US-Präsident Donald Trump

US-Präsident Donald Trump Foto: IMAGO/Newscom World

Donald Trump ist „Captain Evil Orange“

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Die Aufnahme ist leicht verwackelt und zeigt ein Schnellboot, das eine weiße Linie in die See pflügt. Die Kamera zoomt heran: Feuerball! Wie in einem Computerspiel. Wer immer an Bord war, ist nun tot.

Fünf dieser Videos hat Donald Trump inzwischen veröffentlicht. Wie viele Menschen er ohne Vorwarnung töten ließ, ist nicht genau bekannt, es sollen 26 sein. Der Aspirant für den Friedensnobelpreis, den ihm rechtsverdrehte Zeitgenossen tatsächlich verleihen wollen im Zeitalter des kollektiven Irrsinns, hat wieder zugeschlagen.

An Bord der Schnellboote sollen Drogenkuriere aus Venezuela gewesen sein, behauptet Trump. Er hat sie als „terroristisch“ einstufen lassen, und dies genügt seinem neu benannten „Kriegsministerium“, willkürlich erstellte Todesurteile zu vollstrecken. Ob es Schmuggler waren oder Fischer, wie die Diktatur Maduros in Caracas behauptet, der man ebenso wenig glauben kann: unklar. Beweise gibt es nicht.


Stefan Kruecken hfr
Stefan Krücken

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Klar hingegen ist, dass wir nicht nur im Zeitalter des Irrsinns angelangt sind, sondern dass staatliches Piratentum in der Karibik zurück ist. Wo einst Nationen wie Spanien, Großbritannien, Frankreich und die Niederlande Freibeuter wie „Blackbeard“ mit Kaperbriefen ausstatteten und wahllos Schiffe überfallen ließen, ist heute „Captain Evil Orange“ aktiv.

Die Angriffe erfolgen in internationalen Gewässern, weit entfernt von der amerikanischen Küste. Sie sind ein klarer Bruch von Seerecht und Völkerrecht sowie des US-amerikanischen Rechts, denn der Kongress wurde auch nicht befragt. Der einzige Begriff, der dazu passt: Piraterie. Früher brachte die Coast Guard mutmaßliche Schmuggler auf und stellte sie vor Gericht. Heute ermordet Trumps sie ohne Prozess auf der Basis von … ja, was eigentlich?

Vereinte Nationen rufen US-Regierung zu „Zurückhaltung“ auf

Die Vereinten Nationen rufen die US-Regierung zu „Zurückhaltung“ auf. Manche Juristen vertreten die Ansicht, dass Trump ein Fall für den Internationalen Gerichtshof ist. Schließlich haben die Richter in Den Haag den ehemaligen philippinischen Präsidenten Duterte angeklagt, der mutmaßliche Drogenhändler hinrichten ließ. Im eigenen Land, nicht in internationalen Gewässern.

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In den sozialen Medien lese ich auch eine Menge Zustimmung und muss mich fragen lassen, ob ich Sympathien für Drogenkartelle hege. Nein, kein bisschen. Aber ich habe Sympathien für die Prinzipien des Rechtsstaats, was auch immer im Absturz der USA unter Trump noch davon übrig ist.

Es sind AfD-Anhänger, die mir so etwas schreiben, viele aus dem Osten. Aber dort gab es bei einigen heutigen Mitbürgern ja schon früher die Neigung, flüchtenden Menschen in den Rücken zu schießen.

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