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Auf dem Frachter „Matthew“ wurden 2,2 Tonnen Koks mit einem Straßenverkaufswert von 157 Millionen Euro gefunden. Foto: picture alliance / empics

„Operation Piano“: So dramatisch ist das Koks-Problem

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Ich bin sicher, dass einige Peter Tschentscher, Hamburgs Bürgermeister, verdächtigten, in der Sache mit den Drogen zu übertreiben. Tschentscher hatte in einem Interview mit der „Zeit“ von einem „ernsten Problem“ mit Schmugglern gesprochen und den Hafen einen „Risikofaktor für die innere Sicherheit“ genannt.

Was Tschentscher meint, lässt sich beispielsweise in Antwerpen besichtigen: Mehr Drogen im Hafen bedeuten mehr Gewalt. Schusswechsel in der Stadt, Explosionen, ein elfjähriges Mädchen wurde getötet. Eine Gang versuchte sogar, Belgiens Justizminister Vincent Van Quickenborne zu entführen.


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Kaum anders die Lage in Rotterdam, denn die Kartelle kennen keine Grenzen: Sie attackieren Staat, Polizei und Journalisten. Bekanntester Fall ist der Mord am Kriminalreporter Peter R. de Vries, der auf offener Straße erschossen wurde. Ermittler gehen davon aus, dass es das Attentat einer berüchtigten marokkanischstämmigen Drogenbande war.

Lange Haftstrafen für die Bande

Ein Gericht in Irland verurteilte eine internationale Bande nun zu langen Haftstrafen. Die Umstände, die zur Verhaftung auf der Keltischen See führten, lesen sich wie das Drehbuch eines wilden Actionfilms. Es geht um 2,2 Tonnen Kokain im Wert von 157 Millionen Euro, einen Frachter im Sturm und „Operation Piano“.

September 2023, vor der Südküste Irlands. Die Behörden hatten den Tipp erhalten, dass an Bord der „Matthew“ eine große Menge Drogen unterwegs war, die an einen Fischkutter namens „Castlemore“ übergeben werden sollte. Ein Patrouillenschiff der irischen Marine nahm die Verfolgung auf.

Die Soldaten wiesen den Frachter an, den Hafen Cobh anzulaufen – doch der Kapitän ignorierte den Befehl und versuchte zu entkommen. Warnschüsse! Doch der Frachter fuhr weiter und wollte mit Ziel Afrika entkommen. Dann seilte sich ein Kommando der irischen Spezialeinheit „Army Ranger Wing“ von einem Hubschrauber auf dem Deck ab.

Dieser Teil der Mission war gefährlich

Im Prozess wurde klar, wie gefährlich dieser Teil der Mission war. Die Rotorblätter des Helikopters kamen gefährlich nah an einen der Deckkräne der „Matthew“, die in vier Meter hohen Wellen rollte und stampfte und Zick-Zack-Kurs fuhr. „Nur das Können des Piloten verhinderte eine Katastrophe“, hieß es im Prozess.

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Elitesoldaten stürmten schwer bewaffnet die Aufbauten. Sie verhinderten auch, dass die Schmuggler die Drogen in einem Rettungsboot anzünden konnten. Innerhalb weniger Minuten nahmen sie alle Verbrecher fest. „Operation Piano“ endete mit dem größten Drogenfund in der Geschichte Irlands.

Das Gericht verhängte nun die Strafen: 20 Jahre Haft gegen das Besatzungsmitglied Cumali „Jimmy“ Ozgen, der als Anführer des Kartells gilt. Die anderen Angeklagten wurden zu Haftstrafen zwischen 13,5 und 18 Jahren verurteilt.

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