt sind dementsprechend voll – 1,50 Meter Platz bleiben selten zwischen den Radlern. „Kein Mensch kann auf den typischen – oft nur ein bis zwei Meter schmalen – Hamburger Radwegen den geforderten Abstand einhalten.“, so Lau.

Hamburger ADFC fordert Ausweitung von Radwegen

Als Fußgänger und Radfahrer würde man sich vom Senat nicht ernstgenommen fühlen, wenn eine solche Abstandsregelung eingeführt wird, aber die Wege trotzdem schmal bleiben. „Umso wichtiger ist es, dass Radfahrer und Fußgänger jetzt mehr Platz erhalten – beispielsweise durch sogenannte Popup-Bikeslanes auf der Kieler Straße, der Stresemannstraße und der Elbchaussee.“

Dirk Lau würde diese Maßnahme als Chance für alle sehen: Das Radfahren hilft der Gesundheit und auch dem Klima. „Da ist es doch Gebot der Stunde und große Chance, wenn die Stadt den freien, ungenutzten Platz auf der Straße umverteilt und ihn den Verkehrsteilnehmern gibt, die den vorgeschriebenen Abstand von 1,50 Metern nicht einhalten können.“

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Doch die Verkehrsbehörde und der Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sehen laut Bericht von „Nahverkehr Hamburg“ keine Notwendigkeit für eine Erweiterung der Fahrradwege – die Reaktion des ADFC darauf ist deutlich. „Es ist völlig unverständlich, dass die Verkehrsbehörde mal wieder den Kopf in den Sand steckt und so tut, als ob da kein Bedarf wäre.“, empört sich der Sprecher.

ADFC-Sprecher Dirk Lau fordert mehr Platz für Radler

„Doch die Hamburger SPD denkt weiter in veralteten Mobilitätskategorien und achtet in erster Linie darauf, dass dem Autoverkehr nichts weggenommen wird.“ Lau fordert jetzt deshalb mehr Platz für den Radverkehr, damit sich auch die Radler an den vorgegebenen Mindestabstand halten können – ein Verstoß kostet schließlich 150 Euro Bußgeld. (se)

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