Die wahren Könige des Hamburger Hafens
„Endlich wieder richtiger Hafengeburtstag!“ Bekäme man einen Euro für jeden glücklichen Seufzer, der am Wochenende ausgestoßen wird, dann hätte man auch keine Fragen mehr. Nach Corona und Verschiebung steigt nun endlich wieder ein echtes Hafenfest, Nummer 834, und zwar genau so, wie es so viele lieben. Inklusive Schlepperballett, Auslaufparade, fettiger Finger und Fluchens über das Gedränge zwischen Fischbude und Karussell. Ich freue mich auch darüber.
„Endlich wieder richtiger Hafengeburtstag!“ Bekäme man einen Euro für jeden glücklichen Seufzer, der am Wochenende ausgestoßen wird, dann hätte man auch keine Fragen mehr. Nach Corona und Verschiebung steigt nun endlich wieder ein echtes Hafenfest, Nummer 834, und zwar genau so, wie es so viele lieben. Inklusive Schlepperballett, Auslaufparade, fettiger Finger und Fluchens über das Gedränge zwischen Fischbude und Karussell. Ich freue mich auch darüber.
Nun machen sich aktuell viele Sorgen um den Hafen und die Frage, wie er sich entwickeln kann angesichts notorischer Behäbigkeit von Behörden und ewiger Kirmes in der Politik. Die teure, aber ziemlich gescheiterte Elbvertiefung, die noch immer ungeklärte Frage der chinesischen Beteiligung, der Druck durch die Mitbewerber Rotterdam und Antwerpen – und wie genau geht es weiter mit der Köhlbrandquerung?
Häfen: Für 600.000 Menschen ein Arbeitsplatz
Manchmal kommt es mir vor, als sei gar nicht so richtig im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit angelangt, welche Probleme ein schwächelnder Hafen verursachen wird. Knapp 600.000 Jobs hängen direkt und indirekt an diesem Wirtschaftsmotor. Diskutiert aber wird vor allem über Fragen des Schierlings-Wasserfenchels oder ein Radwege-Konzept. Und entscheiden mag sowieso keiner mehr irgendetwas, bevor nicht ein Gutachter das Gutachten eines Strategiepapiers begutachtet.

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.
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„Sea Blindness“ ist ein Thema, über das ich hier immer wieder schreibe, die Blindheit davor, wie wichtig maritime Dinge für unser Leben sind. Ich fürchte: Wenn es richtig schiefläuft, werden unsere Kinder Touristen aus Fernost durch den Hafen schaukeln, also von dem, was noch als maritime Kulisse übrig ist. Dann ist quasi immerzu Hafengeburtstag, aber es wird nur noch wenig zu feiern geben.
Ehrenamtliche halten die alten Schiffe am Laufen
Aber gut, Entschuldigung, freuen wir uns erst mal auf dieses Wochenende, an dem zudem in England ein neuer Monarch gekrönt wird. Um die Brücke nach London zu schlagen: Die Könige des Hafens sind für mich all jene, die alte Schiffe am Laufen halten. Die Ehrenamtler werden da sein, wenn der Rummel am Montag wieder weiterzieht. Auf dem Stückgutfrachter „Bleichen“, dem weißen Schwan „Cap San Diego“, auf dem dampfenden Dinosaurier „Stettin“, der eleganten „Schaarhörn“ oder der „Peking“, die nur deshalb nicht in den Hochofen fuhr, weil ein paar Hamburger Bürger nie aufgaben.
Wer also beim Hafengeburtstag unterwegs ist, sollte die Gelegenheit nutzen, diesen Anpackern auf den schwimmenden Schätzen zu danken. Und vielleicht an Bord zu fragen, wie man die Crews unterstützen kann. Was wäre Hamburg ohne seine alten Schiffe – nicht nur an besonderen Feiertagen?