Urk wirkt idyllisch. Hat aber auch Geschichten zu ignorierten Corona-Regeln und zu Drogenschmuggel zu bieten. Unser Kolumnist musste hier „notlanden“. Und trank leckeres heimisches Bier.

Urk wirkt idyllisch. Hat aber auch Geschichten zu ignorierten Corona-Regeln und zu Drogenschmuggel zu bieten. Unser Kolumnist musste hier „notlanden“. Und trank leckeres heimisches Bier. Foto: pictura alliance/zoonar

Postkarten-Insel mit Drogen, Schellfisch und lecker „Bokker“

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Auf der Fähre waren angeblich Drogen gefunden worden, so lautete jedenfalls ein Gerücht im Hafen von IJmuiden. Weil sich der Zoll mit schnüffelnden Hunden erst in Position bringen musste, legte das Schiff aus Newcastle mit Verspätung an.

Als unser Bus dann losrollte, meldete Google Maps, dass die Schnellstraße über den Abschlussdeich Richtung Harlingen gesperrt war. Stau! Wir brauchten einen Ersatzplan für eine Rast auf dem Weg zurück nach Hamburg. So landeten wir in: Urk.

Heimat der größten Kutterflotte der Niederlande

Urk klingt nach Ork, spricht sich im Niederländischen mit einem „Ü“ aus und hat, wie es sich für ein Städtchen von Fischern gehört, konsequenterweise einen Schellfisch im Wappen. Der Hafen ist Heimat der größten Kutterflotte der Niederlande. Am Rande der Siedlung aus flachen Fischerhäusern und engen Gassen steht ein kleiner weißer Leuchtturm.

Klingt nach Postkartenland am Ufer der Zuiderzee? Es gibt aber noch eine andere Seite.

Geburtenrate auf Urk eine der höchsten der Niederlande

Bevor die Niederländer dem Meer das Land abtrotzten, war Urk eine Insel. Deshalb weist das Ortsschild darauf hin, dass man sich „op Urk“ befindet, also: auf Urk, nicht in Urk.

Die Widerspenstigkeit einer Insel hat man sich über die Jahrhunderte bewahrt. Knapp 95 Prozent der Urker sind Protestanten, in der Hauptsache strenggläubige Calvinisten. Was erklärt, dass die lokale Geburtenrate eine der höchsten der Niederlande ist und pro Kopf mehr Geld für Wohltätigkeit ausgegeben wird als irgendwo sonst in unserem Nachbarland.

Insel Urk in den Niederlanden: Die Sache mit den Drogen

Während der Pandemie geriet Urk landesweit in die Schlagzeilen, weil man die Corona-Maßnahmen der Regierung in Den Haag als lässliche Tipps interpretierte und weitgehend ignorierte. Corona-Impfung? Urk! Und dann gab es vor ein paar Jahren die Sache mit den Drogen.


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Kokain im Wert vieler Millionen Euro hatten Urker Fischer von einem Containerschiff übernommen und an Land geschafft. Die Mafia hatte die Not der Fischer ausgenutzt und jene, die sich vom Geld nicht überzeugen ließen, bedroht. Im Gericht sprach der Staatsanwalt darüber, dass die Kriminellen von der Verschwiegenheit der Urker profitierten, die Fremden gegenüber verschlossen sind.

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Davon habe ich wenig gemerkt, als ich bei „Kibbeling“ (frittiertem Kabeljau) in einem kleinen freundlichen Restaurant an der Wasserkante saß und „Bokker“ trank, ein Bier, dessen Logo ein bärtiger „Bokker“ ziert. „Bokken“ meinte das Fischen mit Baumkurrennetz, und daraus entwickelte sich ein Synonym für die harten Kerle, die rausfahren auf die Nordsee.

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